Wie uns die katholische Kirche beigebracht hat, ist übermäßiges Essen Völlerei und daher eine Todsünde. Wer nicht dick sterben, sondern dünn leben möchte, braucht eine Diät. Nur welche?

Ob Atkins-, Mond- oder Null-Diät – schon die unendlich große Zahl an unterschiedlichen Diäten zeigt, dass diese nur bedingt helfen können. Auch die Nebenwirkungen sollten einem zu denken geben.

Wie wär's zum Beispiel mit dieser absurden Diätempfehlung aus den 1820er Jahren: Seife essen, laut lesen und sich mit Salz einreiben. Klingt nicht gerade nach einer Menge Spaß. Auch wenn man nach verzehrter Seife wahrscheinlich mehr kotzen möchte, als man zuvor essen konnte, und auf diese Weise am Ende doch abnimmt.

Menschen tun alles, um ihren Schlankheitswahn zu bedienen. In den 1930er Jahren lag es im Trend, ein Gift einzunehmen, mit dessen Hilfe man angeblich leichter abnehmen konnte. Ja schon, aber ist halt auch irgendwie blöd, dass dasselbe Gift zur Erblindung und teilweise zum Tod führen konnte. Das Mittel wurde trotzdem gekauft. *Facepalm*

Soweit hergeholt, ist das Konzept "Leiden für Schlankheit" nicht. Als die altbekannten Appetitzügler auf den Markt kamen, nahmen die Konsumenten liebend gerne die schweren Organschäden in Kauf, die diese in Einzelfällen verursachten. Ob mit Bandwürmern oder schlank machenden Zigaretten – wenn es um das eigene dünne Körperbild geht, schrecken wir Menschen vor keiner Idiotie zurück.

Die Lösung: Stromschläge. Was sonst.

Vielleicht, aber nur vielleicht, gehen wir im Kampf mit den Kilos bald als Sieger hervor. Wissenschaftler der National Institutes of Health in den USA haben letzten Mittwoch eine Studie veröffentlicht, nach der Menschen durch Gehirnreize Gewicht verlieren könnten.

Dass die Lust am Essen durch das Gehirn gesteuert wird, sollte eigentlich keine Überraschung sein. Jedes Hungergefühl, jedes Gelüst, jeder Griff zum Schokoriegel wird durch unser Gehirn kontrolliert – auch wenn die Signale dafür vom Magen kommen.

Ältere Studien haben bereits gezeigt, dass dicke Menschen weniger Aktivitäten in bestimmten Bereichen des präfrontalen Cortex zeigen. Das ist der Teil des Gehirns, der für Entscheidungsfindung und Verhaltensplanung verantwortlich ist. Danke für nichts, präfrontaler Cortex. Dicke Menschen haben demnach Schwierigkeiten, diejenigen Signale zu unterdrücken, die aus dem Primärhirn kommen und sie dazu verleiten, weiterzuessen. Auch dann, wenn sie eigentlich abnehmen möchten.

Die Autoren der neuen Studie hatten nun die Idee, das Gehirn von gravitativ benachteiligten Menschen auf eine Weise zu stimulieren, die ihnen erlaubt, Gewicht zu verlieren. Getestet wurde das Konzept an neun dicken Probanden, die für zwei 8-Tages-Perioden in eine Forschungseinrichtungen eingezogen sind und sich vollends den wissenschaftlichen Tests zur Verfügung gestellt haben.

Eines der Messgeräte: ein Snackautomat

Es folgten diverse Tests mit den Probanden, die zuvor in Vesuchs- und Kontrollgruppen aufgeteilt wurden. Unter anderem wurden sie transkranieller Gleichstromstimulationen (transcranial direct current stimulation – tDCS) und anderen schmerzhaft klingenden Stromschlägen unterzogen, die sie über Elektroden in den Kopf gejagt bekamen.

Ob die Stimulationen erfolgreich waren oder nicht wurde am Ende der zweiten Versuchsperiode mit einer höchst wissenschaftlichen Methode getestet: einem Snackautomaten.

Das Ergebnis: Patienten, die vorher mit tDCS behandelt wurden, konsumierten im Gegensatz zur Versuchsgruppe im Durchschnitt 700 Kalorien weniger und haben im Verlauf der Testphasen 0,36 Kilogramm Gewicht verloren. Auf einer Skala von 1 bis 10: Wie erfolgreich war die Studie? Meh.

Die Hoffnung liegt jetzt auf der zukünftigen Forschung in diesem Bereich. Kann man mit stärkeren Stromschlägen mehr Gewicht verlieren? Leiden für Schlankheit liegt nach wie vor im Trend und wird so schnell auch nicht vom Tisch sein. Methoden, die uns heute absurd vorkommen, sind in zehn Jahren vielleicht das Normalste der Welt. Oder aber – und Vorsicht, jetzt wird's abstrus – wir hören einfach auf zu essen, wenn wir satt sind. Damit ersparen wir uns auch etwaige Stromschläge.