An Weihnachten werden die Augen ganz groß – und zwar größer als der Magen. Auf unser Sättigungsgefühl hören wir an normalen Tagen schon nicht, an den Feiertagen schlagen wir richtig zu. Duftkerzen sollen ja angeblich den Heißhunger reduzieren – aber seit wann geht es an Weihnachten um Hunger?

Mittelsportliche Durchschnittsmenschen brauchen 2000 bis 2500 Kalorien am Tag. Bei fünf Tassen Glühwein sind die schonmal zur Hälfte angetrunken. Wer dann noch das Top-Brigitte-Rezept drauflegt, der sollte die Kekse lieber weglassen. Bevor ihr fragt: Gänsekeule mit Hagebuttensenf, mmmhhhh-lecker und 930 Kalorien pro Portion. Aber eigentlich möchte sich an Weihnachten doch kein normaler Mensch mit Kalorien befassen, oder?

Es ist ja nur einmal im Jahr und es ist so wahnsinnig lecker, ich will das gar nicht verurteilen. Stattdessen erläutert uns die Ernährungsphysiologin Kathrin Kohlenberg-Müller von der Hochschule Fulda, was über die Feiertage in unseren Körper los ist.
Frau Kohlenberg-Müller, was geht in unserem Körper vor, wenn wir zuviel gegessen haben?

Der Körper läuft dann auf Hochtouren. Im Magen wird die Speise zunächst aufgefangen und weiter zerkleinert, dann an den Dünndarm weitergegeben. Im Dünndarm geht es dann intensiv an die Verdauung, hier werden auch die Nährstoffe aufgenommen. Nach einer großen Mahlzeit fluten natürlich große Mengen an Nährstoffen im Blut an – aber mit sowas wird der Körper auch fertig. Wir haben in der Bauchspeicheldrüse zehnmal so viele Enzyme, wie wir für die Verdauung im Darm eigentlich benötigen. Die Durchblutung im Magen-Darm-Trakt wird angeregt; das Blut wird für die Verdauung und die Aufnahme der Nährstoffe gebraucht. Es stimmt also wirklich: Das Blut ist dann im Magen und weniger im Gehirn. Dann fühlt man sich erschöpft.
Ist das gefährlich?

Der Körper hat viel zu tun, aber an sich kommt er damit auch zurecht. Beispielsweise wenn der Magen stark gefüllt ist muss er aber dennoch den Speisebrei weiter zerkleinern, damit die Nahrung anschließend in den Dünndarm weitergeleitet werden kann. Nun, der Magen ist aber sehr dehnbar, da können auch größere Mengen an Speisen aufgenommen werden.

Auch wenn wir größere Mengen an Süßigkeiten, also viel Zucker essen, dann kann ein gesunder Mensch das ausgleichen. Bei älteren oder vorbelasteten Menschen ist es schon kritischer, denn der Blutzuckerspiegel kann stärker ansteigen und wird nicht mehr so schnell einreguliert.
Und wenn wir doch zu viel gegessen haben, was können wir tun, damit es uns schnell wieder besser geht?

Sich bewegen! Kein Leistungssport mit vollem Magen, aber moderate Bewegung. Die körperliche Aktivität steigert den Energieverbrauch des Körpers, dadurch wird die aufgenommene Energie weniger als Fett eingespeichert. Spazieren gehen, walken, vielleicht auch laufen oder Fahrrad fahren, auf jeden Fall eher zügig. Ein normales Gefühl wäre es übrigens auch, dass man sich so gefüllt und satt fühlt, dass man in den Tagen danach erst einmal weniger isst.
Können wir uns vorbereiten, damit wir über die Feiertage nicht zunehmen?

Wer morgens laufen geht, der hat seinen Körper auf einem hohen Aktivitätslevel. Dann ist der Energieverbrauch höher, das ist eine gute vorbeugende Maßnahme. Wer es gewohnt ist, körperlich aktiv zu sein, der isst auch weniger – mit übervollem Magen würde man sich schwer fühlen und könnte nicht so aktiv sein.
Sollten wir uns lieber zusammenreißen?

An Weihnachten gut zu essen, gut zu trinken, das gehört zu unserer Kultur. Man isst schnell mal etwas mehr. Wenn das dann aber ausgeglichen wird über die Tage danach, dass dann also weniger gegessen wird, ist das kein Problem. Entscheidend ist, dass die Energiebilanz am Ende stimmt. Das kann man durch mehr Aktivität auch ausgleichen – und auch etwas weniger essen, also an die Stelle der Völlerei den Genuss stellen.

Und was esst ihr an den Feiertagen am liebsten? Hier könnt ihr für euer Lieblingsgericht abstimmen. Kalorienangaben haben wir lieber weggelassen.