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Wie könnte unsere Zukunft im Jahr 2040 aussehen? Was können wir tun, um den nachfolgenden Generationen eine lebenswerte Welt zu hinterlassen? Wie lassen sich global die Treibhausgasemissionen verringern? Lässt sich die Klimakrise noch auf ein erträgliches Maß begrenzen? Alles Fragen, die die Welt beschäftigen (sollten) und denen sich Regisseur Damon Gameau in seinem neuen Film widmet. In 2040 – Wir retten die Welt begibt sich der australische Filmemacher auf eine Reise um die Welt, um nach Lösungen für die klimapolitischen Probleme unserer Zeit zu suchen.

Die Motivation dahinter ist seine vierjährige Tochter Velvet – für sie möchte Gameau Antworten auf seine Fragen erhalten und eine Welt kreieren, in der man auch in zwanzig Jahren noch leben kann. Dafür spricht er mit Expert*innen – darunter Wirtschafts- und Agrarwissenschaftler*innen, Ingenieur*innen und Anthropolog*innen – über erneuerbare Energien, alternative Mobilität und moderne Landwirtschaft.

Bekannt wurde der australische Filmemacher mit seinem 2014 erschienenen Dokumentarfilm Voll verzuckert, in dem er anhand eines Selbstexperiments den Zuckerkonsum in Australien aufzeigte. Gameau, der sich selbst seit Jahren zuckerfrei ernährte, aß für seinen Film zwei Monate lang 40 Teelöffel Zucker am Tag – der Durschnittswert, den Australier*innen täglich zu sich nehmen. Nach nur zwölf Tagen hatte er vier Kilo zugenommen und wies verschlechterte Leberwerte auf.

Statt einer Politik, die nur auf Katastrophen reagiert, brauchen wir Regierungen und Unternehmen, die neue Wege gehen.
Kate Raworth, Wirtschaftswissenschaftlerin

In seinem neuen Film beschäftigt sich Gameau nicht mehr nur mit Australien: Jetzt möchte er die ganze Welt darauf aufmerksam machen, was schiefläuft. Aber keine Angst, 2040 – Wir retten die Welt ist weit davon entfernt, nur Horrorszenarien aufzuzeigen. "Statt einer Politik, die nur auf Katastrophen reagiert, brauchen wir Regierungen und Unternehmen, die neue Wege gehen", heißt es bereits im Trailer. Gameau sucht und findet Ansätze und Lösungen, die bereits existieren und deren Ausbau die Welt ein bisschen besser machen könnten.

So reist Gameau beispielsweise nach Bangladesch in das Dorf Jote Shouda, das seinen Strom über Mikrogrids bezieht. Dabei handelt es sich um dezentralisierte Energienetzwerke, bei denen jedes Haus über Solarplatten und eine Batterie verfügt. Die gewonnene Energie wird gespeichert und kann über eine eigens entwickelte Box zwischen Haushalten geteilt werden. Besonders in Gegenden, die keinen oder nur einen sehr eingeschränkten Zugang zu Elektrizität haben, bietet dieses System Möglichkeiten zur Entwicklung und zur gesellschaftlichen Teilhabe.

Denn wer hier über eine Solaranlage verfügt, kann überschüssig produzierte Energie verkaufen oder tauschen. So profitieren auch diejenigen davon, die sich die Anlagen nicht leisten können. Zudem bleibt der Profit in der Gemeinde und schafft die Unabhängigkeit von Energiekonzernen. "Wir glauben, dass unsere nachbarschaftlichen Netze die Zukunft für Energieversorger weltweit sein können", Gameau lässt sich von einem Mitarbeiter der Firma Solshare die Vorteile der Mikrogrids erläutern, vergisst dabei aber leider das kritische Hinterfragen. Denn wie genau Kleinunternehmen wie Solshare sich gegen die Marktmacht globaler Energiekonzerne behaupten wollen, thematisiert Gameau nicht.

Neben Energie will Gameau auch Transportmittel zukünftig teilen. In Fahrzeug-Share-Systemen sieht er die Antwort auf verstopfte Autobahnen. Doch nicht mehr als Selbstfahrer*in oder im geteilten Taxi werden Menschen hier von A nach B gefahren. Autonomes Fahren ist das Stichwort: Keine genervten Bus- und Taxifahrer*innen, 2040 soll der Transport nur mehr fahrerlos passieren. Was dabei aus den Menschen wird, die ihren Lebensunterhalt mit dem Chauffieren von betrunkenem Partyvolk und gehetzten Geschäftsleuten verdienen? Auch hierauf gibt Gameau in seinem Dokumentarfilm leider keine Antwort.

Obwohl die präsentierten Lösungen bereits alle vorhanden sind, wirkt 2040 – Wir retten die Welt insgesamt etwas utopisch. Dem Green New Deal-Konzept folgend, verlangt Gameau zwar eine technologische Umstellung, einen gesellschaftlichen Wandel fordert er aber nur an wenigen Stellen. So beharrt die Anthropologin Genevieve Bell immerhin auf einem Umdenken, wenn es um den Autobesitz als Statussymbol geht. Es sei nicht unmöglich, sich von dem, was der Besitz eines Autos repräsentiere, loszulösen. Schließlich lebe der Mensch erst seit etwa einem Jahrhundert mit dem motorbetriebenen Vehikel an seiner Seite.

Trotz allem ist Damon Gameau mit seinem neuen Film etwas Wesentliches gelungen: In vereinfachter Form bereitet der Australier die Umweltprobleme auf, die uns heute begleiten. Anhand von Spielzeugfiguren und seinem abtauenden Eisfach bekommen auch Lai*innen einen Eindruck davon, wie sich der Klimawandel tatsächlich auf unser aller Leben auswirkt.

Am 6. Dezember findet bundesweit der Future-Kinotag statt, an dem 2040 – Wir retten die Welt in teilnehmenden Kinos gezeigt wird. Die Kinovorstellungen werden von lokalen Veranstaltungen und Diskussionen begleitet.