Die Unterwäsche-Boutique Livi Rae Lingerie verkauft Produkte, die alle anziehen sollen. Die Werbung des Ladens bildet diese Diversität ab: Auf den Plakaten ist die Unterwäsche an dem schwarzamerikanischen Model Tisa Edge, an Stacey Shortley, einem Model im Rollstuhl, an dem Plus-Size-Model Marie Layne und an der Burlesque-Tänzerin Bubble Bordeaux zu sehen.

"Wir wollten mit dieser Kampagne Body Positivity schaffen. Wenn Frauen in unseren Laden kommen, sollen sie eine urteilsfreie Zone betreten", sagte die Boutique-Besitzerin Molly Hopkins im Interview mit dem NBC-Magazin 11 Alive. "Wenn ich mir die Werbekampagne in unseren Schaufenstern angucke," so ihre Kollegin Cynthia Decker, "dann sehe ich mich, ich sehe etwas, mit dem ich mich identifizieren kann."

Für viele Frauen ist es schwer, ihren Körper zu akzeptieren, wenn er sich von den normativen Schönheitsidealen unterscheidet, die die kommerzielle Werbung immer wieder reproduziert. Die Kampagne ist ein erfrischend fortschrittlicher Ansatz in einer Branche, die zwar schon ewig für ihre überzogenen Schönheitsideale und Magermodels in der Kritik steht, aber sich kaum verändert.

Der Ladenvermieter empfand die Plakate allerdings als störend. Er beschwerte sich über den "schlechten Geschmack" der Außenwerbung und bat die Besitzerinnen darum, die Plakate sofort zu entfernen. Er zitierte einen Absatz im Mietvertrag, der ihn als Vermieter dazu befähigte, solche Forderungen zu stellen. Jede Außenwerbung solle vor Veröffentlichung vom Management geprüft werden.

Doch Molly Hopkins und Cynthia Decker sträubten sich gegen diese Forderungen. Niemals würden sie die Werbung entfernen – auch wenn ihnen finanzielle Strafen drohten. Daraufhin bekamen die Besitzer*innen viel Unterstützung aus den sozialen Medien. Unter dem Hashtag #NoShameLivirae solidarisierten sich international Instagram- und Twitter-Nutzer*innen. Auch das Fernsehen und Zeitungen wurden auf den Fall aufmerksam und unterstützten die Frauen mit ihrer Berichterstattung.

Dank des Zuspruchs für die Kampagne zog der Vermieter seine Forderungen zurück. Und das ist nicht der einzige Erfolg dieses Prozesses: Darüber hinaus zeigt der Fall, dass sich mit gemeinsamer Anstrengung und medialer Solidarität erfolgreich ein Zeichen gegen Sexismus, Rassismus und Diskriminierung setzen lässt.