Late Night Show von Jimmy Fallon im US-TV geschafft. Der Moderator machte sich über die Band lustig,

H.P. Baxxter antwortete im Radio gewohnt lässig: "Ich habe mich köstlich amüsiert, muss ich sagen." In Europa sind Scooter seit über 20 Jahren erfolgreich.

Ich war im Frühjahr 1994 zufällig bei einem ihrer ersten Auftritte im Hamburger Volksparkstadion live dabei. Es war die Pregame-Show eines Footballspiels der Hamburg Blue Devils. Plötzlich standen drei schräge Vögel auf der Bühne und einer brüllte zu hektischen Beats lauter DJ-Namen ins Mikro. Niemand hörte hin. Zwar war es die Zeit von Trillerpfeifen, Bauarbeiterwesten und Staubsaugern auf dem Rücken, wir jedoch waren eher so Team TuPac oder Pearl Jam und lachten noch Tage später herzlich über "Hyper, Hyper".

Und dann wurden Scooter zu einem Phänomen und gingen einfach nie wieder weg.

Mittlerweile gehören sie irgendwie fest zur deutschen Mainstream-Musikszene. Immerhin bietet die Band so was wie ein Stück grobmusikalischer Verlässlichkeit; ihre Konzerte werden von ganzen Familien besucht. Und wer sich so lange im Musik-Markt hält, der hat nicht einfach nur Glück. Sondern irgendwas Grundlegendes verstanden.

5 Weisheiten, die wir von Scooter lernen können:

1. Durchhalten und langer Atem führen zu Erfolg

Frontvogel H.P. Baxxter machte sich schon Mitte der 80er Jahre irgendwie Musik, allerdings erfolglos. Dann, knappe zehn Jahre später, gelang mit "Hyper, Hyper" der erste europaweite Hit. "Da sitzt du jahrelang im Keller, produzierst wie ein Irrer, erlebst nur Flops – und wenn du denkst 'Jetzt wird es nichts mehr', hast du plötzlich einen europaweiten Top-Five-Hit", soll er laut Kurier gestaunt haben. Was sagt uns das? Niemals aufgeben und auch im Falle des Scheiterns weitermachen. Immer und immer wieder. Irgendwann klappt's.

2. Wer schreit, hat nicht unbedingt Recht – aber mehr Spaß

H.P. ist trotz gefühlten 100 Jahren Musikerlebens immer noch ziemlich fit. Vielleicht liegt das daran, dass er regelmäßig ins Megafon brüllt? Was auch immer deine Eltern dir eingetrichtert haben – stets leise und höflich sein, bringt auf Dauer niemanden weiter. Manchmal kann es regelrecht heilsam sein, seine Gefühle einfach rauszubrüllen. Raus mit dem emotionalen Ballast!

3. Glaub an dich, auch wenn es sonst keiner tut

Ich gebe zu: Ich habe Scooter damals ausgelacht und würde es auch heute noch tun, aber eine Form unfreiwilligen Respekts stopft mir das überhebliche Lachen immer wieder zurück in den Hals. Denn aller Kritik und Häme zum Trotz hat da jemand für seinen Traum gekämpft, ihn gelebt und letztlich damit jahrzehntelang Erfolg gehabt. Das halte ich grundsätzlich für durchaus bewunders- und erstrebenswert.

4. Leidenschaft kann Begabung ersetzen

Dass H.P. Baxxter weder tänzerisch oder stimmlich begabt, noch boygroupkompatibel schön oder gar kompositorisch versiert ist, ist offensichtlich. Will und muss bei Scooter ja aber auch gar keiner sein. Wer auch nach Jahrzehnten noch unverändert energiegeladen an der Grenze zur Manie über Bühnen hüpft und brüllt, beweist wahre Leidenschaft. Und wer etwas aufrichtig leidenschaftlich tut, kommt damit unter Umständen weiter als je gedacht und wächst über sich hinaus (-> siehe Eddie the Eagle).

5. Finde eine Nische und bleib dir treu

Worauf man sich bei Scooter verlassen kann? UZZ UZZ UZZ! Und zwar in wenigen Variationen und mit sehr simplen Texten, die wirklich auch der letzte Englisch-Honk selbst mit 1,6 Promille noch fehlerfrei mitgrölen kann. Das erwartet das Publikum, das bekommt das Publikum. Und zwar mit größtmöglicher Kontinuität und in dieser Form sonst nirgendwo. Und das ist was Schönes: Wer sich kennt und für etwas ganz Bestimmtes steht, hat sich in der Welt verortet.
Nur eine Frage haben Scooter bisher nicht zufriedenstellend beantwortet:

+++ Nachtrag: H.P. Baxxter hat es in diesem Video endlich verraten – der Fisch kostet 3,80!