Dann tauchte diese Seite auf: machwaszaehlt.de. Seht ihr den Unterschied? Die Doppelgänger-Webseite sieht aus wie das Original, hat aber ein anderes Ziel. Sie soll aufdecken, was die Bundeswehr in ihrer Kampagne verschweigt: Die Schattenseiten des Soldat*innenberufs.

Philipp Fisch hat sich die Aktion ausgedacht. Er ist einer von 40 Aktivist*innen, die für das Peng!-Kollektiv in Berlin und Leipzig aktiv sind. Sie wollen nicht, dass junge Leute auf die großen Versprechen der Bundeswehr reinfallen. Die Idee für den Hack kam ihm spontan: "Ich bin durch die Straße gelaufen und habe überall diese Plakate gesehen. Die sind so auf Hochglanz gemacht, so professionell und sauber – das hat mich richtig angewidert".

Finde den Fehler

Noch am selben Tag sicherte er sich die Domain machwaszaehlt.de. "Wir hatten auch überlegt, Adbust zu machen, aber das wäre bei 30.000 Plakaten nur ein Tropfen auf den heißen Stein". Beim Adbusting werden Werbeplakate so überklebt oder bekritzelt, dass ihre Botschaft umgedreht oder ins Lächerliche gezogen wird. Stattdessen hat das Peng!-Kollektiv dasselbe Prinzip online umgesetzt und die Doppelgänger-Webseite gestartet.

Dort stehen unter anderem Fakten über Auslandseinsätze der Bundeswehr: 1602 Soldaten mussten 2014 nach ihrer Rückkehr wegen psychischer Erkrankungen behandelt werden. Die Zahlen kommen fast ausschließlich von der Bundeswehr selbst, wie die verlinkten Quellen belegen.

"Bei der Kampagne gibt es viele Dinge, die unter den Tisch fallen. Bei der Bundeswehr ist eben nicht alles cool und macht Spaß", sagt Philipp. Seine Seite zeigt Jugendlichen auch Alternativen bei der Jobwahl auf: Ärzt*in, Krankenpfleger*in oder Lehrer*in.

100 Euro statt 10,6 Millionen

10,6 Millionen kostet die Bundeswehr ihre deutschlandweite Aktion. Das Peng!-Kollektiv kam mit deutlich weniger aus: "Insgesamt haben wir 100 € für die Domain ausgegeben. Und 10 € für ein Pressehandy". Das neue Telefon klingelt nun fast ununterbrochen, denn die Aktion ging innerhalb kürzester Zeit viral.

"Dass es so ein großes Echo gibt, hat uns überrascht. Wir haben ja eigentlich nur eine Webseite gemacht. Es zeigt uns, dass viele Leute diese aggressive Kampagne nervt". Unter dem Hashtag  schreiben diese Leute nun, was sie von den Versprechen der Bundeswehr halten.