Triggerwarnung: Dieser Artikel enthält eine Erfolgsgeschichte, viel Geld, viel Glück, eine Weltreise und eine gut aussehende, sympathische Familie. Es besteht erhöhte Neidgefahr.

Vor 13 Monaten standen Garrett (25) und Jessica (30) auf ihrem Grundstück und verkauften alles: das Auto, die Möbel und alle Klamotten, die sie nicht mitnehmen konnten. Ein paar Erinnerungsstücke haben sie in Boxen zu den Eltern gebracht. Danach sind sie mit den zwei Kindern Dorothy (damals 3) und Manilla (1) losgereist.

Dass Garrett kurz vorher ein Millionengeschäft abgeschlossen hatte, dürfte ihnen den nötigen Mut gegeben haben, ihren Plan durchzuziehen. Als Student an der Brigham Young University entwickelte Garrett eine App, die QR-Codes scannt. Zusammen mit zwei Kommilitonen gründete er eine Firma, verkaufte sie an Snapchat und bekam dafür 54 Millionen Dollar.

Heute haben er und seine Familie bereits 28 Länder bereist, darunter Neuseeland, Thailand, Nepal, Griechenland und Italien.

Wie lebt es sich ohne eigenen Besitz? "Wir lieben es, zu lernen, wie man mit wenig lebt. Und wie man Erinnerungen anhäuft – und nicht Dinge", sagt Jessica zu ze.tt. Obwohl sie ein privilegierteres Leben als die meisten von uns leben können, geben sich die Gees bodenständig. Sie kommen beide aus mittelständigen Familien und lebten ein finanziell mittelständisches Leben in der Stadt Provo im amerikanischen Bundesstaat Utah.

"Wir sind so dankbar für das Geld, das in unser Leben gekommen ist – aber es kam so schnell. Wir haben das Gefühl, dass es genauso schnell wieder weg sein kann." Daher geben sie für ihre Reise nur das Geld der Haushaltsauflösung aus und lassen die Millionen unberührt.

Fast jeden Schritt dokumentiert die Bucket List Family, wie sie sich selbst nennt, auf Instagram und FacebookDie Liste mit Dingen, die die Familie im Leben gemacht haben will, ist lang: Garrett will mit Schwertwalen (Orca) schwimmen und ein Spiel von Bayern München sehen, Jessica will unbedingt einen Weihnachtsmarkt in Deutschland und das Farbenfest Holi in Indien besuchen. Aber sie haben auch ganz bodenständige Wünsche: einen Garten pflanzen, einen Bienenstock bauen und Macaroons selber machen.

Auch wenn der Instagram-Account die perfekte Familie zeigt, ist das Reisen mit Kindern natürlich nicht immer so leicht wie es auf den Bildern aussieht. Sie hätten schon Gepäck verloren, Flüge verpasst und seien in Thailand in der Notaufnahme gelandet, weil ein Kind in der Dusche ausgerutscht sei und Garrett an Zika erkrankte.

Die Gees reisen nach striktem Plan, um den Kindern Struktur und Ordnung zu bieten. Das Jahr 2017 ist schon komplett durchgeplant. Auf die Frage, ob das Reisen ihr Familienleben auch belaste, antwortet Jessica: "Es ist schon oft schwierig. Aber ich denke, dass Erziehung immer schwierig ist – egal wo man ist." Auch wenn das Reisen ohne Kinder leichter wäre, würden die beiden auf die Kleinen aber nicht verzichten wollen.

Es habe aber Momente gegeben, in denen die Eltern ihre Entscheidung anzweifelten. Zum Beispiel als Dorothy fragte, wann sie zur Schule gehen könne. Zuhause in den Staaten würde sie mittlerweile in die Vorschule kommen. Um den Wissensdurst ihrer Tochter zu stillen, bekommt die kleine Unterrichtseinheiten unterwegs oder besucht auf ihren Reisen Schulen – wie die auf Bali, wo ihre Eltern im Februar Waisenkinder in Englisch unterrichteten.

Ob sie genug vom Reisen habe, hat Jessica ihre Tochter letztens gefragt. Ob sie an einem Ort bleiben wolle. Dorothy verneinte und sagte, dass sie es liebe, neue Orte zu entdecken.

Dass sie ihre Kinder so öffentlich auf Social Media präsentieren, sehen die Gees zwar kritisch, doch sie glauben daran, dass sie etwas Gutes tun: "Indem wir alles für andere sichtbar machen, geben wir auch etwas Gutes in die Welt. Wir haben so viele Leute inspiriert und ihnen geholfen, indem wir unsere Geschichte teilen."

So wie das Geld ihre Geschichte geändert hat, wollen die Gees nun ihre Privilegien nutzen, um das Leben anderer Menschen zu ändern. Über Social Media sammelten sie beispielsweise Kleidung für arme und verwaiste Kinder auf den Turks- und Caicosinseln im Atlantischen Ozean. Im Sommer reisten sie nach Nepal und begleiteten die Non-Profit-Organisation Effect.org in ihrer Aufklärungsarbeit über Menschenhandel. Jedes Jahr werden über zwei Millionen Mädchen aus Nepal und Indien verschleppt und zur Prostitution gezwungen. Die beste Prävention, so die Organisation, ist Bildung. Mit einer Crowdfunding-Kampagne sammelte die Familie 51.522 Dollar, um eine Schule in Indien zu bauen.

Auf ihrer Reise wollen sie auch zukünftig soziale Projekte unterstützen. Garrett arbeitet außerdem an einer neuen App. Ende November kommt die Familie nach Deutschland, um sich die deutschen Weihnachtsmärkte anzusehen. Sie wollen solange weiterreisen wie es sich richtig anfühlt. Nicht für immer, aber auf jeden Fall noch ein weiteres Jahr – bis Dorothy tatsächlich in die Schule kommt.