Obst für zwischendurch ist gesund und schmeckt gut. Üblicherweise beschränken wir uns auf das Innere der Frucht und schenken den Schalen nicht besonders viel Aufmerksamkeit.

Obst, das wir bei einem konventionellen Händler kaufen, ist bis zu 100 Mal mehr mit Pestiziden belastet als Bio-Obst. Das ergab eine Studie, für die der Pestizid-Forscher Lars Neumeier im Auftrag der Grünen zwischen 2012 und 2013 circa 58.000 Proben ausgewertet hat. Das extremste Ergebnis lieferten die Kiwis: Die konventionellen waren 3000 Mal mehr mit Pestiziden belastet als Bio-Kiwis.

Kann man Obst auch mit Schale essen?

Unsere Großeltern haben uns erzählt, dass beim Obst die meisten Vitamine und sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe in und unter der Schale sitzen. Deshalb aßen wir die Apfel- und Birnenschale auch immer mit. War das richtig so?

Wir haben bei Dr. Dirk Blankenburg nachgefragt, der sich an der Hochschule Erfurt auf Obstbau spezialisiert hat. Er bestätigt diese Annahme. Bei vielen Obstarten sei der Verzehr der Schale bedenkenlos. Es sei förderlich, das Obst vorher zu waschen – weniger aufgrund der Rückstände von Pflanzenschutzmitteln (die übrigens auch Bio-Obst hat), sondern wegen des Staubs und der Keime von Menschen oder Tieren.

Außerdem müssen wir laut Blankenburg nicht darauf achten, woher das Obst stammt, wenn wir die Schale mitessen möchten:  "Bio-Obst, das nicht bei einem zertifizierten Bio-Erzeuger produziert wurde, enthält auf der Schale Rückstände von Pflanzenschutzmitteln. Denn auch dort müssen solche eingesetzt werden, sonst gibt es fast nur verpilzte oder mit Würmern beziehungsweise Maden besetzte Äpfel. Niemand würde einen verschorften Apfel mit einem Wurm kaufen. Also wird im Bio-Anbau ebenfalls gespritzt. Gegen den Schorfpilz wird dort beispielsweise viel Kupfer eingesetzt, gegen den Wurm im Apfel (Apfelwickler) wird ein chemisches Bacillus-thuringiensis-Präparat eingesetzt und gegen Stippe (braune Punkte) muss mehrfach mit Calziumchlorid behandelt werden."

Im konventionellen Anbau werden seiner Einschätzung nach andere, meist wirksamere chemische Pflanzenschutzmittel eingesetzt. Gut zu wissen ist, dass die gesetzliche "Höchstmenge" so gering festgelegt ist, dass sie uns nicht schadet: "Sie ist um das 1000-fache niedriger als das No-Effect-Level. Das ist das Level, ab dem ein Effekt auf den Menschen überhaupt erst möglich ist. Es ist sicherlich richtig, dass in einer Studie konventionelle Kiwis 3000 Mal mehr mit Wirkstoffen angereichert waren als Bio-Kiwis. Aber dabei wäre es interessant, ob tatsächlich der gesetzliche Grenzwert überschritten worden ist."

Er sieht keine Anzeichen dafür, dass die Spuren von Pflanzenschutzmittelrückständen im Obst Auswirkungen auf unseren Körper haben. "Das ist wirklich das geringste Problem in unserem Essen und unserem Lebenswandel, denn an Nikotin, Alkohol und Drogenkonsum sterben jährlich in Deutschland über 70.000 Menschen."

Und sollte die gesetzliche Höchstmenge überschritten werden, muss das seiner Ansicht nach noch nichts über eine Gefährdung aussagen.

Diese Schalen können wir essen

Die Schalen von Äpfeln und Birnen können wir nicht nur bedenkenlos mitessen, sondern sollten es sogar. Beim Apfel befinden sich zum Beispiel rund zwei Drittel der Vitamine und eine Menge Mineralien in der Schale. Wie ein altes englisches Sprichwort sagt: "An apple a day keeps the doctor away."

Die Schalen von Orangen, Feigen und Kaki könnten wir ebenfalls mitessen, erklärt Blankenburg. "Aber sie sind nicht wirklich 'genießbar', denn sie sind entweder ledrig, zäh oder mit zahlreichen Bitterstoffen versehen. Giftig sind sie jedenfalls nicht, aber eben auch nicht sonderlich bekömmlich."

Vom Verzehr von Bananenschalen würde er abraten, da sie giftiger als Rückstände von Pflanzenschutzmitteln seien.

Sind Schalen von Bio-Obst besser?

Wer die Schale nicht mitessen möchte, kann das Obst einfach schälen. Denn auch in der Frucht befinden sich noch genügend Vitamine. Experte Blankenburg erklärt, dass zahlreiche Untersuchungen zeigen, wie gut das Obst für uns Menschen ist. Dabei ist es egal, ob Bio-Obst oder konventionelles Obst.

Die Hauptsache sei, dass wir so viel Obst wie möglich essen. Ob mit oder ohne Schale, sei dabei zweitrangig. In der Schale würden zwar mehr antikanzerogen wirksame Bestandteile stecken, aber im Inneren gäbe es auch noch genug.

Wenn uns danach ist, können wir also viele der Schalen mitessen – egal, ob Bio oder nicht. Und der Rest ist sowieso Geschmacksache.