"Diesmal ist es wirklich vorbei." Oder: "Ein Versuch war es doch noch einmal wert." Das sind Sätze, die Menschen in On-Off- Beziehungen nach jedem Aus entschuldigend von sich geben. Doch warum fällt es einigen so schwer, endgültig den Schlussstrich zu ziehen? Und besteht überhaupt eine realistische Chance, dass ein fünfter oder siebter Versuch gut geht?

"Es gab Situationen, in denen ich meine Sachen schon gepackt hatte und gehen wollte. Aber dann hat er genau das Richtige gesagt und ich wurde wieder schwach", fasst Anna ihre zweijährige, turbulente Beziehung zusammen. Die Studentin ist seit gut einem Monat wieder Single und überzeugt davon, dass diese Trennung die Letzte von ihrem Ex war. Doch die zwei haben sich schon mehrfach getrennt oder standen kurz davor. Was die beiden immer wieder zusammen gebracht hat? Anna erklärt sich die Situation so: "Nach dem großen Krach wurde es dann immer zwei Wochen lang richtig schön."

Die Ex-Zurück-Phase

Dieses Phänomen ist typisch für eine Trennungsphase, erklärt Paarberater Eric Hegmann, denn nach dem Beziehungs-Aus gibt es immer Zeiträume, in denen einer oder sogar beide den anderen zurück haben wollen. Er nennt das die "Ex-Zurück-Phase". Schließlich gab es Gründe dafür, das Leben zu teilen. In machen Fällen führt diese Tatsache dazu, dass das Ende kein wirkliches Ende ist. Eine On-Off-Beziehung.

Der Grund: beide Parteien, mit dem Wunsch die Beziehung wieder aufzunehmen, geben sich zunächst besonders viel Mühe und versuchen an den Punkt anzuknüpfen, wo es endete. Allerdings ohne Erfolg, denn sie arbeiten nicht an dem Auslöser des Bruchs. ""Es braucht immer eine Veränderung in den Verhaltensweisen, nicht in der Ausgangslage oder der Umgebung, damit eine Beziehung wieder funktionieren kann. Ansonsten sind die Gründe der Trennung auch wieder die Gründe für die nächste," sagt Hegmann.

Die On-Off-Typen

Nicht jede On-Off-Beziehung verläuft gleich. Es gibt immer wieder individuelle Gründe, warum eine Partnerschaft scheitert und die Anziehung dennoch dafür sorgt, dass beide einen neuen Versuch starten. Auch wenig Selbstwertgefühl, Bequemlichkeit oder Zukunftsangst sind mögliche Ursachen für den Rückschritt. Dennoch unternimmt Hegmann mit Hilfe sogenannter "Bindungstypen" einen Erklärungsversuch: "Ein typischer Fall von On-Off Beziehungen ist, dass ein Partner eher vermeidender Bindungstyp ist. Das heißt, ihm ist wichtiger sich selbst zu entwickeln, er hat eher Angst vor Nähe und Furcht in dem 'Wir' aufzugehen. Dieser Mensch braucht viel Selbstbestätigung."

Auf der anderen Seite gibt es den eher ängstlichen Bindungstyp. "Das ist jemand, der sich eigentlich sogar gut dabei fühlt, sich um einen Partner zu bemühen, auch bemühen zu müssen; der eher das Gefühlt hat, dass man sich Liebe erarbeiten und verdienen muss. Dieser gibt natürlich dem vermeidenden Partner immer wieder die Bestätigung", sagt Hegmann. Gut geht dieses Verhalten allerdings nicht aus, denn wenn der vermeidende Partner genug hat, zieht er sich weder zurück. Das stachelt den ängstlichen Bindungstyp an, wieder um die Liebe des anderen zu kämpfen.

Ein Teufelskreis, den auch Anna kennt: "Er ist immer weggelaufen und ich ihm hinterher – wie ein kleines Mädchen. Und wenn ich dann mal gesagt habe, "so geht das nicht und ich will auch einfach nur mal etwas für mich tun", dann war das auch nicht richtig."

Muster durchbrechen

Die Abwärtsspirale laugt beide Partner soweit aus, dass es zum Bruch kommt. Kein kompletter, wie auch Annas ehemalige Beziehung zeigt. Sie und ihr Exfreund können beide dickköpfig sein und haben bis zu einem gewissen Punkt auch gerne diskutiert. Doch irgendwann konnte Anna das nicht mehr ertragen: "Das schlimmste ist wirklich, wenn du dich vier oder sechs Wochen mal nicht gestritten hast und du genau weißt, jeden Tag kann es wieder soweit sein." Solange ihre Beziehung andauert, konnte sie dennoch besser mit dem Streit als ohne ihn leben, auch wenn Anna bereits nach vier Monaten das erste Mal Schluss machen wollte. Ab diesem Tag kam der Wunsch nach dem Ende immer wieder auf. Gefolgt ist sie ihm dennoch nicht.

Eric Hegmann schließt einen zweiten Versuch für die Beziehung nicht aus, doch sobald dieser nur von einer Seite angetrieben wird, ist auch der siebte Versuch ohne Erfolg: "Das verlängert nur das Leiden nach einer Trennung. Es braucht häufig eine große Distanz und neue Erfahrungen, um Verhaltensweisen tatsächlich anders einordnen zu können und dann auch selber Veränderungen angehen zu wollen. Denn ohne diese Veränderungen ist es einfach nicht möglich." Viele Paare hoffen auf ein Wunder. Sie möchten so weiter machen wie bisher, aber eben nur mit den schönen Seiten der Partnerschaft. Das kann aber nur funktionierten, wenn sich wirklich grundlegend etwas in der Beziehung ändert.