Bärtig, breitschultrig und brutal, so stellen wir uns gemeinhin einen Wikinger vor. Eine Entdeckung dürfte dieses Stereotyp nun ordentlich durcheinander bringen: Ein zehnköpfiges Forschungsteam der Universität Stockholm hat herausgefunden, dass es sich bei den Überresten eines vermeintlichen Wikingerkriegers, der in 1878 in Birka, Schweden, gefunden wurde, um eine Frau handelte.

Eine DNA-Analyse zeigte, dass dem Skelett das Y-Chromosom fehlt.

Eine Frau als Kriegerin?

Ihre Erkenntnisse veröffentlichte das Forschungsteam im Fachblatt American Journal of Physical Anthropology. Darin ist eine Zeichnung des Grabes Bj 581 abgebildet. Unter den 3.000 Gräbern um Birka sei dieses besonders aufgefallen. Eine Zeichnung zeigt warum: Zu sehen ist das Skelett eines Menschen neben den Überresten zweier Pferde sowie einem Speer, einer Axt, Pfeilen, Messern, Schwertern, zwei Schilden und ein paar Steigbügeln. Diese Art der Bestattung mit kompletter Ausrüstung deutet, so die Wissenschaftler*innen, darauf hin, dass die verstorbene Person einen hohen militärischen Rang inne hatte.

139 Jahre ging die Archäologie-Welt davon aus, dass es sich dabei um einen Mann gehandelt haben musste. Obwohl Untersuchungen in den 1970ern bereits nahelegten, dass die Tote eine Frau sei und es bereits im Frühen Mittelalter Erzählungen und Zeichnungen von weiblichen Kriegerinnen gegeben hat, taten viele Archäolog*innen diese Annahme als mythologisches Märchen ab. Die jetzige DNA-Analyse bietet nun Gewissheit über die Tote in Grab Bj 581.

Bislang wurden nur wenige Wikingergräber mit weiblichen Überresten gefunden. Ob Frauen allerdings grundsätzlich neben Männern kämpften, ist umstritten. Nichtsdestotrotz gilt der Fund in Birka als Sensation: Noch nie zuvor konnte eine Ausgrabung beweisen, dass auch Frauen Anführerinnen unter den Wikingern waren.