Ja, beim CSD in Berlin sind viele Menschen zu sehen, die tanzen und trinken. Der Christopher Street Day ist aber nach wie vor eine große Demonstration für Vielfalt, Menschenrechte, Gleichstellung und Solidarität. Die Parade führen auch in diesem Jahr wieder Wagen an, von denen politische Botschaften gesendet werden.

Dieses Jahr lautet das Motto "Mein Körper, meine Identität, mein Leben". Es umfasst laut Veranstalter*innen die Forderungen nach sexueller Selbstbestimmung in der Frauenbewegung, positioniert sich klar für die Rechte von trans*- und intersexuellen Menschen und bindet zudem den Wunsch nach Freiheit für individuelle Beziehungs- und Familienmodelle mit ein.

Zum diesjährigen 40. CSD in Berlin hat ein Zusammenschluss aus den Veranstaler*innen und Unterstützer*innen elf zentrale Forderungen herausgearbeitet:

1. Mehr lesbische Sichtbarkeit: eine gleichberechtigte und vielfältige Repräsentation von Lesben in den Medien

2. Die strafrechtliche Verfolgung fremdbestimmter, geschlechtsverändernder und medizinisch nicht notwendiger OPs an intergeschlechtlichen Kindern, Minderjährigen und Erwachsenen

3. Die Abschaffung des Transsexuellengesetzes und stattdessen die freie Vornamens- und Personenstandswahl für alle

4. Ein fairer Journalismus zum Thema trans*: Schluss mit Desinteresse, Ignoranz und Rufmord

5. Jede Form der Ausgrenzung, Stigmatisierung und Diskriminierung aufgrund von Krankheit, Serostatus und Behinderung soll gestoppt werden – in der Gesellschaft wie auch in queeren Communitys

6. Die Gleichstellung jeglicher Familienentwürfe

7. Einen aktiven kultur- und geschlechtssensiblen Umgang mit unterschiedlichen Lebensweisen älterer Menschen

8. Der Senat von Berlin soll seine Städtepartnerschaften dazu nutzen, öffentlich wahrnehmbar für die LGBTQ-Rechte in anderen Ländern Position zu beziehen

9. Die Umsetzung der normkritischen Gender-, Körper- und Sexualpädagogik an allen Bildungseinrichtungen

10. Ein queeres Kulturzentrum – das Elberskirchen-Hirschfeld-Haus als Leuchtturm für Berlin

11. Chef*innen sollen das Bewusstsein für Vielfalt am Arbeitsplatz steigern und queere Talente fördern

Der CSD ist nach wie vor wichtig für die Sichtbarkeit queerer Communitys

Der Christopher Street Day hat einen politischen Ursprung. Der CSD bekam seinen Namen durch den ersten Protest von Homosexuellen und anderen sexuellen Minderheiten gegen Polizeiwillkür in der New Yorker Christopher Street. Homosexuelle begannen am 27. Juni 1969 in der Bar Stonewall Inn, sich gegen willkürliche Polizeirazzien zu wehren. In der Folge kam es zu tagelangen Straßenschlachten mit der Polizei. CSD-Paraden etablierten sich seit den 70er Jahren weltweit.

Die Pride-Paraden finden seitdem im Sommerzeitraum weltweit in verschiedenen Ländern und Städten statt. Obwohl einige Menschen innerhalb der Communitys die Paraden für nicht mehr zeitgemäß halten, gelten sie doch als zentrale Veranstaltungen für queere Menschen weltweit. Selten ist die öffentliche Sichtbarkeit der LGBTQ-Communitys und ihrer Anliegen größer. Und diese Sichtbarkeit ist wichtig: In zahlreichen Ländern wird Homo- und Transsexualität noch immer verfolgt, in manchen sogar mit Todesstrafe. Aber auch in Deutschland ist die Diskriminierung nicht abgeschafft.

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Route des Berliner CSD 2018

Der Umzug startet um 12:30 Uhr in Berlin-Mitte, Kurfürstendamm an der Ecke zur Joachimsthaler Straße. Von dort geht es über Joachimsthaler Straße, Augsburger Straße, Nürnberger Straße, Tauentzienstraße, Wittenbergplatz, Kleiststraße, Nollendorfplatz, Karl-Heinrich-Ulrichs-Straße, Lützowplatz, Klingelhöferstraße, Hofjägerallee und Großer Stern zur Straße des 17. Juni.

Zwischen 15 und 18 Uhr soll der Demo-Zug das Brandenburger Tor erreichen. Dort findet eine Abschlusskundgebung statt.

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