"Wie sicher ist eigentlich dieses Whatsapp?", fragte die Mutter eines Freundes. "Findet man die Bilder später auf Google wieder?" Wir sahen uns an, mussten grinsen und fühlten uns dann irgendwie ertappt. Sie hatte natürlich jedes Recht, diese Frage zu stellen.

Unsere Eltern arbeiten sich gerade mühsam in diese Internet-Welt hinein. Sie schreiben uns per Whatsapp, suchen uns per Google Maps, versehen unsere Instagram-Bilder mit Herzchen und heben den Daumen für unsere Facebook-Posts. Sie geben sich verdammt viel Mühe, sich unserem neuen Kommunikationsstil anzupassen.

Und wir? Viel zu oft sind wir genervt. Wie um alles in der Welt sollten diese Bilder bei Google landen? Und ja, wenn du öffentlich schreibst, dann kann das jeder (!) sehen. NEIN! Die Email ist NICHT VON DEINER BANK!

Wenn unsere Eltern gewesen wären wie wir...

Jetzt stellen wir uns das einmal umgekehrt vor. Wir können nicht laufen? Tja. Sorry, aber Mama ist genervt und Papa findet, dass das selbst erklärend ist. Und: Dann hätten wir uns das Lesen halt selbst beigebracht, für unsere Eltern war es ja normal. Nach links und rechts schauen, bevor wir die Straße überqueren? Das hätten wir dann schon selbst gelernt, wenn wir unsere Erfahrungen mit Nachbars BMW gemacht haben. Man kann den Kindern ja auch echt nicht alles erklären.

Spaß beiseite, so geht das nicht. Wir sind aufgewachsen mit dieser Technologie. Wir haben sie beherrschen gelernt und wir kaufen uns zeitnah das neueste Spielzeug und arbeiten uns da rein. Das macht für unsere Eltern, Großeltern, Onkels und Tanten überhaupt keinen Sinn. Sie lernen eine neue Technik, wenn sie sich durchgesetzt hat. Wie Whatsapp, wie Facebook, wie Instagram. Es fällt ihnen schwerer, sich einzuarbeiten, weil sie das nicht ständig machen.

Technologie kann Nähe ermöglichen

Meine Eltern posten in diesen Tagen Bilder von ihrem Urlaub bei Instagram. Ihre Accounts sind geschützt, nur die Familie und gute Freunde sehen die Bilder. Andere Fotos schicken sie per Whatsapp. Für mich ist das angenehm: Früher hätten sie mir viele Wochen später ein Fotoalbum gezeigt, oder eine Slideshow auf einem Rechner gestartet. Es wären Illustrationen zu Geschichten gewesen, die ich schon längst am Telefon gehört hätte. Nun kann ich live zuschauen, sie posten Geschichten am Abend, nachdem sie passiert sind, ich schicke Herzchen oder frage in einer privaten Nachricht nach.

Die Kommunikation, die Smartphones uns ermöglichen, bereichern unser Familienleben. Meine Familie sieht Bilder meiner Radtour und weiß: Ich bin glücklich. Ich sehe die Aussicht vor ihrem Hotelzimmer und weiß: Sie haben es gut.

77 Prozent der Menschen über 65 wünschen sich schlicht etwas Hilfe, wenn sie neue Technologien ausprobieren. Das hat das PEW Research Center ermittelt; gefragt wurden Amerikaner. In dieser Studie steht auch, dass knapp die Hälfte (49 Prozent) der Älteren ohne Internet-Zugang die Sorge haben, etwas zu verpassen. 35 Prozent bezweifeln das. Unter den Senioren jedoch, die Computer und Internet einmal verstanden haben, gehen 71 Prozent nun täglich online. Sie mussten nur mitgenommen werden.

So geht's

Wer neugierige Eltern hat, der muss vielleicht nur ein wenig schubsen – wenn überhaupt. Unterstützt sie! Smartphones sind schnell erklärt und leicht zu bedienen. Allein: Wir vergessen gern, dass wir ziemlich merkwürdig reden. Der Film buffert? Die URL zum Sozialen Netzwerk? Ein Browser, eine App, downloaden, screenshotten? Nicht so schnell! Das kann man auch auf Deutsch erklären.

Und genau das sollten wir tun. Es ist die Aufgabe unserer Generation, Sorgen zu nehmen, beizustehen, unsere Technologie zu erklären. Wir können das.