Sieben gute Gründe für Ferien an der Ostsee von einem Meerurlauber:

Wir haben die bessere Luft!

Was ist das nur für 1 Wetter am Meer? Das beste! Das Ostsee-Umland ist ein Klimaparadies: Die steife Brise bläst deine Atemwege frei, Salz und Sonne reizen die Haut und halten damit den Organismus auf Trab. Plus: Nervige Pollen werden auf Nimmerwiedersehen weggeweht. Allergiker*innen machen am besten nicht nur Urlaub an der See, sondern melden ihren Hauptwohnsitz in einem Strandkorb an.

Wir haben die schönere Aussicht!

Wellen brechen sich am Strand, Surfer gleiten über die See, am Horizont erstreckt sich die dunkelblaue Ewigkeit des Meeres – und waren das da hinten nicht ein paar fröhliche Tümmler, die dir mit ihren Flossen zugewunken haben? An der Ostsee kannst du deine Kamera hinhalten, wo du willst – jeder Schuss ist ein Instagram-Meisterwerk. Und was fängst du mit der Linse in den Bergen ein? Entweder depressive Wolkenformationen, die ihre Traurigkeit an den Tälern auslassen. Oder grün-graue Landschaften, die niemand jemals liken wird. #instagähn

Wir haben die schönere Natur!

Flauschige Schafsherden mampfen sich die Deiche auf und ab, Grillen zirpen in den Dünen – und die vielfältige Meerestierwelt (Seesterne, Schollen, Krebse, Quallen, Muscheln, you name it) könnte Pixar-Mitarbeiter*innen sicher zu drölf weiteren "Findet Nemo"-Fortsetzungen inspirieren. Aber hey, dafür gibt’s in den Alpen viele Erdkröten und Kreuzspinnen. Ist ja auch was.

Wir haben den heißeren Sex!

Welche Szene gefällt dir besser: Szene eins, Sandstrand. Das Meer rauscht. Im Wind wiegt sich sacht der Hafer, hinter dem du mit deinem Love-Interest perfekt in Deckung gehen kannst. Schwuppdiwupp schlüpft ihr aus der leichten Bekleidung und los geht's! Oder Szene zwei, rauer Felsuntergrund. Unweit blöken Ziegenböcke, dein Love-Interest zittert nicht vor Erregung, sondern vor Kälte, und als es richtig zur Sache gehen soll, stolpert der Almöli mit einem tiefen "Hoppala!" über euch. Eben.

Wir verbringen den entspannteren Urlaub!

Zugegeben, die Kurtaxe-Kontrolleur*innen an Ostseestränden nerven. Familien mit Kindern können nerven. Diebische Möwen können nerven. Aber gibt es etwas Entspannenderes, als mit einem Flens oder Duckstein im Strandkorb rumzulümmeln, den ganzen Tag bloß eine knappe Badeklamotte am Leib zu tragen und nur aufzustehen, um sich in die Fluten zu stürzen oder ein leichtes Dorschfilet zu verputzen? War eine rhetorische Frage. Es gibt nichts Entspannenderes. Und wird es niemals geben.

Wir haben die schöneren Wörter!

"Griaß Good", "I glaab, dir brennt da Huat!", "Pfiate": In den Bergen hörst du Sätze und Wörter, die du a) nicht verstehst und die b) so klingen, als habe man aus perfider Zerstörungswut eine Sprache mehrmals durch den Fleischwolf gedreht. Das maritime Vokabular ist dagegen wun-der-schön: Die Menschen an der See sprechen von Luv und Lee, Galionsfiguren und Klabautermännern. Sie benutzen herrliche Zweisilber wie Koje und Boje. Und gibt’s was Schöneres als ein friesisch-flottes "Moin"? Nee, nee.

Sieben gute Gründe für die Alpenferien von einem Bergurlauber:

Nein, wir haben die bessere Luft!

Bock auf einen Herzinfarkt? Nein? Dann ab an die Bergluft, die durch das viele Grün besser gefiltert ist als die sandverseuchte Luft am Meer. Bergluft soll das Herz-Kreislaufsystem stärken. Allergiker*innen können tief einatmen, denn die Pollendichte nimmt mit jedem Höhenmeter ab. Und das ganz ohne den salzig-fischigen Beigeschmack, nach dem du beim Strandurlaub tagelang stinken wirst. Hier musst du dir keine Sandkörner unter den Fingernägeln oder aus den Augen pulen und siehst am Ende auch nicht aus wie Geoffry bei seiner Todesszene in "Game of Thrones".

Nein, wir haben die schönere Aussicht!

