Alle warten auf den Bass. Viele DJs sind sehr gut darin, über Minuten hinweg Spannung auf der Tanzfläche aufzubauen. Den Bass drehen sie komplett raus, der Beat ist nur noch im Hintergrund zu hören. Stattdessen fiepen Synthesizer-Sounds in höheren Frequenzbereichen herum: ein Schmatzen hier, ein Plingeln dort.

Dann, endlich: Bass. Und alle springen. Aber warum? Was macht den Bass so wichtig für einen Beat? Was passiert mit uns, wenn der Bass einsetzt?

"Wenn ein Basston erdröhnt, spürt man das auch körperlich", sagt Wilbert Hirsch, Co-Founder der Audio Consulting Group. Er ist Komponist und Spezialist für akustische Markenführung, in seinem Job beschäftigt er sich damit, wie unterschiedliche Sounds auf den Menschen wirken.

Gerade bei elektronischer Musik sei der Bass unverzichtbar, sagt er. Dass alle springen, wenn der Bass einsetzt, hängt also zum einen mit der bloßen Wucht zusammen, mit der uns ein Basston trifft. Es gibt aber noch einen weiteren Grund: "Wir sind es gewohnt, dass im tiefen Frequenzbereich das Fundament für einen Rhythmus liegt", sagt er. Der Puls der Musik, das wiederkehrende rhythmische Signal, komme also normalerweise vom Bass.

Das haben auch Forscher um Laurel Trainor vom Canada’s McMaster Institute for Music & the Mind in einer Studie aus dem vergangenen Jahr herausgefunden. Sie spielten den Probanden gleichzeitig zwei Klaviertöne vor, einen tiefen und einen hohen. Ab und zu spielten sie einen der beiden Töne 50 Millisekunden zu früh, also außerhalb vom eigentlichen Rhythmus. Dabei maßen die Wissenschaftler die Gehirnströme der Probanden. Das Ergebnis: Sie reagierten stärker auf rhythmische Abweichungen in den tiefen Frequenzen als in den hohen Frequenzen.

Die Liebe zum Bass könnte schon im Bauch der Mutter entstehen

Als Nachfolge-Experiment gingen die Forscher noch einen Schritt weiter: Sie ließen die Probanden den Rhythmus der Klaviertöne mitklopfen. Wieder zogen sie manchmal einen tiefen Ton um 50 Millisekunden vor, manchmal einen hohen Ton. Dann schauten sie, wie die Probanden reagierten. Auch hier zeigte sich die große Wichtigkeit der Basstöne für den Rhythmus und das Timing. Denn die Versuchsteilnehmer neigten dazu, ihr Klopfen an den tiefen Ton anzupassen – selbst wenn dieser nicht im Takt war.

Auch wenn diese Ergebnisse erst aus dem vergangenen Jahr stammen: Schon seit langer Zeit wird Musik genau nach dem Prinzip geschrieben. Gerade bei elektronischer Musik ist das gut zu erkennen: Die Bassline ist oft sehr einfach gehalten, sie liegt unten rum und macht die ganze Zeit dasselbe. "Der Hörer lernt sie schon nach wenigen Takten, sie ist ein wiederkehrendes Element", sagt Hirsch. Mehr passiert in den höheren Frequenzen, da ändert sich die Melodie häufiger mal. Im Zusammenhang mit der Studie von Trainor wirkt das schlüssig, denn die Zuhörer lassen sich durch Abweichungen in hohen Tönen kaum aus dem Rhythmus bringen. Trainor sagt dazu: "Alle Leute werden mehr auf den Beat reagieren, wenn er von tief-gepitchten Instrumenten getragen wird."

Die Liebe zum Bass könnte möglicherweise schon im Bauch der Mutter entstehen. Die ersten Töne, die ein Fötus hört sind der Herzschlag und die Stimme der Mutter – also eigentlich nur tiefe Sounds. In dieser Phase, das zeigt eine weitere Studie, bildet sich das Hörzentrum im Gehirn aus. Frühgeborene Kinder haben demnach mehr als doppelt so häufig Probleme mit dem Hören oder Bilden von Wörtern, weil bei ihnen die entsprechenden Gehirnregionen nicht so gut ausgebildet sind. Ob die Bässe im Mutterbauch wirklich damit zu tun haben, dass Menschen auch später Bässe mögen, beweist das nicht. Es würde aber passen.