Natürlich möchtet ihr die Welt nicht mit Absicht in den Untergang reißen. Ihr habt stets euren Jutebeutel dabei, esst nur am Wochenende Fleisch, probiert Thrift Shopping aus und spendet hier und da für einen guten Zweck. Das ist aber alles für die Katz, wenn euer Geld gleichzeitig Atomkraftwerke, Fracking und Bürgerkriege finanziert.

Vom Sparbuch zur Streubombe

In der Regel haben Banken neben dem Handel mit Wertpapieren zwei wichtige Kernaufgaben: Sie verwalten die Spareinlagen ihrer Kund*innen und sie vergeben Kredite. Das eine bedingt dabei das andere. Solange es für Privatpersonen sinnvoll erscheint, Geld bei Banken zu lagern und dafür Zinsen zu kassieren, haben die Banken Geldreserven, die sie als Kredite an andere Kund*innen weitergeben können.

Was genau aus eurem Gesparten wird, könnt ihr allerdings nicht nachvollziehen. Das Geld könnte genutzt werden, um ortsansässige Vereine zu unterstützen, mittelständische Unternehmen auszubauen oder jungen Familien Baukredite zu geben. Es könnte aber genauso gut dabei helfen, Atomwaffen herzustellen, umstrittene Großprojekte zu finanzieren oder Diktatoren ein nettes Leben zu ermöglichen. Da ihr in Zinsen dafür bezahlt werdet, dass die Bank sich euer Geld leihen kann, ist sie dir zu keinerlei Auskunft verpflichtet. Ziemlich finster, oder?

Die Übeltäter

Das Wichtigste vorweg: Die Wahrscheinlichkeit, dass deine Bank in zweifelhafte Geschäfte investiert, liegt bei 100 Prozent. Investitionen werden selten aus moralischen Blickpunkten betrachtet und bisher lohnen sie sich für die meisten Banken. Wenn ihre Kundschaft keinen Druck aufbaut, gibt es für sie schlichtweg keinen Grund, ihre Geschäftspraxis zu ändern. Trotzdem unterscheiden sich die Banken je nach ihrer Geschäftsstruktur stark in der Anzahl und Höhe der Investitionen, die sie tätigen und in der Skrupellosigkeit, mit der sie ihren Geschäften nachgehen. Da in Deutschland 95 Prozent aller Banken entweder private Banken, öffentlich-rechtliche Banken oder Genossenschaftsbanken sind, ist es sinnvoll, sich mit ihren jeweiligen Geschäftskonzepten auseinanderzusetzen.
Genossenschaftsbanken sind alle Volks- und Raiffeisenbanken, so wie die Sparda. Sie sollen vor allem die eigenen Mitglieder stärken. Ihre Gesellschafter*innen bestehen zur Hälfte aus ihrer eigenen Kundschaft. Jede*r Anteilseigner*in hat auf Sitzungen ein Stimmrecht und damit auch direkt oder indirekt Einfluss auf die ethischen Standards zur Abwicklung von Geschäften. Wenn die Mehrheit kein Interesse an solcher Einflussnahme hat oder hohe Gewinnausschüttung eher schätzt, als Moral, steht es der Bank jedoch frei, international zu investieren, wo auch immer sich Gelegenheiten zur Gewinnmaximierung ergeben.

Alle Landesbanken und Sparkassen sind öffentlich-rechtliche Banken. Ihre Gesellschafter sind die Bundesländer, Kreise und Gemeinden. Sie sind dazu verpflichtet, im öffentlichen Interesse zu handeln, unterstützen den Mittelstand und versorgen die Bevölkerung mit Kreditleistungen. Da sie keine Gewinne erwirtschaften dürfen, spenden sie häufig für regionale Initiativen und Projekte. Die Geschäftsstrukturen ähneln trotzdem denen der privaten Banken, weswegen sie auch in Kohlekraftwerke, Waffenhersteller oder die Dacota Access Pipeline investieren. Alles in allem sind sie aber an einem guten Ruf in ihrer Region und darüber hinaus interessiert, weshalb sie auf schlechte Publicity oder Beschwerden ihrer Kundschaft reagieren.

