Wer eine neue Partnerschaft eingeht, macht sich automatisch Gedanken über die*den Ex des jeweils anderen. Wenn frühere Partner*innen sogar zum gemeinsamen Freundeskreis gehören oder weiterhin engen Kontakt mit der Familie pflegen, wird es schnell kompliziert.

Ein Beispiel: Zwei Menschen haben sich im Guten getrennt und bemühen sich seitdem um einen freundschaftlichen, aber doch eher lockeren Kontakt. Beide sind mittlerweile wieder glücklich vergeben. Dennoch besucht die Exfreundin regelmäßig die Familie ihres Verflossenen. Im Schlepptau den neuen Geliebten. Eine gute Idee?

"Das kommt drauf an. Wenn die beiden Expartner gesund miteinander umgehen, die Eltern unabhängig von ihren Kindern sind und wenn die Beteiligten sich noch etwas davon versprechen – dann können sie das tun", meint Paarcoach Gunter König. Er geht davon aus, dass, solange das Verhältnis der Ex mit den Eltern beiden Parteien eine Bereicherung bringt, theoretisch alles möglich ist. Aber eben nur theoretisch. Problematisch wird es nämlich, wenn der*die neue Partner*in eifersüchtig wird.

Eifersucht gefährdet alte und neue Beziehungen

Es lohnt sich, mal einen Blick auf die Gründe für Eifersucht zu werfen. Die Auslöser für dieses Gefühl liegen nämlich selten beim Gegenüber, sondern bei uns selbst. Schuld sind vorangegangene Enttäuschungen und Vertrauensbrüche, die Eifersüchtige unbewusst auf ihre Gegenüber projizieren. Sie fühlen sich von Expartner*innen des*der neuen Partner*in bedroht. Das kann sogar krankhaft werden und die aktuelle Beziehung gefährden.

Eifersucht bedroht auch die Chance, eine Freundschaft nach dem Beziehungsende aufzubauen, sagt Gunter König: "Wenn es tatsächlich gut abgeschlossen ist, dann freut man sich für den anderen, dass er jemanden hat, der besser zu ihm passt. Aber die Menschen sind in der Regel nicht so vernunftbegabt und lassen sich häufig dann doch von Eifersucht leiten." Sie missgönnen also ihrem*r ehemaligen Partner*in neues Glück. Der Grund ist nicht, dass sie sich die Beziehung zurück wünschen, sondern dass die eigenen Unzulänglichkeiten aufgezeigt werden: Wenn es mit mir nicht geklappt hat, wieso ist der*die Ex dann mit jemand neuem so glücklich?

Warum überhaupt Freund*innen bleiben?

Wieso wenden sich Paare nach einer Trennung nicht einfach voneinander ab? Da wären zunächst die Gründe, aus denen sich beide anfangs auf eine Beziehung eingelassen haben. "Man hat sich gemocht, geschätzt und man hat den anderen gewählt, weil er besonders war. Das geht nicht von heute auf morgen weg", erklärt Gunter König. Deshalb liegt es nahe, auch nach dem Scheitern der Beziehung noch den Kontakt und die Nähe der*des Ex zu suchen.

Justin K. Mogilski und Lisa L.M. Welling von der Oakland University haben sich in einer Studie mit dem Phänomen Freundschaft-mit-dem-Ex wissenschaftlich auseinandergesetzt. Sie haben 348 Teilnehmer*innen zwischen 18 und 51 Jahren befragt. Herausgekommen sind sieben Gründe für weiteren platonischen Umgang mit dem*der Ex. Dazu zählen gemeinsame soziale Kontakte, das gemeinsame Kind und Pragmatismus: Er*sie hat Geld und macht mir noch Geschenke. In diesem Falle ist der*die Ex einfach auch noch von Nutzen.

Aber auch für eine Trennung ohne anschließende Freundschaft gibt es gute Argumente. Problematisch wird es zum Beispiel, wenn noch nicht beide über die Beziehung hinweg sind. Ein nahtloser Übergang von Beziehung zur Freundschaft gelingt selten. Jede*r sollte sich nach dem Ende zunächst einmal auf sich selbst zu konzentrieren. "Die meisten Menschen wissen nicht, dass sie ihre Gedanken steuern können.Wenn man seine Wunden geleckt hat und seine Aufmerksamkeit auf etwas anderes gelenkt hat, ist eine Freundschaft möglich", sagt Gunter König. Sobald allerdings eine*r der zwei Beteiligten das Vertrauen des Gegenübers verletzt hat, wird es schwieriger: Wer will schon mit jemandem befreundet sein, der einen hintergangen hat?

Das Wichtigste ist: Wenn eine Partnerschaft grundlegend nicht funktioniert hat, ist fragwürdig, ob es mit der Freundschaft klappt. In solchen Fällen rät Gunter König davon ab. Er betont außerdem, dass Expartner*innen als Freund*innen eine neue Rolle im Leben des anderen einnehmen. Das heißt, dass sie Grenzen zu respektieren haben. Sie müssten außerdem akzeptieren, nicht mehr der wichtigste Mensch im Leben des*der Ex zu sein. Nur wenn diese Regeln eingehalten werden, kann aus Liebe Freundschaft werden.