Ohne lange zu fackeln und hemmungslos in guter inyourface-Manier haben wir einigen Menschen die Frage gestellt: Was macht dich geil? Abgesehen von ein paar Aggressoren, die sich unter Schmerzandrohungen gegen die Frage wehrten, und denen, die mit roten Gesichtern davonliefen, waren die meisten nach einer kurzen Überraschungsphase bereit zu antworten. Hier sind sie.

Rebecca, 27 Jahre, Kommunikationsberaterin

Entschuldigung, was macht dich geil?

Oh Gott!
Zu heftig?

Nein, Moment. Lass mich überlegen ... Meine Antwort ist Barrieren.
Wie meinst du das?

Zum Beispiel jemand, den ich aus irgendwelchen Gründen nicht haben kann oder nicht haben darf. Meistens, weil die Person schon zu jemand anderem gehört oder ich selbst vergeben bin.
Ist das nicht deprimierend?

Ja, das auch. Beides. Und physisch finde ich es auch sexy, wenn du unbedingt mit jemanden Sex haben möchtest, aber noch alle Klamotten anhast. Der Moment zwischen Klamotten ablegen wollen und sie tatsächlich ablegen. Das sind meine liebsten. Es ist, als könnte ich meinen Körper klar hören, wie er nach mehr schreit.

Rita, 28 Jahre, Wissenschaftliche Mitarbeiterin

Entschuldigung, was macht dich geil?

Hahaha, inwiefern?
Wie du möchtest.

Okay, mir fällt gerade voll nix ein. Doch: Die Sekunde Stille bevor der Bass einsetzt.
Was macht das mit dir?

Es ist die Ruhe vor dem Sturm. Ich spüre, dass gleich was ganz Krasses kommt. So auf die Art, noch einmal schnell durchatmen und dann loslegen.
Und dann tanzt du wild und geil ab?

Geil vor allem.

Torben, 30 Jahre, Soziologe

Entschuldigung, was macht dich geil?

Aaaarhh, gar nicht so einfach! Bis wann brauchst du die Antwort?
Eigentlich jetzt.

Okay. Eine Flasche Entre-Deux-Mers am Mekong trinken und Christian Kracht lesen.
Bitte?

Der Entre-Deux-Mers bezieht sich auf ein Zitat von Kracht. Er wiederum, da die ihm zugeschriebene snobistische Art etwas Subversives hat. In Zeiten, wo sich jeder als Rucksacktourist Fernreisen leisten kann und meint, jede Kultur zu verstehen, letztlich aber nur sein eigenes Ego aufplustert. Außerdem schreibt er unglaublich gut. Meine Geilheit zieht sich also aus Distinktion, Distanz und Sprachgenuss.

Sophia, 27 Jahre, Erzieherin

Entschuldigung, was macht dich geil?

Oh, okay! Das kann ich beantworten. Kluger Humor!
Nur das?

Ja, nur das. Das ist alles, was ich brauche. Bring mich zum Lachen und ich besteige dich.
Wenn ich dir also einen guten Witz erzähle, reicht das?

Ne. Ich schätze, guter Humor kommt Hand in Hand mit Intelligenz. Richtig lustige Menschen sind in meinen Augen auch klug. Diese Mischung ist es. Können wir gemeinsam lachen, können wir auch ficken.

Dominik, 30 Jahre, Student

Entschuldigung, was macht dich geil?

Puh, da muss ich ein bisschen nachdenken, was mich eigentlich geil macht.
Nimm dir alle Zeit der Welt.

Also wenn sie die Initiative ergreift. Und Strapse.
Strapse, die du beim Sex genüsslich ausziehen kannst?

Die kann sie ruhig anlassen. Nur das Höschen muss weg.
Und dann hart dominiert werden?

Sowieso.

Eric, 26 Jahre, Student

Entschuldigung, was macht dich geil?

Es macht mich geil, wenn heiße Typen Bücher lesen.
Was für Bücher?

Bücher, die radikale Fragen stellen, Zweifel säen. Zum Beispiel: dekonstruktivistische Soziologie.

Und was machst du in so einem Fall?

Ich stelle mir vor, wie er mit dem Buch in meinem Bett liegt. Und ich ihm das Buch dann aus der Hand reißen kann.

Kasia, 32 Jahre, Theater- und Sozialpädagogin

Entschuldigung, was macht dich geil?

Mit Braten in der Röhre Kate Bush hören und Pierogi Ruskie essen.
Wie oft warst du denn schon schwanger?

Bisher noch nie, es ist die Vorstellung.
Verstehe, und was sind Pierogi Ruskie?

Das sind quasi polnische Maultaschen.
Also Schwangerschaft, Maultaschen und Kate Bush, ja?

Ja. Die Pierogi sind ja wohl eindeutig! Das ist einfach das geilste Essen, da gibt's keine Diskussion. Und Kate ist eine Waldfee und simuliert eine andere Realität, eine bessere.

Louis, 33 Jahre, Entrepreneur

Entschuldigung, was macht dich geil?

Ich bin ständig geil!
Immer und überall?

Ich setze geil mit Begeisterungsfähigkeit gleich. Ich lasse mich gerne von einem Objekt der Begierde fangen und gedanklich erregen. Achso, und das ist natürlich nur zu 30 Prozent sexuell gemeint.
Hast du ein Beispiel für mich?

Das kann natürlich eine Person sein, aber oftmals sind es einfach Gegenstände wie ein bei einem Spaziergang zufällig entdecktes Haus.

Manuela, 28 Jahre, Fachmitarbeiterin

Entschuldigung, was macht dich geil?

Darauf war ich nicht gefasst, das braucht kurz Zeit. Im Moment finde ich ja Bouletten mit Kartoffelpürree ziemlich geil.
Finale Antwort?

Nein. Deine Frage kann ich eigentlich nicht nicht mit etwas Sexuellem verbinden. Ich sage: ein schöner Mund.
Und wann ist ein schöner Mund schön?

Naja, voll und genaue Konturen. Und sanft.
Nur die Lippen?

Nein. Die Mundwinkel und das Kinn müssen auch dazupassen.

Bianca, 29 Jahre, Yoga-Lehrerin in Australien

Entschuldigung, was macht dich geil?
Wie lange magst du das beantwortet haben?

Ganz egal, was auch immer dir dazu einfällt.

Wenn es kurz sein soll: Großteils das, was vor dem Sex passiert. Die Atmosphäre, die durch eine Situation, ein Gespräch, oder vielleicht sogar einen Film oder Musik et cetera geschaffen wird. Das kann in alle möglichen Richtungen gehen. Manchmal kann es romantisch und süß sein, manchmal hart und dreckig. Und alles, was dazwischen ist.
Personen selbst auch?

Doch auch. Ein Mann, der weiß, was er will und nicht scheut, es sich zu nehmen.
Und wenn du dich für nur ein Wort entscheiden müsstest?

Liebe.