Es ist die erste globale Auswertung über die Folgen der Umweltverschmutzung: Neben den Auswirkungen auf Luft, Wasser, Erde wurden auch Faktoren wie wirtschaftliche Kosten und soziale Ungerechtigkeit analysiert. Bruce Lanphear, Gesundheitswissenschaftler an der Simon Fraser University und einer der Autor*innen der Studie The Lancet Commission on Pollution and Health, sagt, dass Umweltverschmutzung die Ursache von vielen Krankheiten und Störungen sei und eigentlich komplett vermeidbar wäre.

Finanziert wurde die Untersuchung von der EU, den UN, verschiedenen Ministerien und Behörden in Europa und den USA, der Icahn School of Medicine at Mount Sinai (New York) und der Umweltschutzorganisation Pure Earth. Die Studie ist das Ergebnis eines zweijährigen Forschungsprojekts und erstreckt sich auf über 50 Seiten. Die ausgewerteten Daten sind auf einer interaktiven Karte illustriert. Hier sind die wichtigsten Ergebnisse:

Etwa 16 Prozent der weltweiten Todesfälle sind auf Umweltverschmutzung zurückzuführen

Durch Umweltverschmutzung hervorgerufene Krankheiten wie etwa Herzerkrankungen, Schlaganfälle oder Lungenleiden waren im Jahr 2015 schuld an etwa neun Millionen Toten oder 16 Prozent der Todesfälle weltweit. Das sind dreimal mehr Todesfälle als Aids, Tuberkulose und Malaria zusammengenommen und 15-mal mehr als alle herrschenden Kriege und anderen Formen der Gewalt. Die Verschmutzung kostet auch mehr Leben als die Folgen von Rauchen, Hungersnöten und Naturkatastrophen.

Etwa 6,9 der insgesamt neun Millionen Todesfälle gehen auf Erkrankungen zurück, die durch schlechte Luft verursacht wurden. Weitere 1,8 Millionen Menschen starben durch Parasiten und Verdauungsprobleme aufgrund von verschmutztem Wasser, 1,3 Millionen Todesfälle entstanden durch Schadstoffe am Arbeitsplatz und Bleivergiftungen.

Verschmutzung tötet überproportional mehr arme Menschen

Fast 92 Prozent aller mit Verschmutzung zusammenhängenden Todesfälle treten in einkommensschwachen Entwicklungs- und Schwellenländern auf. Auch innerhalb dieser Länder sind die ärmsten und randständigen Gegenden am meisten betroffen. In Indien oder Bangladesch geht etwa jeder vierte, in China und Kenia jeder fünfte Todesfall darauf zurück.

Vor allem Kinder sind einem hohen Risiko ausgesetzt: Werden sie im Mutterleib oder in der frühen Kindheit auch nur winzigen Dosen von Schadstoffen ausgesetzt, können sie lebenslange Folgen davontragen, wie etwa Krankheiten, Behinderungen, Lern- oder Konzentrationsschwierigkeiten oder sogar den frühzeitigen Tod.

Verschmutzung hängt eng mit dem Klimawandel zusammen

Die Verbrennung von fossilen Brennstoffen in den einkommensstarken Industrieländern und die Verbrennung von Biomasse in Entwicklungsländern sind zu 85 Prozent an der Feinstaubbelastung schuld. Die größten Kohlenstoff-Emittenten sind Kohlekraftwerke, Bergbaubetrieb, Autos und Chemieproduzenten. Der vermehrte Einsatz von sauberer Energie würde die Luftverschmutzung also deutlich verringern und die Gesundheit der Menschen und des Planeten verbessern.

Der Bericht macht auch klar, dass kein Land der Welt von der Umweltverschmutzung verschont bleibt. Menschliche Aktivitäten wie Industrialisierung, Verstädterung und Globalisierung treiben sie zudem noch weiter voran. Die Autor*innen der Studie bestehen darauf, dass die Länder selbst dazu beitragen müssen, die Umweltverschmutzung zu verringern und so die Gesundheit ihrer Bürger*innen zu verbessern. Philip Landrigan, Co-Vorsitzender der Kommission hinter dem Bericht, sagt gegenüber der Washington Post dazu: 

"Es muss nicht schlimmer werden. Es ist kein unvermeidliches Ergebnis. Die Umweltverschmutzung ist ein gewinnbarer Kampf."