Louise Delage ist ein junges, fröhliches und hübsches Mädchen. Wie viele anderen pflegt sie ihren Instagram-Account, postet täglich Bilder von sich. Die Fotos von ihr im Urlaub oder mit ihren Freunden kommen gut an.

Obwohl Louise ihren Account erst vor acht Wochen startete, hat sie bereits über 18.000 Follower*innen. Ihre Fans machen ihr Komplimente, interessieren sich für ihr Leben, fragen sie etwa nach Tipps für Reisen oder Essen. Kein Wunder: Louise ist beliebt, ihre Natürlichkeit ist sympathisch, ihre Fotos spielen mit Farben und Perspektiven. Sie nutzt Instagram nach Lehrbuch und zieht so eine Menge Aufmerksamkeit auf sich.

Whatever you are, be a good one

In ihrer Profilbeschreibung steht: Whatever you are, be a good one. Louise, ein ganz normales Mädchen mit ganz normalem Account. Oder? Nicht ganz. Vor einer Woche postete sie nämlich ein Video: Der Clip, der mittlerweile über 66.000 Aufrufe zählt, offenbart einen Plot-Twist, den sich Drehbuchautor*innen nicht besser hätten ausdenken können: Louise ist nicht echt. Sie ist eine fiktive Figur.

Die Darstellerin wurde von einer Agentur gebucht, um Teil der Kampagne einer Suchthilfe-Organisation zu sein. Auf nahezu jedem Bild, das Louise postete, ist Alkohol zu sehen. Mal ganz offensiv, wenn sie etwa ein Weinglas in die Kamera hält, mal ganz dezent, wenn sie am Strand beiläufig einen Becher hält. Ihren Fans ist das offenbar nicht aufgefallen – der Plan von Addict Aide ging auf.

Wie weit lassen wir es kommen?

Betrachten wir die Fotos mit diesem Wissen, fühlen wir uns wie vor den Kopf gestoßen. Das war das Ziel: Die Suchthilfe-Organisation transportiert eine wichtige Botschaft – und möchte junge Menschen sensibilisieren. Denn: Aus dem gesellschaftlichen Leben ist Alkohol mittlerweile nicht mehr wegzudenken.

Keine Familienfeier, kein Geschäftsessen, kein Fußballspiel kommt ohne Wein, Bier oder Schnaps aus. Und obwohl durch Alkohol mehr Menschen sterben als durch Heroin und Tabak zusammen: Die gefährlichste Droge der Welt ist allgegenwärtig.

Ein Gläschen Wein hier, eine Pulle Bier da. Gehen wir durch die Städte Deutschlands, sehen wir die Menschen an beinahe jeder Straßenecke trinken. Das ist so normal, dass es uns gar nichtmehr auffällt – wie bei Louise, der fiktiven Figur der Kampagne.

Aber ist Alkohol womöglich schon so normal, dass wir nicht einmal merken, wenn unsere Freunde abhängig sind? Addict Aide jedenfalls schreibt am Ende des Videos: "Es ist heute einfach, die Sucht eines dir nahen Menschen zu übersehen."

Update: Die Beiträge des Instagram-Accounts wurden inzwischen gelöscht.