Es ist dieses qualitativ hochwertige Alleinsein, das von keinem Sex der Welt ersetzt werden kann: Dein Körper und du sind alleine, du kannst mit ihm Dinge anstellen, die noch nie jemand anderes angestellt hat oder anstellen durfte. Niemand verurteilt dich, niemand redet dir ein schlechtes Gewissen ein. Du kannst in die dunkelsten, schönsten und dreckigsten Ecken deiner Fantasien vor- und eindringen.

Ja, Sex in Partnerschaften befriedigt im Idealfall die Libido und dadurch die Häufigkeit des eigenen Befummelns. Doch die Masturbation bleibt immer noch das i-Tüpfelchen in der Welt der Lust. Wie geil sich das anfühlt, zeigt die (leider kostenpflichtige) Webseite Beautiful Agony. Da können Nutzer*innen Videos von ihren Gesichtern (merke: NUR ihren Gesichtern!) beim Orgasmus hochladen. Es soll zeigen, wie ehrlich und lustvoll der eigenhändige Klimax sein kann, und wie sich diese Natürlichkeit in den Gesichtern der kommenden Menschen widerspiegelt.

Dass sich das Masturbationsverhalten in Beziehungen ändert, lässt sich trotz der Vorteile nicht abstreiten. Aber wie genau? Wir haben Menschen gefragt, die sich gerade in einer Beziehung befinden. Spoiler: Niemand hört mit der Autoerotik auf. Warum sollte man auch?

Lotte, 28 Jahre

Wenn ich in einer Beziehung bin, ändert sich erst mal nichts daran, wie oder wie oft ich masturbiere. Zumindest solange wir nicht zusammen wohnen. Mein Ex ist damals für ein Jahr bei mir eingezogen. Ab da konnte ich nicht mehr selbst Hand anlegen – musste ich aber auch nicht, weil er ja da war. Wir haben offen geredet, viel Sex gehabt oder es manchmal voreinander gemacht.

Zum Ende des Beziehung hat sich die Lust schleichend verdünnt und einmal, als er schlief, hab ich es mir selbst gemacht. Neben ihm. Ich hab mich im Nachhinein unsäglich geschämt. Es fühlte sich nach Verrat an und viel dreckiger, als ich Masturbation sonst empfinde. Mit meinem neuen Freund wohne ich nicht zusammen. Noch macht es jede*r für sich selbst. Ich bin gespannt, ob ich nochmal in so eine Situation gerate und ob ich mich dann anders verhalte.

Frauke, 28 Jahre

Seit ich in einer Beziehung bin, tue ich es seltener, viel seltener. Eigentlich ist mein Ideal, es fast gar nicht zu tun. Nicht aus Treuegründen oder so einem Blödsinn. Einfach, weil ich die sexuelle Energie lieber sparen will, um sie später gemeinsam zu genießen. Das ist unendlich schöner, spannender, aufregender, interessanter. Ab und zu tu ich es schon, aber meistens dann, wenn ich weiß, dass wir uns länger nicht sehen werden oder wenn wir aus irgendwelchen Gründen für ein paar Tage keinen Sex haben können.

Dann tue ich es am liebsten zu Hause in meinem Schlafzimmer. Eigentlich kommt aber jeder halbwegs private Ort in Frage. Wenn ich gerade extrem geil bin und dem Verlangen unbedingt nachgeben will, dann tuts auch eine Toilette auf Arbeit, auf der Uni oder bei Freund*innen zu Besuch. In der Dusche tu ich es auch gerne, mit dem Wasserstrahl kann man einige tolle Dinge machen. Einmal ist es sogar schon im Schwimmbad passiert, zwischen all den Leuten. Da war ich aber noch ein Teenie. Was nicht heißt, dass ich es nicht jetzt auch noch machen würde.

Auch die Tageszeit spielt bei mir eine Rolle: Witzigerweise bin ich zwischen 13 und 16 Uhr besonders geil. Da erwischt es mich manchmal recht krass und ich fühle mich wie ein hilfloses Tier, das sich nicht gegen seine Instinkte wehren kann. Aber das passiert erst, seit ich die Pille abgesetzt habe. Davor war ich ziemlich betäubt, was sexuelles Verlangen angeht.

