Das Netz ist voll mit Pornos in (Bewegt-)Bild- und Textform. Doch so groß die Auswahl ist, so eintönig ist die Darstellung des Geschlechtsaktes oftmals auch: Ein bisschen Oralsex, ein wenig Doggy, Cumshot, fertig – im Porno werden häufig Klischees bedient, meist für Heterokerle.

Eine Alternative zum klischeebehafteten Heteroporno hält die Bloggerin Mina, auch bekannt als @lasersushi, parat. Für einen Vortrag auf der Berliner Digitalkonferenz Republica setzte sie sich mit Pornfiction, also pornografischer Fanfiction, auseinander. Fanfiction ist, Überraschung, von Fans geschriebene Literatur, in der Figuren aus Serien, Filmen, Büchern und Comics spielen. Die von Amateur*innen geschriebenen Geschichten seien den üblichen Pornos auf mehreren Ebenen überlegen, erklärt Mina.

1. Die Autor*innen haben keinen finanziellen Druck

Pornfiction ist nicht kommerziell. Auf Seiten wie Archive Of Our Own schreiben User für andere User kostenlos Geschichten. "Was die Leute antreibt, ist, dass sie etwas Schönes mit anderen Fans teilen und sich über ihre liebsten Serien, Filme oder auch Promis austauschen können. Das gibt es beim Porno nicht, da muss eine Produktionsfirma fünf Filmchen am Tag produzieren, für Austausch bleibt keine Zeit", sagt Mina.

2. Wenn ihr nicht findet, was ihr sucht, könnt ihr es in Auftrag geben

"Fanfiction gibt es zu allem, für das sich Menschen begeistern können", sagt Mina. Dabei muss es nicht immer um Sex gehen. Da es aber keine Fantasiegrenzen gibt, steigen auch mal Hermine Granger mit Professor Snape und Captain Kirk mit Spock ins Bett. Und wenn es ein Pairing noch nicht gibt? Dann könnt ihr die Autor*innen höflich darum bitten, es zu inszenieren. "Die Communitys sind sehr offen, viele Autor*innen haben Spaß daran, Kombinationen einfach mal auszuprobieren und Leser*innen ihre Wünsche zu erfüllen", berichtet Mina. Das sieht sie allerdings auch ein wenig kritisch: "Ich finde es nicht unbedingt gut, wenn beschrieben wird, wie Prominente Sex haben, das verletzt ihr Persönlichkeitsrecht." Mina erwartet von einer guten Community, dass sie sich an gewisse Spielregeln hält und auch auf die Beschreibung von Sex zwischen Minderjährigen verzichtet.

"'I want to take you to bed and make love to you, Severus.' Severus did not know how to respond to that, but he didn’t have time to, for just then, Hermione stood, reached him in one stride, cupped his face in her hands and kissed him on the mouth." – WildcatPacer

3. Pornfictions sind diverser

In Pornfictions geht es selten um ein mechanisches Rein-und-Raus. Es geht um Sinnlichkeit und Erotik und darum, dass Menschen sich ausleben können. "Vor allem Frauen, die nicht normschön sind, können sich in den Geschichten wiederfinden", erklärt Mina. Während herkömmliche Pornofilme in der Regel weiße, schlanke Körper zeigen, geht es in den Geschichten von Pornfiction-Autor*innen diverser zu.

"Aber nicht nur Körper werden vielfältiger dargestellt, sondern auch Sex an sich. Es werden viel mehr sexuelle Vorlieben berücksichtigt, sogenannte Kinks. Auf diese Weise unterstützt Pornfiction die Toleranz gegenüber unterschiedlichen Formen der Sexualität und kann bestimmte Themen auf Dauer womöglich sogar enttabuisieren."

4. Jeder kann noch was lernen

Viele Autor*innen nehmen ihre Geschichten sehr ernst und recherchieren die Sexualpraktiken ihrer Figuren genau. "Das variiert natürlich, nicht für alle Leute hat Fanfiction den selben Stellenwert, manche fangen gerade erst an zu schreiben und probieren sich aus", schränkt Mina ein. "Andere wollen ihre Szenen allerdings möglichst realitätsnah darstellen." Und das gelingt: Einmal berichtete Mina ein*e Leser*in, die*der sich auf sein*ihr Geschlecht nicht festlegen will, er*sie habe durch Pornfictions gelernt, wie man richtig Blowjobs gibt. "Eine*r anderen hat eine Geschichte gezeigt, wie man beim Analsex auf die Hygiene achtet." Die Geschichten können einen Mehrwert haben, der dem herkömmlichen Pornofilm fehlt. Das Ergebnis: Besserer Sex. In jeder Beziehung.