Im katholischen Irland gilt bisher eines der restriktivsten Schwangerschaftsabbruch-Gesetze innerhalb der EU. Am 25. Mai werden die Ir*innen darüber abstimmen, ob sie das in der Verfassung verankerte Verbot von Schwangerschaftsabbrüchen streichen oder erhalten möchten. Anlässlich des Referendums haben wir für euch die wichtigsten Fakten über Schwangerschaftsabbrüche in Irland herausgesucht.

1. Durch den 8. Artikel der irischen Verfassung sind Schwangerschaftsabbrüche seit 1983 illegal

In Irland werden Schwangerschaftsabbrüche über den Artikel 40.3.3. geregelt. Er wurde 1983, nach einem Referendum, als 8. Artikel der irischen Verfassung hinzugefügt und garantiert, "das Leben der Mutter und das des Ungeborenen" gleichermaßen zu schützen. Das hatte zur Folge, dass das Verbot von Schwangerschaftsabbrüchen, das seit jeher in Irland galt, seitdem auch in der Verfassung verankert ist. Artikel 8 wird unter anderem von der in Irland starken katholischen Kirche befürwortet.

2. Für Schwangerschaftsabbrüche drohen bis zu 14 Jahre Haft

Sollte eine Frau dennoch einen Schwangerschaftsabbruch durchführen, drohen ihr bis zu 14 Jahre Haft. Das gilt auch für Frauen, die nach einer Vergewaltigung schwanger wurden. Die Irin Guen Murroni schreibt im Independent: "Einer Frau, die nach einer Vergewaltigung einen Schwangerschaftsabbruch in Erwägung zieht, drohen ähnliche, ja teilweise sogar längere Haftstrafen als ihrem Vergewaltiger". Unter den Bezeichnungen Miss X case (1992), Miss C case (1997), Miss D case (2007) und Miss Y case (2014) sind Prozesse von Vergewaltigungsopfern, unter ihnen auch Teenagerinnen, gemeint, die versuchten, sich ihr Recht auf einen Schwangerschaftsabbruch einzuklagen. Während manchen Klägerinnen das Recht zugestanden wurde, diesen im Ausland durchzuführen, mussten andere das Kind bekommen. Einer Klägerin, die drohte sich das Leben zu nehmen, wurde gestattet, die Schwangerschaft abzubrechen.

3. Wer eine Schwangerschaft abbrechen möchte, geht Risiken ein

Jährlich reisen deshalb Tausende Irinnen für eine Abtreibung ins Ausland, die meisten von ihnen nach England. Die Kosten für einen solchen Abbruch belaufen sich auf 4.500 Euro, welche die Frauen selbtst tragen müssen. Wer sich Reisekosten, Unterbringung und die medizinische Behanldung nicht leisten kann, muss stattdessen auf Pillen zurückgreifen, welche die Schwangerschaft abbrechen. Da die Einnahme dieser Wirkstoffe illegal ist, riskieren in Irland durchschnittlich drei Frauen pro Tag verurteilt zu werden.

4. Das hat sich seit 1983 in Irland verändert

In Irland hat sich seit den 1980er Jahren einiges verändert. Als die Ir*innen Artikel 40.3.3. in die Verfassung wählten, waren Scheidungen erst kürzlich legalisiert worden und es gab erst seit wenigen Jahren Verhütungsmittel. Die katholische Kirche nahm mehr Einfluss auf die Moralvorstellungen vieler Ir*innen, als sie es heute tut. Die irische Autorin Susan McKay schreibt in einem Beitrag für das US-amerikanische Magazin The New Yorker, sie halte es für möglich, dass die Mehrheit sich dieses Mal anders entscheidet und für eine Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen einsetzen werde. Deshalb hoffen Frauenbewegungen, dass die Ir*innen Artikel 8 abwählen werden.

5. Deshalb hoffen viele, dass der Artikel 8 mit dem Referendum am 25. Mai abgeschafft wird

Viele Frauenbewegungen kämpfen seit Jahrzehnten dafür, Schwangerschaftsabbrüche zu legalisieren. Seitdem der Termin für ein erneutes Referendum feststeht, versammeln Befürworter*innen einer Gesetzesreform ihre Meinungen unter den Hashtags #repealthe8th und #toghether4yes auf Twitter. Außerdem wollen sie mit der extra für das Referendum ins Leben gerufenen Homepage Repeal The 8th, die ungefähr 100 verschiedene Initiativen, Parteien, NGOs und Vereine repräsentiert, weitere Unterstützer*innen für eine Abschaffung des 8. Artikels mobilisieren.

Sie scheinen damit viele Ir*innen für das Thema sensibilisiert zu haben. Auch Irlands Premierminister, Leo Varadkar, sprach sich dafür aus, am 25. Mai gegen den Artikel zu stimmen: "Reformieren wir unsere Abtreibungsgesetze oder nicht? Ich werde mich für ein Ja einsetzen".