Manchmal habe ich Sexträume, die bis zum Orgasmus führen können, ohne dass ich mich anfassen muss. Natürlich ist es intensiver, wenn ich meine Hände benutzen kann. Mit der Zeit habe ich es sogar geschafft, mich selbst ganz kurz vor dem Höhepunkt im Traum aufzuwecken, um dann selbst Hand anzulegen. Ein Game Changer!

Mit meinem Freund spreche ich offen darüber, aber gemeinsam masturbieren wir nicht. Für mich ist das Alleinsein ein wichtiger Bestandteil bei der Masturbation. Wenn ich intim mit mir selbst bin, hat da niemand anderes etwas verloren.

Ich denke meistens an erfundene oder fremde Menschen. Meistens ein Paar, Mann und Frau. Seit ich mit meinem Freund zusammen bin, spielt er auch ab und zu eine Fantasierolle. Das ist mir bei vorherigen Beziehungen noch nie passiert, er ist der erste. Sexspielzeuge benutze ich keine. Mein Pornokonsum ändert sich mit oder ohne Beziehung nicht. Die gucke ich so oder so.

Jens, 27 Jahre

Seit ich in einer Beziehung bin, masturbiere ich viel weniger. Als ich noch Single war, tat ich es fast täglich vor dem Einschlafen mit Internetpornos im Schlafzimmer. Durch die Beziehung gibt es mehr und regelmäßig Sex, wodurch das Masturbieren naturgemäß weniger wurde. In der Beziehung masturbiere ich ab und zu, wenn wir ein paar Tage lang keinen Sex mehr hatten. Dann im Klo oder unter der Dusche, weil ich nicht neben meiner Freundin masturbieren will. Da hätte ich das Gefühl, ihr nicht genügend Respekt entgegenzubringen. Gemeinsames masturbieren gibt es nicht, da ist doch Sex viel besser. Obwohl ich vergeben bin, schaue ich immer noch Pornos im Netz, jetzt aber auf dem Handy und seltener. Ich denke teilweise an sie, teilweise nicht. Ab und zu suche ich sogar bei den Pornos nach Frauen, die meiner Freundin ähnlich sehen.

Tobias, 27 Jahre

Seit ich einen Freund habe, masturbiere ich definitiv viel weniger als vorher. Vor allem, seit wir zusammengezogen sind. Zu Hause bin ich fast nie alleine, weil er von dort aus arbeitet. Manche meinen, dass man in einer Beziehung nicht mehr masturbieren müsste, weil man ja sexuell befriedigt sein sollte. Das finde ich nicht. Masturbation ist immer noch etwas, das ich gerne für mich selbst tue. Klingt vielleicht blöd, aber warum soll ich immer nur jemanden anderen glücklich machen, statt mal nur mich?

Jetzt ist es so, dass ich meistens alleine wichse, wenn er früher schlafen geht, er mit Freunden ausgeht oder früher die Wohnung verlässt. Es ist auf jeden Fall eines der ersten Dinge, an die ich denke, wenn ich mal alleine bin. Meistens tu ich es mit Pornos oder ich chatte mit anderen Typen auf irgendwelchen Dating-Apps. Davon weiß mein Freund aber.

Wenn wir länger getrennt sind, weil einer von uns zum Beispiel im Urlaub ist, denke ich dabei auch öfters an ihn. Im Alltag eher nicht.

Das Thema an sich ist bei uns nicht tabu, aber wir reden auch nicht wirklich darüber, wer wie oft masturbiert. Wenn es trotzdem mal im Gespräch aufkommt, verheimlichen wir es nicht. Manchmal masturbieren wir gemeinsam zu Pornos, aber das passiert immer weniger.