Die Aussicht auf dem Berg kann deshalb schon nicht überboten werden, weil du im Gegensatz zum Meer auch tatsächlich eine Aussicht hast. Worauf guckst du am Strand? Auf das weite Nichts der Ostsee, auf Wasser mit eventuell einem Boot. Im Gegensatz zum Berggipfel. Von da guckst du auf einfach alles. Je nachdem, wie hoch du bist, siehst du über die Welt hinweg. Auf Täler, Städte, andere Berge, die viele Kilometer weit weg liegen. Dreh dich nach links und du hast eine komplett andere Aussicht. Am Strand drehst du dich nach links und siehst ... oh, Überraschung ... mehr Wasser mit mehr Nichts.

Nein, wir haben die schönere Natur!

Flora und Fauna am Berg ist unschuldig und unberührt. Du kannst ins fröhliche Vogelgezwitscher einsteigen und ein Lied anstimmen. Oh hoppla, du hast Durst? Nimm einen Schluck aus dieser Wasserquelle, aus der zufällig das reinste Wasser der Welt fließt. Mit so vielen Mineralstoffen, dass du vielleicht niemals wieder krank wirst. Rehe und Igel begleiten dich auf deinem Weg nach oben. Hast du dein Ziel erreicht, kreist vielleicht ein Adler über dir und gratuliert dir jodelnd zum geschafften Aufstieg, während ein Marienkäfer auf der Schulter sitzt und deine Scheiße zu Gold macht. Außerdem hast du die einmalige Chance, endlich mal Bigfoot zu treffen und damit weltberühmt zu werden. Bis du am Strand ein unbeflecktes, ruhiges Plätzchen findest, vergeht schon mal eine ganze Saison. Dann watest du durch eine widerlichen Algenberg zum Strand, drückst dir eine spitze Muschel in die Fußsole und fängst dir beim ersten Schritt ins Wasser eine Nesselvergiftung von einer Qualle ein. Tja, dann geh mal dich mal schön selbst bepissen.

Nein, wir haben den heißeren Sex!

Sex in der Brandung, bei dem warmes Wasser sanft eure Körper umspült, ist ein Mythos. Sex am Strand tut weh und ist umständlich. In Wahrheit müsst ihr mit Sand kämpfen, der eure Haut zu Schmirgelpapier macht. Bei jeder Bewegung fetzt ihr euch die Körnchen in sämtliche Körperöffnungen, solange bis ihr frustriert und mit roten Körpern aufgebt. Im Wald hingegen findet ihr schnell ein privates Örtchen, wo ihr euch in einen Laubhaufen kuschelt. Vielleicht einen Hochstand, vielleicht sogar einen Wasserfall inklusive Bergsee, unter dem ihr filmreif lieben könnt.

Nein, wir verbringen den entspannteren Urlaub!

Bei der einen Urlaubsvariante liegst du in Reih und Glied neben verschwitzten, nackten Körpern. Schlimmer, du bist selbst einer der verschwitzten, nackten Körper – und wenn du nicht ohnehin schon von dir selbst angewidert bist, bist du es von den anderen. Um dich herum plärren sämtliche Nationalitäten in sämtlichen Sprachen wirres Zeug oder du musst dabei zusehen, wie sich partywütige Halbwüchsige auf Klassenfahrt gegenseitig mit Alkohol beschütten. Im Wald kannst du in Ruhe dein Ding machen, musst keine Angst vor bodyshamenden, anabolikafressenden Vollpfosten haben und musst dir daher auch keinen Modelkörper anhungern. Such dir einfach einen alten Baumstamm, genieß die Licht- und Schattenspiele, höre den Vöglein beim Singen zu und entspann dich auf einer familienbetriebenen Berghütte mit Hausmannskost und selbstgebrannten Schnäpsen. Dass Bergurlaub in Umfragen häufig die "schlechten" Ergebnisse erzielt, bringt genau genommen nur Gutes mit sich: weniger Menschen, weniger Lärm, Fürsorge, niedrigere Preise. In diesem Sinne: Bleibt nur ruhig weg von Bergen.

Nein, wir haben die schöneren Wörter!

Auf dem Berg sind alle eine große Familie. Es wird grundsätzlich jeder freundlich gegrüßt und geduzt. Die Menschen sind warmherzig, klopfen dir unterstützend auf die Schulter, bieten dir Essen und Trinken an. In den Gesprächen geht es um Babyamseln, Vogelnester und Knödel. Man muss sich kein Plattdeutsch anhören, das dem Fingernagel-an-der-Tafel-kratzen-Geräusch gleichkommt und dich aus den Ohren bluten lässt, neech waa? Schon das Word "Ost-See" selbst klingt ausladend. Gauden Tach ook.