Es gibt Menschen, mit denen versteht man sich ohne Worte, teilt Glück und Schmerz, Kekse und Schnaps. Sie machen diese Welt ein bisschen leichter, wärmer, heller und bunter – Freunde. Sie und ihr Wohlergehen liegen uns genauso am Herzen wie umgekehrt. Wir wünschen ihnen nur das Beste.

Was aber, wenn die Auffassung davon, was das Beste ist, sich in Sachen Lebenspartner*in eklatant unterscheidet? Wenn sie sich eine Frau oder einen Mann verliebt, die oder den man selbst absolut unerträglich findet?

Vielleicht, weil er oder sie sich kontrollierend oder respektlos verhält. Eventuell auch, weil er oder sie unzuverlässig und ambivalent ist. Möglicherweise, weil er oder sie ausschließlich derbe Witze auf Kosten anderer Menschen macht, sich durchschnorrt oder äußerst fragwürdige politische Ansichten vertritt.

Egal, was genau der Grund dafür ist: Du hast es aufrichtig versucht, aber du kommst mit dem*der Partner*in deiner Freundin nicht klar. Gleichzeitig willst du sie aber auf keinen Fall verlieren und sie ist leider nun mal bis zum Haaransatz verliebt. Was also tun?

"Wenn ich den neuen Partner der besten Freundin nicht ausstehen kann, ist dies sicher belastend, aber nicht das Ende der Freundschaft", erklärt auch Psychotherapeut und Buchautor Dr. Wolfgang Krüger ("Freundschaft: beginnen –verbessern –gestalten"). Es könne sein, dass manche Menschen sich mit Vorliebe in schwierige Charaktere verlieben. Aber das bedeute laut Dr. Krüger noch lange nicht, dass man selbst auch eine feste Beziehung mit dieser Person einzugehen habe. Man müsse lediglich lernen, damit umzugehen.

Aber wie zur Hölle geht das?

Das Thema anzuschneiden ist in etwa so einfach und sinnvoll wie das untrainierte Jonglieren mit 12 rohen Eiern. Es wirkt schnell so, als wärest du schlicht eifersüchtig auf die Beziehung und würdest zudem dem Urteilsvermögen deiner Freundin nicht trauen. Außerdem klingt "Er ist nicht gut für dich" ziemlich bevormundend und abwertend und provoziert dadurch wahrscheinlich eine Trotzreaktion.

Also lieber verbissen schweigen, weitgehend aus dem Weg gehen und vor Verzweiflung ins Kissen beißen?

Gar nichts zu sagen sei laut dem Freundschafts-Experten Dr. Krüger auch problematisch – auch, wenn in der Verliebtheitsphase niemand Kritik am Partner hören wolle. "Wenn dann die Beziehung auseinander geht, hört man oft: 'Das habe ich gleich gedacht, der Typ hat mir nie gefallen'."

Hilfreich hingegen sei die Strategie des kritischen Fragens: Was interessiert dich an ihm*ihr? Warum genau hast du dich verliebt? Kennst du schon seine oder ihre Freunde und Eltern? Wie waren bisher seine oder ihre Partnerschaften? Hat er*sie auch negative Eigenschaften? Wolfgang Krüger: "Dann versteht man, warum sie liebt und man unterstützt ihren kritischen Abstand zum Partner."

Auch, wenn's schwer ist: Vertrau ihr

Zusätzlich ist es unschätzbar wichtig, einen langen Atem zu behalten und den Fokus auch mal auf weitere Menschen zu richten – und nicht wie besessen an den Honk zu denken, der am Rockzipfel deiner besten Freundin baumelt. "Ich brauche vor allem noch andere Freundinnen, um meine Bedürfnisse nach Kontakt und Übereinstimmung gut verteilen zu können", sagt der Freundschafts-Experte. "Bin ich zu abhängig von der Freundin, sind meine Harmoniewünsche zu groß." Dann ist Streit vorprogrammiert.

Der wichtigste Tipp lautet: Lass sie ihre eigene Erfahrung machen. Du kannst und solltest sie nicht vor allem beschützen. Sie ist alt genug, sie hat ihre Gründe. Manche Dinge lernen Menschen wirklich nur, wenn sie sie selbst durchleben. Dazu gehört bedauerlicherweise auch eine miese Beziehung mit einem Arschloch.

Man müsse das Ganze mit einem gewissen Abstand und auch ein wenig Humor sehen können, sagt auch Dr. Wolfgang Krüger. Dann heißt es lediglich warten. "Wenn der Typ wirklich so schwierig ist, kommt die Freundin spätestens nach einem halben Jahr und weint sich aus."

Und es ist ja allseits bekannt: Niemand tröstet so gut wie die beste Freundin.