Anfang der Woche meldete die US-Demokratin und Abgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez, dass der republikanische Kongressabgeordnete Ted Yoho sie wüst beschimpft habe. Bei einer Diskussion vor dem Kapitol in Washington soll er sie unter anderem als "ekelhaft" bezeichnet haben, weil sie angedeutet habe, dass Armut und Arbeitslosigkeit zu einem Anstieg der Kriminalität in New York City führten. Sie sei "verrückt und gefährlich". Als die beiden auseinandergingen, soll Yoho sie in Anwesenheit von Reporter*innen noch "a fucking Bitch" genannt haben, berichtet die Zeitung The Hill. Ocasio-Cortez war zu diesem Zeitpunkt bereits außer Hörweite.

Am Tag darauf, als der Vorfall bekannt wurde, bat Yoho für die "abrupte Art der Unterhaltung" um Entschuldigung – wobei er im selben Zug anmerkte, dass er seine Wortwahl nach 45 Jahren Ehe und zwei Töchtern sehr bewusst gewählt habe. Alexandria Ocasio-Cortez, Teil der progressiven Linken in den USA und häufiges Ziel von Anfeindungen durch US-Präsident Donald Trump und andere Republikaner*innen, ließ das nicht auf sich sitzen.

Im Repräsentantenhaus nutzte sie am Donnerstag die Gelegenheit, um bei einer bewegenden Rede auf das Sexismusproblem in der US-Gesellschaft aufmerksam zu machen. Der Vorfall sei kein Einzelfall: "Es ist kulturell. Eine Kultur der Straflosigkeit, der Akzeptanz von Gewalt und gewalttätiger Sprache gegen Frauen. Eine ganze Machtstruktur unterstützt das", sagte Ocasio-Cortez im Plenum. Eigentlich habe sie die Beschimpfungen hinnehmen wollen, aber die Entschuldigung von Yoho habe sie umdenken lassen. Yoho habe seine Ehefrau und Töchter als Schild und Entschuldigung für sein schlechtes Verhalten benutzt, sagte Ocasio-Cortez. "Ich bin hier, um aufzustehen und zu sagen: Das ist nicht akzeptabel!"

Obwohl mehrere Zeug*innen das Gegenteil behaupten, ließ ein Sprecher von Ted Yoho unterdessen verkünden, dass die Auseinandersetzung zwischen den beiden Politiker*innen nicht so stattgefunden habe und kritisierte Ocasio-Cortez dafür, dass sie "diesen Austausch genutzt habe, um persönliche Aufmerksamkeit zu erlangen". Die Zeitung The Hill habe falsch berichtet, Yoho habe die Demokratin nie beschimpft. "Stattdessen gab er sich selbst gegenüber eine kurze Bemerkung ab, als er ging und zusammenfasste, was er von ihrer Politik hält", so der Sprecher.

Alexandria Ocasio-Cortez konterte auf diese Behauptungen via Twitter: "Bitches get stuff done."

Bei ihrer Rede im Repräsentantenhaus führte Ocasio-Cortez mit zitternder Stimme weiter an, dass ihr Vater glücklicherweise nicht mehr am Leben sei, um zu sehen, wie Yoho sie behandelte. Allerdings habe ihre Mutter diese Respektlosigkeit im Fernsehen gesehen. "Und ich bin hier, weil ich meinen Eltern zeigen muss, dass ich ihre Tochter bin. Und dass sie mich nicht erzogen haben, um die Beschimpfung von Männern zu akzeptieren."