Es gibt so Sätze, die wirken wie Hühnersuppe. Weil sie eigentlich ganz simpel sind und uns gleichzeitig versprechen: Alles wird gut. Dann ist es auch egal, ob sie wirklich wirken. Sie werden gebraucht, tun gut und geben einem genau die Dosis Hoffnung, nach der man sich sehnt.

"Wenn du aufhörst zu suchen, wirst du schon jemanden finden", ist genau so ein Satz.

Ausgangssituation: Man ist single. Freiwillig, unfreiwillig, ganz egal. Man ist auf jeden Fall so weit, sich wieder eine*n Partner*in zu wünschen. Nur leider ist das mit dem Wünschen so eine Sache. Man wünscht ins Leere. Alle potenziellen Partner*innen stellen sich als beziehungsrenitent oder doch-nicht-passend heraus. Man selber hat den Eindruck, schon alle Möglichkeiten des Datings und Kennenlernens durchgespielt zu haben. Aber es bleibt dabei: Niemand ist in Sicht.

Lösung oder Problem?

Und dann eben dieser Satz. Höchstwahrscheinlich beschworen von einem*r guten Freund*in, klingt dieser Satz zuerst wie eine Offenbarung, wie die ultimative Lösung. Doch bei genauerem Betrachten stellt man leider fest, dass er eigentlich keine Strategie enthält, sondern zunächst eine Herausforderung darstellt: Wie sucht man nicht, wenn man doch eigentlich auf der Suche ist?

Vielleicht sollten wir erst mal schauen, ob überhaupt etwas an diesem Rat dran ist. Er könnte auch einfach als geschicktes Totschlagargument gegen Single-Gejammer funktionieren. Auf der anderen Seite: Jede*r von uns hat vermutlich einen Grund, den Rat ernst zu nehmen, wenn er sich so oft bewahrheitet hat.

Jede*r, mit der*dem ich über diesen Satz gesprochen habe, konnte zumindest eine wundersame Begegnung beisteuern, bei der dieser Rat genau zutraf. Man hatte überhaupt nicht damit gerechnet, jemanden kennenzulernen, hatte sich entsprechend (nicht) zurechtgemacht und dann ist es passiert. Ist also etwas dran, an der Nicht-auf-der-Suche-Haltung? Oder, noch mal anders gefragt: Was ist so schlimm am Suchen, dass es uns dem Ziel nicht näher bringt?

Ohne Suche zum Ziel?

Bei dem Rat geht es natürlich nicht darum, das Suchen selbst einzustellen. Die Aufforderung hat vielmehr etwas mit der Art und Weise des Suchens zu tun: unserem Suchmodus und wie wir dabei auf andere wirken. Es ist die Vermutung, dass wir dabei verzweifelt erscheinen. Jemanden, der ganz offensichtlich auf der Suche ist, findet man selten attraktiv.

In der ausgeprägtesten Version sind das diejenigen, die um sieben Uhr morgens im Club hektisch zum Engtanz auffordern. Uncharmant nennt man das. Oder auch: Resteessen. Das haben wir alle schon mal beobachtet oder uns selber dabei ertappt – und wahrscheinlich als unsexy befunden.

Aber diesen verzweifelten Suchmodus gibt es auch in der harmloseren, alltäglicheren Variante. Und auch das hat vermutlich jede*r schon mal erlebt. Man geht aus, möchte jemanden kennenlernen: Lieblings-Outfit, Charmebolzenpegel am Anschlag. Wir sind bereit. Aber dann: nichts. Gar nichts. Dabei fühlten wir uns so toll, so hübsch, so sexy, so authentisch. Große Verzweiflung macht sich in uns breit. Warum will mich denn keine*r?

Was also tun?

Ich glaube, in solchen Momenten ist die Diagnose recht eindeutig: Wir performen an uns selbst vorbei. Beim Versuch, alles richtig zu machen, schießen wir über das Ziel hinaus. Wir sind zu sehr das, was wir ausstrahlen wollen, anstatt authentisch zu bleiben. Oftmals kommen wir dabei wie eine Karikatur unserer selbst rüber, obwohl wir das nicht wollen.

Wir sollten also besser die Finger davon lassen. Denn die meisten Menschen sind nicht nur überraschend gut darin zu erschnüffeln, wie authentisch unsere Performance ist. Sie erkennen auch oft, was dahintersteckt. Je näher wir daher an uns selbst bleiben, desto überzeugender wirken wir auf andere. Und das macht attraktiv. Ob wir dabei wirklich jemanden finden, steht leider auf einem anderen Blatt. Aber diese Einstellung entspannt ungemein. Denn sie zeigt uns, welche Beziehung sowieso am wichtigsten ist: die zu uns selbst. Und wer das verinnerlicht, der*die hat den größten Schatz schon gefunden.