"Ihr könnt selbst nach vorn treten, und euren Betrug gestehen. Oder ich hole Levitt und Lin." So drohte es ein Professor, sein Name ist nicht überliefert. Die Studenten hätten mal lieber auf ihn hören sollen. Denn Levitt und Lin sind Steven Levitt von der Uni Chicago und Ming-Jen Lin von der Uni Taiwan. Zwei der besten Ökonomen der Welt. Sie untersuchen das menschliche Verhalten – mit Mathematik.

Sie machten die Studenten zum Objekt einer Studie. Mehr als 10 Prozent von ihnen hatten so viel vom Nachbarn abgeschrieben, dass es erkennbar war – dabei war der Test noch nicht einmal schwer. Für die Untersuchung schauten sich die Wissenschaftler falsche Antworten an und glichen die Daten mit dem Sitzplan während der Klausur ab.

Studenten machen oft die gleichen Fehler. 2,34 waren es im Schnitt. Bei den Studenten, die nebeneinander saßen, waren es anderthalb mal so viel. "Das ist doppelt so viel, wie es der Zufall hätte erwarten lassen", schreiben die Wissenschaftler. In einer anderen Prüfung testeten die Ökonomen die Studenten erneut, verteilten die Sitzplätze dabei aber nach dem Zufallsprinzip. Die Studis saßen nun neben Fremden – und schrieben lieber nicht mehr ab.

Ein Nachspiel hatte die Forschung übrigens auch noch. Der Professor meldete zwölf Studenten dem Dekan, zu auffällig waren ihre Übereinstimmungen. Eigentlich sollten sich die Verdächtigen dafür verantworten – die Eltern verhinderten das aber rechtzeitig. Der Professor hielt deshalb die Noten der zwölf zurück. Sie konnten sich nicht mehr für Stipendien bewerben, das ist in den USA kein geringes Problem. Keiner der Studenten beschwerte sich.