Die Hitliste der Übeltäter führen die Privatbanken wie die Deutsche Bank oder die Commerzbank an. Sie sind ihren Aktionär*innen verpflichtet und nicht der Öffentlichkeit, weshalb sie vorrangig Investitionen tätigen, die möglichst hohe Gewinne für diese versprechen. Sie sind außerdem eher in riskante Geschäfte verwickelt, zahlen Manager*innen unangemessen hohe Gehälter und betreiben aggressive Lobbyarbeit. Dass sie häufig international agieren, macht es für Kund*innen schwierig, Einfluss zu nehmen oder Geldströme nachzuvollziehen. Privatbanken haben wir die Bankenkrise und die hohen Mieten in Frankfurt am Main zu verdanken.

Rettet euer Geld

Wenn ihr euer Geld lieber aus den Konflikten und Atomkraftwerken anderer Länder heraushalten willst, könnt ihr verschiedene Optionen wählen. Als erstes solltet ihr bei eurer Bank höflich anfragen, ob und wie sie investiert. Hat sie eine Aufschlüsselung nach Branchen? Was hält sie von Kernenergie und Kohlekraftwerken? Unterstützt sie die Waffenindustrie? Falls sie darüber keine Auskunft geben möchte, gibt es Vereine, die solche Informationen recherchieren. Einen Bericht über die Geschäfte mit der Atom- und Waffenindustrie hat zum Beispiel Attac veröffentlicht. Vereine wie urgewald bieten Infomaterialien an und starten regelmäßig Kampagnen für ethisches Handeln im Finanzsektor.

Sollte eure Bank tatsächlich in Bereiche investieren, die ihr nicht unterstützen möchtet, könnt ihr außerdem die Bank wechseln. Das ist inzwischen relativ unkompliziert möglich, da die Banken seit 2017 dazu verpflichtet sind, Kund*innen beim Wechsel zu unterstützen. Für einen Wechsel meldet ihr in der Regel ein Konto bei einer neuen Bank an, informiert alle, die eine Einzugsermächtigung von euch erhalten haben und führt ein paar Monate beide Konten parallel, bis alle wichtigen Partner*innen informiert wurden. Sobald ihr euch sicher seid, dass alles geklärt ist, könnt ihr euer altes Konto schriftlich kündigen, um die Überweisung der Restsumme auf euer neues Konto bitten und idealerweise in einem Brief erklären, warum ihr zu einer ethischen Bank wechselt.

In Deutschland gibt es aktuell vier ethische Banken, zu denen ihr wechseln könntet: GLS Bank, EthikBank, Triodos Bank und die UmweltBank. Eine Übersicht über die verschiedenen Banken findet ihr zum Beispiel bei Attac.

Der Aufwand lohnt sich

Zugegeben, es klingt nach einer Menge Papierkram und etwas lästig. Trotzdem solltet ihr den Schritt wagen, falls eure Bank in Geschäfte investiert, mit denen ihr nicht einverstanden seid. Zum einen, weil es verdammt nochmal euer Geld ist. Wenn ihr Öko-Strom supi findet und im veganen Supermarkt einkauft, ist es einfach Wahnsinn, mit Spareinlagen Atomkraftwerke zu finanzieren. Zum anderen sendet es auch ein Signal an eure Bank, dass solche Geschäfte nicht mehr zeitgemäß sind und sie Kundschaft kosten. Ohne Spareinlagen können sie keine Kredite geben und gehen über kurz oder lang pleite. Wenn sie sich also auf höfliche Anfragen nach ihren Investitionen bockig stellen, ist der Wechsel zu einer anderen Bank mit Sicherheit eine Nachricht, die sie verstehen werden.

Und zu guter Letzt unterstützt du mit einem Wechsel auch die Banken, die es anders machen möchten. Je mehr Spareinlagen sie zur Verfügung haben, desto mehr Kredite können sie an Projekte für nachhaltige Energie, soziale Sicherheit und innovative Projekte vergeben. Kurzum, euer Sparbuch könnte die Welt retten, statt sie zu zerstören. Das ist doch einige nervige Briefwechsel wert.