Ich bin nur gut in Mathe, weil ich in das Mathe-Ass meiner Klasse verknallt war. Er hatte die Top-Noten in unserer Klasse – ich konnte gar nichts. Ich wollte ihn beeindrucken und begann mich anzustrengen. Es dauerte ein paar Monate, dann war ich gut. Richtig gut. Vermutlich hat er mich nie wahrgenommen. Aber wenigstens reichte es fünf Jahre später für den Leistungskurs, später für das Wirtschaftsstudium. Es war diese Entscheidung, "Ich will das jetzt", die mir geholfen hat.

Wissenschaftler Richard E. Nisbett war auch keine Mathe-Leuchte. Irgendwann in der fünften Klasse verlor er den Anschluss, schreibt er in seinem Buch Intelligence and How to Get It. Für seine Familie war das okay – seine Vorfahren hatten die Nummer mit der Bruchrechnung auch alle nicht drauf. Schade. Heute schreibt Richard: "Ob der IQ einer Person – und außerdem akademische Leistung und Erfolg im Job – hoch oder niedrig sind, hängt von Umständen ab, die nichts mit Genen zu tun haben." Als wichtige Einflussgrößen nennt er:

  • Die richtigen Eingriffe zur richtigen Zeit. Bessere Schulen machten Schüler schlauer.
  • Die Gesellschaft verlange heute nach klügeren Menschen.
  • Menschen aus sozial schwächeren Familien oder Minderheiten hätten signifikant weniger Erfolg an der Uni.

Der Glaube an Gene als selbsterfüllende Prophezeiung

Wer daran glaubt, dass Mathe-Fähigkeiten unveränderlich vorherbestimmt sind, der schafft sich eine selbsterfüllende Prophezeiung. Er glaubt so sehr an seine eigene Unfähigkeit, dass eine Lernblockade entsteht. Das schreiben die Professoren Miles Kimball und Noah Smith bei Quartz.

Wie schlau wir werden können, liegt oft in unserer Erziehung begründet. "Mathe ist ein Fach für Jungs" – das ist eine schöne Ausrede für Mädchen, sich gar nicht erst sinnlos anzustrengen. Bessere Noten haben jedoch jene Schüler, die daran glauben, dass sie das Schicksal ihres Intellekts selbst in der Hand haben, fanden Psychologen um Lisa Blackwell heraus. Melissa Burkley testete diese These speziell für Frauen – und kam zum gleichen Ergebnis: Frauen, die überzeugt waren, dass sie ihre Mathe-Fähigkeiten nicht beeinflussen könnten, verbesserten sich auch nicht. Sie zeigten auch gar kein Interesse daran. Wer an sich glaubte, der verbesserte sich auch.

Gehirnwäsche funktioniert

Eine kleine Gehirnwäsche kann bei Schülern einen Leistungssprung auslösen. An einer US-Highschool haben Psychologen schlechten Schülern erzählt, dass sie ihre Noten verbessern können und ihr Gehirn neue Verbindungen schafft, sie also leistungsfähiger werden. Eine Kontrollgruppe bekam Lerntechniken beigebracht. Das Ergebnis: Die Schüler, die an den Erfolg harter Arbeit glaubten, verbesserten sich stärker als jene, die mehr über das Lernen wussten.

Was haben wir nun gelernt? Mathematik ist eine Frage des Selbstvertrauens. Und wir verschwenden die Gehirne von Millionen von Menschen, wenn wir ihnen etwas anderes einreden.