Eine Welt ohne Plastik scheint heute kaum vorstellbar. Tüten, Spielzeug, Shampooflaschen. In der Masse produzieren die Menschen Kunststoffe aber erst seit etwa 65 Jahren. Als das erste Plastik Anfang des 20. Jahrhunderts auftauchte, kam es zunächst nur beim Militär zum Einsatz. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg breitete sich die weltweite Produktion auch auf andere Bereiche aus. Eine Studie, die US-Forscher*innen im Fachblatt Science Advances veröffentlichten, nennt jetzt konkrete Zahlen: Seit 1950 hat die Menschheit 8,3 Milliarden Tonnen Plastik produziert. Klingt viel – ist es auch. Das entspricht dem Gewicht von 822.000 Eiffeltürmen.

Die Forschenden der Studie rund um Roland Geyer von der University of California und Jenna Lambeck von der University of Georgia bieten die erste Analyse der weltweiten Plastikproduktion dieser Art. Während 1950 zwei Millionen Tonnen Plastik hergestellt wurden, lag die Zahl 2015 bei 380 Millionen Tonnen im Jahr. Die Produktion nahm vor allem in den vergangenen Jahren ordentlich Fahrt auf: Die Hälfte des bislang hergestellten Plastiks haben wir in den vergangenen 13 Jahren produziert.

Kunststoffe gehören mittlerweile zu den am meisten vom Menschen hergestellten Materialien, mit Ausnahme von etwa Stahl oder Zement. Aber: Nur 30 Prozent des insgesamt produzierten Plastiks sind derzeit in Gebrauch. Vor allem Verpackungsmaterialien werden meist noch im Jahr ihrer Herstellung weggeworfen, Plastik in Gebäuden meist nach mehreren Jahrzehnten.

Kaum Wiederverwertung, viel Müll

Das Hauptproblem stellt also der Müll dar, welcher durch die Produktion entsteht und nicht biologisch abbaubar ist. Von den fast 6,5 Millionen Tonnen Plastikmüll, die auf der Welt bis 2015 entstanden, wurden nur 9 Prozent recycelt und zwölf Prozent verbrannt. Der Rest, fast 80 Prozent, landete auf Mülldeponien oder in der Natur. So sind allein im Jahr 2010 zwischen 4 und 12 Millionen Tonnen Plastikmüll ins Meer gelangt.

Welche Auswirkungen Plastik auf unsere Umwelt hat, zeigt sich gerade unter anderem im Südpazifik. Wie der US-amerikanische Kapitän Charles Moore, Gründer und Forschungsdirektor der Algalita Marine Research and Education Foundation, in einem Interview mit Popular Science berichtet, würden die Gewässer im Südpazifikwirbel gerade in Plastik ersticken. Er schätzt, dass sich der verschmutzte Bereich über eine Million Quadratkilometer erstreckt, was fast der dreifachen Größe Deutschlands entspricht.

Diese Verschmutzung dürfe man sich aber nicht so vorstellen, dass dort Joghurtbecher oder Plastikflaschen herumschwimmen würden, sondern vielmehr Mikroperlen und Kunststofffasern. Diese gelangen zum Beispiel ins Wasser, wenn wir duschen oder Wäsche waschen. Denn im Gegensatz zu Papier oder Baumwolle zersetzt sich Plastik nie komplett, sondern zerbricht in immer kleinere Stücke. So würden die im Ozean lebenden Tiere ganz automatisch mit dem für sie überlebenswichtigen Plankton auch Plastik und chemische Schadstoffe mitessen. Am Ende könnte sich der Kreis wieder schließen und die Chemikalien wiederum in unserem Essen landen.

12 Milliarden Tonnen Plastikmüll bis 2050?

Die Forscher*innen der Plastik-Studie sehen nur eine langfristige Lösung für das Müllproblem: Die Primärproduktion von Plastik muss sich verringern. Recycling verzögere nur den Zeitpunkt, an dem das Material zu Müll wird. Sie prognostizieren: Geht es mit der Plastikproduktion und -verwertung so weiter wie bisher, werden bis 2050 etwa 12 Milliarden Tonnen Plastikmüll auf Mülldeponien und in der Natur zu finden sein. Wie viele Eiffeltürme das sind, will man sich gar nicht ausrechnen.