Jakob, 26 Jahre

In meiner Beziehung masturbiere ich nicht weniger als vorher als Single. Da ich meine Freundin nicht jeden Tag sehe, habe ich auch keine festen Zeiten. Ich kann es tun, wann immer ich möchte. Ich masturbiere grundsätzlich täglich, in Ausnahmefällen ist auch mal eine Pause von ein bis drei Tagen dazwischen.

Vor meiner Freundin habe ich noch nie masturbiert, umgekehrt auch nicht – weil wir ja ohnehin Sex haben, wenn wir uns sehen. Wir haben daher keine gemeinsamen Masturbationserfahrungen. Ich spreche auch nicht mit ihr darüber. Das Thema blieb bisher immer eines für mich persönlich.

Nora, 26 Jahre

Ich bin, seitdem ich date, nie wirklich Single gewesen – ich hatte entweder Affären oder war in einer Beziehung. Masturbieren gehörte trotzdem immer dazu. Ich mache es manchmal auch vor meinem Freund. Ihm gefällt das. Wir haben auch von Anfang an zwanglos darüber gesprochen, dass wir auch ohne den anderen masturbieren, das war nie peinlich. Als wir eine Fernbeziehung führten, hat er mich manchmal gebeten, es während unseres Skype-Video-Telefonats zu machen. Ich hingegen finde es nicht besonders erregend, einem Mann dabei zuzuschauen.

Ich mach es am liebsten, wenn ich tatsächlich alleine bin oder wenn er schon schläft und ich noch nicht einschlafen kann. Es entspannt mich. Seit ich angefangen habe zu arbeiten und wir zusammen wohnen, ist auch der Alltag bei uns eingezogen. Wenn ich von der Arbeit gestresst bin, ist die Lust auf Sex manchmal auch nicht mehr so groß wie früher. Dann masturbieren wir gemeinsam nebeneinander, oder besorgen es uns gegenseitig. Das Ding ist: Wenn ich es mir selber mache, komme ich sicher und in kurzer Zeit. Das klingt jetzt super unromantisch, aber ich masturbiere meistens aus praktischen Gründen.

Ich denke meistens an irgendwelche Szenarien, die ich bereits erlebt habe, sei es mit meinem Freund oder auch an vergangene Liebschaften, wenn es denn besonders schön war. Das erzähle ich meinem Freund aber nicht.

Mit Spielzeug und Pornos kann ich nicht viel anfangen. Dildos oder Vibratoren sind für mich totes Material. Sie sind kompliziert, ich muss sie reinigen oder Batterien nachfüllen. Den Zugang zu Pornos habe ich auch noch nicht gefunden. Ich steh irgendwie nicht drauf, fremden Menschen beim Sex zuzusehen.

Steffen, 28 Jahre

Mein Wichsverhalten verändert sich in einer Beziehung relativ extrem, weil schlicht und einfach kein Bedarf mehr besteht. Ich würde sagen, es geht um etwa 80 bis 90 Prozent zurück. Wenn ich es dann trotzdem tue, dann am liebsten im Bett mit Pornos, selten in der Dusche und meistens alleine. Manchmal auch zu zweit oder gegenseitig. Meine Freundin und ich sprechen oft darüber, aber eher nur so wie über das Wetter, es geht nicht wirklich ins Detail.

Lena, 28 Jahre

Ja, wenn ich einen Freund habe und wir regelmäßig miteinander schlafen, masturbiere ich weniger. Aber komplett aufgehört habe ich nie. Egal, ob Single oder nicht. Ich liebe es, wenn mein Freund und ich es uns gegenseitig besorgen.

Für mich ändert es nichts, ob ich in einer Beziehung bin oder nicht. Ich unterscheide Sex und Masturbation völlig. Das Ergebnis ist vielleicht das gleiche, aber der Weg dahin und auch die Denke sind unterschiedlich. Masturbieren kann ab und zu sogar ehrlicher, intimer und authentischer sein als Sex. Es geht darum, sich selbst zu kennen und zu verstehen. Vielleicht auch dunkle oder verbotene Gedanken rauszulassen, die du mit dem Partner nicht ausleben kannst.