Simone de Beauvoir gilt als Vorreiterin des modernen Feminismus'. Die Französin, die gerade erst ihren 108. Geburtstag gefeiert hätte (9. Januar 1908 in Paris geboren), beschäftigte sich schon seit Ende der Zwanziger mit der Rolle der Frau gegenüber der des Mannes. Mittelpunkt ihrer Theorie, die sie in ihrem 1951 erschienenen Werk "Das andere Geschlecht" darlegt, ist die Abhängigkeit der Frau vom Mann.

De Beauvoir stellt darin fest: Während Männer die Rolle des Subjektes einnehmen, bleibt die Frau stets Objekt. Frau sein bedeutet für de Beauvoir zunächst einmal passiv sein – dazu gezwungen werden, eine inaktive Rolle einzunehmen. Das widerspricht (natürlich) dem Bestreben der Frau, sich als freies Subjekt, gleich dem Mann, frei zu entfalten, selbstständig zu sein.

"Man wird nicht als Frau geboren, man wird es"

Entscheidend für die Theorie de Beauvoirs, dass Frau erst zur Frau gemacht wird, sind auch gesellschaftliche Umstände. Mut, Kraft. Aktivität sind "von Haus aus" alles keine Zeichen für Weiblichkeit. Insofern kämpft Frau bei Konflikten stets einen doppelten Kampf, bei dem es zunächst gilt, die Grenzen ihrer Rolle zu überwinden.

1986 - also vor genau 30 Jahren - brachte Nintendo "Metroid" das erste Videogame mit einer weiblichen Action-Heldin auf den Markt. Nun war es an Samus Aran, Aliens in den Hintern zu treten und Rätsel mit einem Raketenwerfer zu lösen. Aufschrei. Damit hatten Zocker nicht gerechnet: nun eine Frau jumpen und runnen zu lassen, statt einen Mann von Level zu level zu spielen.

Der Clou: Man steuert die ganze Zeit nur eine Figur im Raumanzug, erst wenn man das Spiel durchgedaddelt hat, erscheint - et voilà - eine Frau. Samus Aran eben. Zwar im Bikini, aber immerhin. Während der Gamer also die ganze Zeit annahm, wie gewöhnlich einen HeldeN durch die Gegend zu steuern, entpuppt der sich am Ende als HeldIN.

Grund genug für die Youtube-Philosophen von 8-Bit-Philosophy einfach das eine mit dem anderen zu verbinden und de Beauvoirs-Thesen durch die Action-Heldin Samus Aran zu erklären.

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Im Vorwort von "das andere Geschlecht" schrieb de Beauvoir übrigens einst: "Ich habe lange gezögert, ein Buch über die Frau zu schreiben. Das Thema ist ärgerlich, besonders für die Frauen; außerdem ist es nicht neu. Im Streit um den Feminismus ist schon viel Tinte geflossen, zurzeit ist er fast beendet" – leider nicht.

Die aktuelle Debatte um die Ausschreitungen in Köln und der jetzt daraus resultierende Diskurs über sexuelle Übergriffe im Alltag (aufgegriffen zum Beispiel durch die Kampagne #ausnahmslos), zeigt einmal mehr: Wir stehen immer noch und immer wieder nur am Anfang eines selbstverständlichen Feminismus', der zum Alltag wie Brotessen dazu gehört.