Es gibt Leute, die auch in einer neuen Beziehung ständig über ihre*n Expartner*in reden. Ab wann das ein Problem werden kann, erklärt eine Therapeutin.

"Das Schönste am single sein ist, dass man endlich wieder Zeit für Freundinnen hat." So beginnt eine Folge von Sex and the City. Doch was Carrie Zeit für Freundinnen nennt, verstehen die Freundinnen selbst ganz anders. Denn es geht ausschließlich um Carries Ex, Big.

"Er tut mir leid, er tut mir wirklich leid. Ich war das Beste, was ihm je passiert ist." Carries Freundinnen beginnen langsam, die Augen zu verdrehen. "Ich bin schlau. Ich bin witzig. Ich war das Abrakadabra. Ich war der Zauber in der Beziehung." Carries Freundinnen haben genug: "Du redest nur noch über Big und ganz ehrlich: Wir können nicht mehr."

Klassische Situation

Das Schöne an Sex and the City ist, dass die Serie Szenen gefunden hat, die so archetypisch sind, dass wir sie fast alle sofort wiedererkennen. Wie eben oben genannte: Ein*e Freund*in ist wieder single und kann nicht aufhören, über den*die Ex zu reden. Frisch Getrennten gesteht man diese Monologe natürlich zu. Dass nach einem Beziehungsende vieles verarbeitet werden muss, gilt als gesetzt. Als Freund*in weiß man das, ölt die Ohren und hört zu. Die immer wieder gleichen Geschichten und Fragen und tätschelt Handrücken in der Hoffnung, dass die Zeit tut, was sie am Besten kann: Wunden heilen.

Aber manchmal nehmen die Ex-Geschichten kein Ende und die Zeit scheint doch nichts zu heilen. Was ist da los? Vor allem dann, wenn es längst eine neue Beziehung gibt und die alte Beziehung sich trotzdem noch in viele Gespräche hineinschleicht.

Verarbeitung durch Ex-Geschichten

Die Paartherapeutin Christine Geschke bezeichnet diese Gespräche als Teil von Verarbeitungsprozessen: "Man macht sich im Nachhinein Gedanken, die Erfahrung wird verarbeitet. Durch das Sprechen wird die Verarbeitung sichtbar. Das ist auch völlig in Ordnung. "Aber manchmal findet das Sprechen eben kein Ende. Ein Hinweis darauf, dass die Verarbeitung nicht gut funktioniert hat: "Wenn quälende Themen immer wieder hochkommen, kann es sinnvoll sein, sich professionelle Hilfe zu suchen."

Im Übrigen ist das auch etwas, was die Freundinnen Carrie ans Herz legen. Sie sagt: "Aber ich brauche keine*n Therapeut*in, ich habe doch euch." "Aber nur noch für zehn Minuten, dann schalten wir dich aus. Kalter Entzug." Und Carrie geht zu einer Therapeutin.

Aber selbst wenn professionelle Hilfe nicht erforderlich ist, kann Unterstützung durch Freund*innen schon helfen. Denn oft genug merken die Betroffenen selbst gar nicht, wie ausführlich sie noch über die Ex-Beziehung sprechen.

Wie meine Freundin Laura, die mir neulich ganz stolz erzählte, sie hätte die Trennung von Lars schon so wunderbar verarbeitet. Sie würde überhaupt nicht darüber nachdenken, ihm doch zum Geburtstag zu gratulieren und der Brief zu ihrem Jahrestag, den hätte sie einfach aus alter Verbundenheit geschrieben und die Fotos aus dem letzten gemeinsamen Urlaub, gut, die hätte sie sich schon noch mal angeguckt, doch ansonsten sei er einfach aus ihrem Leben verschwunden: "Schon verrückt, dass ich gar nicht mehr an ihn denke, oder?" "Aber du redest doch die ganze Zeit von ihm!"

Problem für die neue Beziehung

Dabei sind die Freund*innen natürlich nicht das Hauptproblem. Es ist vielmehr der*die neue Partner*in, der*die mit den aufgewärmten Storys von früher vielleicht nicht glücklich ist. Christine Geschke schlägt daher vor, den*die Partner*in auf so ein Verhalten aufmerksam zu machen: "Wenn der Partner ständig von der alten Beziehung redet, ist das ja auch informativ. Man erfährt, was ihn gestört hat, was ihm wichtig war oder wie er mit Gefühlen umgegangen ist. Wenn der Ex aber immerzu gehypt wird, dann wird es kränkend und unangenehm. Dann steht der neue Partner im Schatten des alten und kann sich nicht frei entfalten."

Denn Dauerbefeuerung durch Ex-Geschichten kann auch ein Hinweis darauf sein, dass in der alten Beziehung eben nicht genug geredet wurde: "Verdrängung funktioniert immer gut. Wer sich mit Problemen auseinandersetzt, müsste handeln, in die Konfrontation gehen, Gespräche führen – wenn das nicht stattgefunden hat und die Beziehung in die Brüche gegangen ist, kann es also präventiv Sinn ergeben, im Rückblick auf die alte Beziehung zu gucken und aus ihr zu lernen."

Zeit, aufzuhören

Lernen ist ja auch immer gut, aber wer zu sehr über die alte Beziehung herzieht, macht sich auch verdächtig: Früher sei so wenig Leidenschaft gewesen, so wenig Engagement, ständig Probleme und kaum noch Verliebtheit. So zumindest redet Laura über Lars. Wer die Ex-Beziehung dauernd schlecht mache, erklärt Geschke, übe subtil Druck auf die neue Beziehung aus. "Jetzt will man endlich glücklich gemacht werden! Aber Druck ist immer kontraproduktiv."

Klar, den*die neue Partner*in über Verletzungen zu informieren und um Rücksicht bitten, sei in Ordnung, sagt die Paartherapeutin, aber als therapeutische Hilfe solle man die neue Partnerschaft nicht mißbrauchen. Die Verarbeitung der alten Beziehung gehöre nämlich nicht in die neue Beziehung.

Wann sollte man also aufhören, über die Ex-Beziehung zu reden? Wenn es schon einige Monate so geht, kann der Tipp aus Sex and the City helfen: "Du hast noch zehn Minuten. Aber dann ist Schluß."