"Ich bin Muslim, aber kein Terrorist" – eine Erklärung, die in diesen Tagen manch ein Muslim vorbringen muss. Denn im Netz tummeln sich besorgte Bürger oder Rechtsgesinnte, die den Unterschied zwischen islamisch und islamistisch nicht verstehen.

Yusuf Hassan hatte genug von den Anfeindungen und gründete deshalb vergangenes Jahr Tutlub – ein exklusiv-muslimisches soziales Netzwerk. Er selbst ist Muslim, lebt und arbeitet in England.

Im Prinzip bietet die Plattform dieselben Grundfunktionen, wie andere soziale Netzwerke auch: es gibt Profilseiten, Pinnwände und Privatnachrichten. Zusätzlich wurden Features entwickelt, die speziell auf die Bedürfnisse von Muslimen zugeschnitten sind: wie die "Prayer Page", auf der die User mit einem Klick ein Gebet an Freunde und Familie schicken können.

Gegen Stigmatisierung

Vorrangig will Hassan andere Muslime vor digitaler Islamophobie schützen. In einem Interview mit der Nachrichtenseite "Quartz" sagte er: "Unser Job ist es, ein Medium für Muslime anzubieten, in dem sie gern posten und sich mit islamischen Inhalten beschäftigen können, ohne Angst haben zu müssen, als Fundamentalist abgestempelt zu werden".

Durch die Möglichkeit, auf Tutlub offen über den Islam diskutieren zu können, hofft Hassan aber auch der Radikalisierung von Usern durch extremistische Gruppen wie Boko Haram entgegenzuwirken. Diese nutzen die großen Netzwerke, um neue Anhänger zu rekrutieren.

Hassan will das auf Tutlub verhindern: "Hier können Nutzer mit verifizierten und überprüften Geistlichen in Kontakt treten, wenn sie beten wollen oder Rat brauchen", sagt er. Ob die Nutzer tatsächlich dem Islam angehören, wird allerdings nicht überprüft.

Tutlub ist zwar nicht das erste exklusiv-muslimische Netzwerk – muslimface.com hat sich bereits im Mitteln Osten und Südostasien etabliert – jedoch mit der Überprüfung der Geistlichen einmalig. Vorerst ist die App nur in Hassans Heimatland Nigeria erhältlich, wo die fünftgrößte muslimische Bevölkerung der Welt lebt.