Die Eltern sind fort und riesige Menschen hinter Helmen und Schildern stürmen auf sie ein. Die Angst ist den Kindern vom Gesicht abzulesen. Dieser Moment steht für viele Augenblicke der Verzweiflung während der Flüchtlingskrise des Jahres 2015. Fotograf Georgi Licovski ging ganz nah ran an die Menschen und hielt ihre Emotionen in Bildern fest. Ihre Eltern sollen die Kinder vorgeschickt haben, um die Herzen der mazedonischen Grenzsoldaten zu erwärmen. Als von hinten die Massen drängen verlieren sich Eltern und Kinder, viele werden von Fremden an die Hand genommen, die Angehörigen bleiben zurück.

Für dieses Bild hat ihn das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen Unicef nun ausgezeichnet. "Georgi Licovski fängt in seinem Bild wie in einem Brennglas die Verzweiflung von Kindern auf der Flucht ein", sagte die Schirmherrin von Unicef Deutschland Daniela Schadt bei der Präsentation des Unicef-Fotos des Jahres 2015 in Berlin, berichtet Unicef. "Das Foto ist eine Momentaufnahme, die Europas Dilemma und Europas Verantwortung zugleich festhält."

"Die Fotografen des Wettbewerbs dokumentieren eindringlich, was Menschen einander und ihren Kindern antun", sagte Klaus Honnef, Vorsitzender der Jury unabhängiger Fotoexperten. "Durch ihre hohe Kunst, ihre Beobachtungsgabe und Einfühlung bezeugen sie aber auch den Mut, die Zuversicht und den Behauptungswillen der Kinder – jenseits der Klischees des Nachrichtengeschäfts."