Vergangenen Samstagabend gab es auf dem Campus des Bharathidasan Engineering College in Vellore in Indien einen lauten Knall. Eine Explosion ließ Fenster zerbrechen, drei Gärtner wurden verletzt, ein Mann starb. Wenig später wurde eine 122 Zentimeter tiefe Kluft im Boden entdeckt.

Zuerst ging die Polizei von einem Terroranschlag aus. Ein Expertenteam samt Spürhunden suchte die Gegend ab – erfolglos. Keine Spuren von Sprengstoff oder explosivem Material. Augenzeugen berichteten allerdings von einem Objekt, das vom Himmel gefallen sein soll. Die Polizei fand einen bläulichen-schwarzen Stein in der Nähe der Kluft.

Am Tag danach erklärte J. Jayalalithaa, amtierende Ministerpräsidentin des Bundesstaates Tamil Nadu, das Ding vom Himmel offiziell zum Meteoriten und das Loch im Boden zum Krater. Sie versprach Kompensationszahlungen für die Familie des Busfahrers und der drei Verletzten. Anderen Berichten zufolge hätte es eine Woche zuvor ähnliche Vorfälle in nahe gelegenen Dörfern gegeben.

Dipankar Banerjee, außerordentlicher Professor am Indian Institute of Astrophysics (IIA) in Bengaluru, ist nicht von dem Meteoriten als Todesursache überzeugt: "Ich wäre sehr überrascht, falls das wirklich aufgrund eines Meteorschauers passiert ist. Normalerweise kann man diese zurückverfolgen, außerdem gibt es Voraussagen dafür. In diesem Fall gab es nichts." Er geht von Restteilen eines Satelliten aus, die vom Himmel gefallen sein könnten. Was die Sache nicht weniger absurd macht.

Laut Professor Banerjee sind beinahe alle Meteoriten, auch die kleineren, ausnahmslos rückverfolgbar. Die meisten der Himmelsgesteine, die auf uns zurasen, würden aber ohnehin in der Atmosphäre verglühen. "Ist es ein größeres Objekt, würden wir es auf jeden Fall mitbekommen. Deswegen wissen wir auch weit im Vorhinein, ob und wann ein Meteoritenschauer kommt", sagt er. Extrem kleine Objekte wären zwar in der Tat schwer zu verfolgen. Solche Objekte würden allerdings nicht oder kaum einzeln vorkommen, sondern in Gruppen.

Seit dem Vorfall letzten Samstag melden sich nun immer mehr Experten zu Wort. Prof. G.C. Anupama, Wissenschaftler am Indian Institute of Astrophysics, analysierte die gefundenen Steinproben: "Angesichts der Tatsache, dass es keine Prognosen gab und auch vor Ort kein Meteoritenschauer beobachtet werden konnte, ist es sehr unwahrscheinlich, dass es einer war." Mittlerweile schaltete sich auch die NASA ein. Nach den Fotos zu urteilen, würde der Krater eher zu einer landgebundenen Explosion passen und nicht zu etwas aus dem All.

Obwohl der Fall selbst für Hobbydetektive wohl klar sein müsste, gibt es nach wie vor keine definitive Bestätigung, ob tatsächlich ein Meteoriteneinschlag für den Tod des Pechvogels verantwortlich war – und ob das Geschoss ein Stück von einem Satelliten oder doch von einem vorbeifliegendem Flugzeug war. Zumindest statistisch gesehen liegt der Tod durch einen Meteoriteneinschlag bei 1 zu 20.000.000.000.000 und ist daher extrem klein. Ist das trotzdem der Fall, wäre das der erste dokumentierte Todesfall dieser Art jemals.