"Sonnenstrahlen bedecken mein Gesicht, während ich hastig über das steinerne Pflaster auf dem Wiener Minoritenplatz huschte. (...) Die Vorweihnachtszeit hatte begonnen. Draußen waren es sechs Grad. Ich hatte meinen Wintermantel angezogen und fror trotzdem ein wenig. (...) Die junge Frau lächelte mich an und streckte mir ihre Hand zur Begrüssung entgegen. Dann stiegen wir gemeinsam über die geschwungenen barocken kalksandsteinernen Treppen in den ersten Stock hinauf. (...) Dieser Korridor war voller Türen. An einer dieser Türen lehnte ein Mann im dunkelgrauen Anzug, der nachdenklich mit seinem Zeigefinger über seine Lippe strich." So startet der Prolog des Buchs, das sich Sebastian Kurz – die offizielle Biografie nennt.

Die Wiener Autorin Judith Grohmann hat vorab Ausschnitte ihres Buches über Österreichs Ex-Kanzler veröffentlicht, das am 11. September erscheinen soll. Sie verfasste bereits zwei Bücher: Das Ösi-Phänomen und In geheimer Mission. Nun widmete sie sich einem Groschenroman, äh einer Polit-Biografie.

Judith Grohmann nimmt ihre Leser*innen mit auf eine Reise, die den Aufstieg eines vermeintlichen Messias zeigt. Sein Genie offenbarte sich demnach bereits in der Kindheit. "So entpuppte sich Kurz als ein Baby, das auf der Überholspur fuhr. (...) Die ersten kompletten Sätze sprach der kleine Sebastian Kurz bereits mit einem Jahr und stellte damit viele andere Kinder in den Schatten." Und Grohmann deckt Einiges auf wie: "Der junge Außenminister war konzentriert und überdachte eine Angelegenheit, die ihn offenbar stark beschäftigte."

Die österreichische Tageszeitung Kurier fragte die Autorin in einem Interview nach einer Situation, in der sie Sebastian Kurz überrascht habe. Sie antwortete: "Beim Fotoshooting für das Buch-Cover hat er ständig versucht, mich zum Lachen zu bringen. Seine Mutter hat recht: Er ist ein liebenswürdiger Schlingel."

Seine Mutter hat recht: Er ist ein liebenswürdiger Schlingel.
Judith Grohmann, Autorin Biografie

Spott im Netz

Die vorab veröffentlichten Seiten verbreiteten sich rasch auf Twitter und ziehen viel Spott auf sich. Die selbsternannte Biografie liest sich wie Fanfiction und erinnert mehr an Schundliteratur wie Shades of Grey oder Twilight als an eine Biografie über einen Politiker. Unter dem Hashtag #50ShadesOfKurz veröffentlichen User*innen nun ihre eigenen fiktiven Begegnungen mit Kurz und zeigen ihr literarisches Talent.

Eines kann man der Buchautorin nicht nehmen: Endlich räumt mal jemand mit dem Vorurteil auf, dass politische Bücher nicht sehr unterhaltsam sein können. Viel Spaß beim Lesen. Und: Herr Kurz wird Sie jetzt empfangen.

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