Wir leben in einer Zeit, in der wir mehr als fünf Millionen Wikipedia-Artikel in englischer Sprache lesen können. Das ist einfach und kostet nichts. Bist du allerdings auf der Suche nach einem aktuellen wissenschaftlichen Forschungsbericht, kannst du damit rechnen, bei Verlagen wie Elsevier, Springer, Sade und JStor zwischen 20 und 40 Euro für eine einzige Studie hinblättern zu müssen. Während diese und ähnliche Verlage Milliarden Dollar Profit machen, können die akademischen Institutionen kaum ihre Forschungskosten decken. Forschen und Publizieren ist teuer. So teuer, dass selbst Harvard einen Schritt kürzer treten musste. Die Abos der wissenschaftlichen Papers seien mittlerweile so teuer, dass sie es sich nicht mehr leisten könnten. Selbst Wissenschaftler ziehen mit: mehr als 15.000 von ihnen haben sich vorgenommen, den Verlag Elsevier aufgrund der hohen Paywall-Gebühren zu boykottieren.

Ähnlich ging es der Neurowissenschaftlerin Alexandra Elbakyan. Sie konnte sich den Zugang zu Artikeln, die sie für ihre Forschungsarbeit brauchte, nicht leisten und rief im Jahr 2011 Sci-Hub ins Leben. Die Seite ging viral. Seit dem Start gingen jeden Tag hunderttausende Artikel online. Heute verfügt die Datenbank über mehr als 48 Millionen Artikel, ist komplett kostenlos und wird von der Community als Pirate Bay der Wissenschaft bezeichnet.

Die Seite funktioniert in zwei Stufen. Bei der Suche nach einem Paper versucht Sci-Hub zuerst einen direkten Download bei der befreundeten Piraten-Datenbank LibGen. Wenn das nicht funktioniert, umgeht Sci-Hub mithilfe einer Reihe an Zugangsschlüssel die teuren Paywalls der großen Verlags-Webseiten. Diese Schlüssel wurden von anonymen Wissenschaftlern und Akademikern gespendet. Damit ist Sci-Hub in der Lage, unmittelbar auf jedes veröffentlichte Paper zuzugreifen und innerhalb von wenigen Sekunden auf deinen Computer zu laden. Nach dem Download sendet die Webseite eine Kopie an LibGen – der Nächstenliebe wegen.

Elsevier hat Klage eingereicht. Alexandra soll die Seite vom Netz nehmen, sonst müsste sie zwischen 750 und 150.000 US Dollar pro Artikel zahlen. Dass die Wissenschaftlerin nicht klein beigibt, liegt zum Teil daran, dass sie sich in Russland befindet und kein Vermögen in den USA besitzt. Selbst wenn Elsevier also den Prozess gewinnen sollte, wird es für sie schwer, das Geld auch tatsächlich zu bekommen.

"Es ist verrückt für eine einzelne Studie 32 Dollar zahlen zu müssen, wenn man für seine Forschung doch hunderte dieser Artikel bräuchte. Ich habe diese Studien raubkopiert. Jeder sollte Zugang zu Wissen haben, unabhängig vom Einkommen. Und das ist absolut legal", sagt sie. Damit trat sie ein Debatte darüber los, wem Wissenschaft wirklich gehören sollte. Das freut die Verlagsgesellschaften nicht besonders. Die Seite ging letztes Jahr nach einem Beschluss von einem New Yorker Bezirksgericht bereits einmal vom Netz, war aber kurze Zeit später wieder online.