Um mich herum heiratet es wieder. Wie fast jeden Sommer gibt's auch 2016 die eine oder andere Eheschließung im Bekanntenkreis. Ich selbst bin mit dem Projekt ja leider gescheitert, aber selbstredend wünsche ich den Paaren von ganzem Herzen alles Gute, Liebe und jede Menge Glück.

Es gehört jedoch deutlich mehr zu "bis der Tod euch scheidet" als Liebe, Glück und gute Wünsche. Eine Beziehung ist vor allem Arbeit. Unverändert gültig und hilfreich sind dabei diese Ratschläge des Psychologen und Eheforschers John Gottman von 2013, die ich allen Verheirateten des Sommers an die verliebten Herzen legen möchte. Dinge, die man auf gar keinen Fall tun sollte und die laut Gottman mit hoher Wahrscheinlichkeit zur Scheidung führen.

Vier Dinge, die laut Forschung jede Beziehung zerstören:

1. Ständiges Kritisieren

Wenn es eine Beschwerde gibt, wenn einer*m von beiden etwas auf der Seele liegt, dann muss darüber natürlich geredet werden. Dabei ist das wie entscheidend. Schädlich nämlich sei grundsätzliches Gekrittel. Das kommt zum Beispiel in Sätzen zum Ausdruck, die mit "Immer machst du", "Nie sagst du", "Hast du schon wieder ..." beginnen. Eine Beschwerde betrifft laut Gottman-Forschung das Verhalten des*der Partner*in, Kritik hingegen eher den Kern der Persönlichkeit.
Besser: Ich-Botschaften und positive Bedürfnisse bzw. Wünsche formulieren.

2. Geringschätzung

Wer dem*der Partner*in ständig mit Zynismus, Sarkasmus und ironietriefenden Frotzeleien begegnet, wer die Sorgen des*der anderen nicht ernst nimmt, der wertet ihn*sie dadurch konstant und umfassend ab. "Es ist geradezu unmöglich, ein Problem zu lösen, wenn der Partner die Botschaft bekommt, dass man von ihm angewidert ist", schreiben die Eheforscher*innen des Gottman-Institutes. "Geringschätzung ist der stärkste Indikator für eine bevorstehende Scheidung und muss daher eliminiert werden."
Besser: Respekt und Dankbarkeit für den*die Partner*in entwickeln und positive Aspekte finden und betonen.

3. Schuldzuweisung

Sie war's? Er war's? Und zwar jedes Mal? Das ist laut Forscher*innen kein gutes Zeichen. Sich entweder zu entrüsten oder in eine Opferrolle zu schlüpfen, sei ein Versuch, einen gefühlten Angriff abzuwehren. "Viele Menschen fallen in eine Verteidigungshaltung, wenn sie kritisiert werden. Das Problem ist, dass das niemals bei der Lösung des aktuellen Konfliktes hilft."
Besser: Überprüfen, welchen Anteil man selbst an der Situation hat. Dem Volksmund auch bekannt als "an die eigene Nase fassen".

4. Dicht machen

Das ist so etwas wie die innere Kündigung im Beziehungskontext. Wer sich nicht mehr streitet, einbringt oder interessiert, wer sich schulterzuckend zurückzieht, der*die hat sich emotional aus der Situation verabschiedet und ist nicht mehr erreichbar.
Besser: Dem*der Partner*in mitteilen, dass man eine kurze Pause braucht und den Konflikt so lange aussetzen. Die Forschenden berichten: "In einer unserer Studien haben wir die Paare nach einer Viertelstunde unterbrochen und ihnen gesagt, wir müssten das Equipment anpassen. Wir baten sie, so lange nicht über ihr Problem zu reden und stattdessen für eine halbe Stunde Zeitschriften zu lesen. Als sie dann wieder über ihr Problem sprachen, war ihr Herzschlag sehr viel niedriger und die Interaktion positiver und produktiver."

Es geht in einer erfüllten, langanhaltenden Beziehung eben ganz und gar nicht darum, niemals zu streiten – es geht darum, das auf eine konstruktive, wertschätzende Weise zu tun.

Auf der Webseite von The Gottman Institute heißt es dazu: "Unsere Forschung hat gezeigt, dass nicht das Auftauchen von Konflikten, sondern die Art des Umgangs den Erfolg oder die Niederlage einer Beziehung vorhersagen."

Also zofft euch, was das Zeug hält – aber werft halt keine Vasen.