Ihr trefft euch regelmäßig, versteht euch super, lacht zusammen, bis das Gesicht wehtut, auch der Sex lässt die Wände wackeln – egal, ob auf der Couch oder dem Kneipenklo –, jetzt wäre eigentlich der Moment, in dem ihr den Sprung von Dating zu Beziehung machen könntet. Aber irgendwie … steckt ihr in diesem Zwischending fest.

Über das Zeitgeistphänomen der romantischen Unverbindlichkeit und seine Ursachen wurde schon viel geschrieben. Früher, so heißt es oft, sei die Sache viel klarer gewesen: Kuss, Sex, gemeinsam abhängen – und beidseitig gewünschte Exklusivität war automatisch impliziert. Das ist natürlich ein nostalgischer Blick auf die Vergangenheit, aber durch Onlinedating, Apps und sich vielfältig entwickelnde Beziehungsmodelle hat sich das Balzverhalten in diesem Jahrtausend spürbar geändert.

Die Frage, welchen Status eine Beziehung aktuell hat und wohin sie führt, beschäftigt früher oder später jede*n, der*die sich in einer romantischen Verwicklung befindet. Aber viele wagen aus Angst vor Zurückweisung nicht, von sich aus danach zu fragen. Verständlich: Sprichst du es zu früh an, kann das die zarte Pflanze eurer Liebe zertrampeln. Wartest du zu lange, kann sich irgendwann jemand anders dazwischendrängen oder dazugesellen. Was ja nun mal auch nicht für jede*n das passende Konzept ist.

Deshalb lassen viele die Sache einfach so laufen – und oft genug läuft es dann ins Nichts. Allerdings muss es nicht der "Willst du mit mir gehen – ja / nein / vielleicht"-Zettel sein. Denn im Grunde ist es gar nicht so schwierig herauszufinden, ob ihr bereit für den nächsten Schritt seid. Voraussetzungen: Ehrlichkeit mit dir selbst und dem*der anderen. Und aufmerksames Beobachten.

Zeichen, dass ihr bereit für den nächsten Schritt seid

Die Psychologen Christopher Agnew, Benjamin Hadden und Kenneth Tan haben für die Purdue University untersucht, welche Faktoren für den Bindungsstatus entscheidend sind und wie sie sich äußern. Fragen waren unter anderem: Fühlen sich die Beteiligten momentan bereit für eine feste Beziehung, sind sie überhaupt offen dafür und sehen das grundsätzlich als gute Sache für sich selbst, und: Passen das Timing und die Lebenssituation?

Ergebnis: Die Beziehungsbereitschaft war entscheidend für gemeinsames Glück oder Scheitern. Klar, wer Lust auf eine Beziehung hat und sich damit wohlfühlt, macht sich mit deutlich geringerer Wahrscheinlichkeit auf und davon. Wann das der Fall ist, unterscheidet sich jedoch von Mensch zu Mensch.

Folgende konkrete Anzeichen in Sachen Beziehungsbereitschaft haben die Forscher ausgemacht:

1. Vertrauen

Diejenigen, die laut der Untersuchung bereit für den nächsten Schritt waren, haben viel von sich und ihrem Leben mit dem*der Partner*in geteilt und dadurch Intimität hergestellt. Wenn dein*e Partner*in also Geheimnisse, Gefühle und Gedanken mit dir bespricht, dir von sich aus Dinge anvertraut und deinen Rat sucht, dann deutet das auf Beziehungsbereitschaft hin.

2. Gestaltung

Außerdem haben die Befragten, die sich bindungsbereit fühlten, die Beziehung aktiv gestaltet und vorangebracht. Dazu gehört unter anderem, von sich aus über eine gemeinsame Zukunft zu sprechen und Pläne zu schmieden oder den Freundes- und Familienkreis miteinzubeziehen. Sollte er*sie dir also vorschlagen, zusammen Urlaub zu machen oder dich den Eltern vorzustellen, sieht es gut für eine Beziehung aus.

3. Kompromisse

Diejenigen, die bereit für den nächsten Schritt waren, haben mit höherer Wahrscheinlichkeit auch mal für den*die Partner*in oder die Beziehung zurückgesteckt und sind Kompromisse eingegangen. Konkret kann das von "Hier, nimm du das letzte Stück Pizza" bis zur Entscheidung reichen, freiwillig und ohne ein Gefühl des Verzichts niemand anderen zu daten – falls für euch für ein monogames Beziehungsmodell in Frage kommt.

Vor allem passieren diese Dinge den Wissenschaftlern zufolge alle schon ziemlich zu Anfang der Beziehung innerhalb kurzer Zeit. Das bedeutet im Umkehrschluss: Wenn ihr schon zwei Jahre unverbindlich miteinander und umeinander herumeiert, sieht es eher nicht so gut aus mit dem Commitment.

Es sind also nicht unbedingt Worte entscheidend, sondern vielmehr Taten. Dadurch fühlt sich eure Beziehung besonders an.

Mutig sein!

Zusammengefasst geht es darum, herauszufinden, ob ihr wirklich die gleichen Ziele in Sachen Beziehung verfolgt. Die Angst vor einer potenziell negativen Antwort und vor Zurückweisung führt allerdings dazu, dass viele Menschen das Thema lieber komplett vermeiden. Doch sollte eure Beziehungsbereitschaft tatsächlich nicht übereinstimmen und ihr entgegengesetzte Vorstellungen davon haben, wie es weitergeht, wäre es sinnvoller, sich jemand anderen zu suchen. Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.

Aber – mal eine ganz verrückte Annahme – es könnte dem* der anderen ja genauso gehen wie dir. Und dann hättet ihr unnötigerweise viel Zeit in anstrengender Unsicherheit und Ambivalenz verbracht, während ihr eigentlich schon lange bereit für einen nächsten Schritt seid.

Anders gesagt: Ohne Mut geht es nun mal nicht in der Liebe.