Sobald man mal für ein paar Monate einer Fremdsprache keine Beachtung mehr geschenkt hat, rosten das Vokabelwissen und die Grammatikregeln langsam ein. Aber neben dem Studium oder Job bleibt keine Zeit für einen Sprachkurs und wenn, dann sind die Fortschritte nicht besonders groß. Schließlich sind die Unterrichtsstunden viel zu selten und für die Hausaufgaben fehlen Zeit und Motivation.

Der Schlüssel zum Erfolg? Sprachtandems. Triff dich mit einem*einer Muttersprachler*in einer Sprache, die du lernen möchtest, in Cafés, Bars, für einen Spaziergang oder zum Bouldern und sprecht miteinander. Dabei lernst du etwas, dein*e Tandempartner*in ebenfalls, eine Win-Win-Situation.

Um dich darauf vorzubereiten: Die folgenden sechs Typen triffst du beim Sprachtandem. Am Ende bleibst du aber doch bei demselben Typ Sprachpartner*in hängen.

1. Der*die Pseudo-Tandempartner*in

Der*die Pseudo-Tandempartner*in stürzt sich mit der kürzesten Reaktionszeit auf dein Tandemgesuch und sendet dir liebenswürdige, ausführliche Nachrichten. Ihr schreibt ein bisschen hin und her und vereinbart locker, dass ihr euch in ein oder zwei Wochen mal auf einen Kaffee trefft. Seiner*ihrer mangelnden Motivation ist es zu verschulden, dass du diese*n Tandempartner*in wohl niemals zu Gesicht bekommen wirst. Ganz getreu dem Motto: der Wille zählt.

2. Der*die Wortlose

Da hat sich endlich mal eine*r überwunden, aus seinem*ihrem Versteck herauszukommen und sich mit dir verabredet. Der*die Wortlose ist aber vor allem eines: schüchtern. Keine ideale Charaktereigenschaft, um neue Leute kennenzulernen und auch nicht gerade überraschend, dass er*sie kaum Laute von sich gibt. Für dich heißt das dann – genau, Fragenmarathon. Um das grausame Schweigen zu brechen, gehst du über in die Rolle des Interviewers. Sämtliche Themen wie Beruf, Wohnsituation, Freizeitbeschäftigung, meistgenutzte Straßenbahn oder das Lieblingsessen und dessen schrittweise Zubereitung klapperst du nacheinander ab. Selbstverständlich werden diese Fragen traditionell nur mit Ja, Nein oder einem verwirrten Blick beantwortet.

3. Der Grammatikfreak

Der Grammatikfreak ist ein ganz anderes Phänomen. Er*sie hat es sich zum Ziel gesetzt, mit dir in erster Linie die essenziellen Grammatikfragen der deutschen Sprache zu klären. Dazu schleppt er*sie stapelweise Bücher, Übungsaufgaben und farbig markierte Grammatikeinträge mit. Selbstverständlich gibt er*sie dir auch gerne Hausaufgaben auf. Die gemütlichen Kaffeezeiten sind hiermit offiziell vorbei. Er*Sie lässt auch keine Gelegenheit verstreichen, dir sämtliche missachtete Grammatikregeln unter die Nase zu reiben. Tandemtreffen mit dem Grammatikfreak sind für dich vielleicht die nervigsten, wenn auch effektivsten. Bringt nichts.

4. Der*die Aufreißer*in

Tinder und Lovoo sind für ihn*sie Schnee von gestern. Der*die Aufreißer*in sucht Frischfleisch in Tandemgruppen. Das Treffen wird unter großen Mühen zum bilingualen Hardcore-Flirten genutzt. Und teilt man ihm*ihr dann höflich mit, dass das wohl eine einmalige Verabredung war, blinzelt er*sie dich ganz verwundert an. Fragt, wieso man sich nicht mal einfach so auf ein Bier treffen würde. Das wäre ja, ohne dieses Sprachgewusel, auch mal ganz entspannt. M-hm.

5. Der*die Heimatverbundene

Der*die Heimatverbundene hat vor allem eines zu thematisieren: mi país, il mio paese, my home country. Er*sie vermisst sein*ihr Heimatland wirklich sehr. Seit Jahren ist er*sie nun in Deutschland gefangen, sein*ihr Deutsch wird auch nicht besser und das aus einem einfachen Grund: weil er*sie keine netten UND deutschen Mitmenschen kennenlernt. Diese wären schließlich alle ganz verkrampft, unhöflich und besonders schlecht gelaunt. Doch damit ist noch nicht genug. Der*die Heimatverbundene verabscheut auch das deutsche Wetter, das Essen und den Sonntag, an dem nie was los wäre. Eigentlich würde er*sie am liebsten wieder zurück, denn in seinem*ihrem Heimatland findet er*sie sowieso alles besser. Und man denkt sich permanent: Dann geh doch, bitte. Jetzt sofort.

6. Der*die Freund*in

Und dann gibt es noch den letzten und wohl auch angenehmsten Typ. Der*die Freund*in entpuppt sich als ausgesprochen sympathisch, interessiert und gesprächig. Schnell könnt ihr über alles reden und er*sie wächst dir sehr ans Herz. Gemeinsam unternehmt ihr Ausflüge, geht feiern oder chillt einfach nur in der Wohnung. Die Zeit vergeht wie im Flug und plötzlich ist das Sprachenlernen nur noch ein positiver Nebeneffekt.

Und wo finde ich jetzt diese*n Tandempartner*in?

Wie und wo findet ihr den für euch am besten geeigneten Typen unter den Tandempartnern? Hier kommen ein paar Tipps:

Ganz klassisch natürlich über Facebook, der extrem großen Reichweite wegen. Hier werdet ihr vor allem für Face-to-face-Treffen fündig. Sucht einfach nach einer Gruppe mit den Stichworten "Tandem, Stadt, Sprache".

Eine andere Option sind Tandembörsen, welche häufig von Universitäten angeboten werden. Beispielsweise von der Universität Tübingen oder der Universität Mannheim. Viele Tandemnutzer*innen empfehlen auch die App Tandem, mit der ihr mit Sprachpartner*innen auf der ganzen Welt in Kontakt treten könnt.

Um eine*n Tandempartner*in für besonders ausgefallene Sprachen zu suchen, ist tandempartners.org eine gute Option. Allerdings beschränkt sich hier das Angebot vor allem auf Großstädte.

Wenn du nicht in einer von Deutschlands Metropolen wohnst und auf keiner dieser Seiten fündig geworden bist, schau dich bei conversationexchange.com um. Hier kann man über die Auswahl using chat software speziell nach Online-Tandempartner*innen suchen.

Auch bei Facebook findet man städtelose Tandemgruppen wie beispielsweise: Deutsch/Französisch, Deutsch/Spanisch oder Tandem Internacional.

Ein letzter Tipp zum Schluss

Um eine*n Tandempartner*in zu finden, der*die möglichst gut zu dir passt und der*die von einem Treffen das Gleiche erwartet wie du, solltest du in deine Suchanzeige auch deine zeitlichen Verfügbarkeiten, Interessen, Lieblingsthemen, Alter und Wohnort kurz zusammenfassen. Viel Spaß!