"Passiert das hier gerade wirklich?", denke ich, als immer mehr meiner Kommiliton*innen in den Prüfungsraum kommen und sich abzeichnet, unter welchen Bedingungen wir die Prüfung ablegen sollten. Eine Prüfung, die die Leistung des gesamten Semesters widerspiegeln soll.

Ich studiere Sozial- und Kulturanthropologie an der Freien Universität Berlin – ein interessanter Studiengang, den neben mir auch rund 120 andere Studierende mögen. Wir sind hoffnungslos überfüllt, unterfinanziert und es gibt massive strukturelle Probleme. In den Seminaren stapeln sich Menschen und sitzen auf dem Boden, in den Vorlesungen sowieso. Und alle mussten vergangenen Mittwoch – aufgeteilt auf zwei Räume – ihre Prüfung für das Modul Religion, Kosmologie, Ritual schreiben.

Für 120 Menschen reichten diese zwei Räume allerdings nicht aus, weswegen ein gutes Dutzend Studierender im Treppenhaus des Instituts sitzen musste – zwischen allen, die an dem Tag sonst irgendwie am Institut unterwegs waren.

Die Glücklichen im Treppenhaus waren zu beneiden, wie sich schnell herausstellte. Ich saß in einem der beiden Räume. Die Tische waren längs aufgereiht, zu beiden Seiten saßen wir Prüflinge. Zu Fünft. Am Zweiertisch. Drei Menschen saßen zwei Menschen gegenüber. Konzentration adé.

Da half es auch nichts, dass die Tutorin liebevoll eine Tüte Kaubonbons rumgehen ließ, während sie lächelnd sagte, die Prüfungsbedingungen seien ja "nahezu unzumutbar". Nahezu unzumutbar? Wohl schlicht: unzumutbar.