Medaria Arradondo ist Leiter der Polizei von Minneapolis und Schwarz. Als er noch nicht Chef war, hat er seine eigene Behörde verklagt – aufgrund von strukturellem Rassismus. Wie recht er damit hatte, zeigte sich am Dienstag, als vier Polizisten den 46-jährigen Schwarzen George Floyd anhielten und kontrollierten. Von der Szene existiert ein Video. Darauf ist ein weißer Polizist zu sehen, der sein Knie minutenlang auf den Hals des Afroamerikaners Floyd drückt. Der fleht wiederholt um Hilfe,  sagt immer wieder "Ich kann nicht atmen", ehe er schließlich das Bewusstsein verliert. Danach wird er ins Krankenhaus gebracht, doch jede Hilfe kommt zu spät. George Floyd stirbt.

Das Video verbreitete sich rasant im Netz und brachte tausende Menschen in Minneapolis auf die Straße, um gegen Polizeigewalt gegen Schwarze Menschen zu demonstrieren. Mit Transparenten und Schildern auf denen "Black Lives Matter", "I can't breathe" oder "Am I next?" stand, zogen sie von der Stelle des Vorfalls zum dritten Polizeirevier. Hier hatten die vier beteiligten Polizisten gearbeitet. Dabei riefen sie immer wieder "I can't breathe". Die Polizei schoß mit Tränengas und Gummigeschossen auf die Demonstrierenden.

Auch in Los Angeles versammelten sich zahlreiche Menschen, um zu demonstrieren. Unterdessen hat US-Präsident Donald Trump eine Untersuchung durch das Justizministerium und die Bundespolizei FBI angeordnet.

Polizeigewalt gegen Schwarze

Der Vorfall zeigt einmal mehr das Problem der Gewalt weißer Polizist*innen gegen Schwarze Bürger*innen in den USA. Die Liste der Namen wird immer länger. Der aktuelle Fall ist in mancherlei Hinsicht jedoch außergewöhnlich. Zum einen ist er auf Video dokumentiert, zum anderen rammt der weiße Polizist Floyd ganze neun Minuten lang das Knie in den Nacken. Obwohl Beistehende und Floyd selbst immer wieder flehen, von ihm abzulassen, zeigt der Beamte keinerlei Reaktion. Die vier Polizisten wurden mittlerweile entlassen.

Videos zeigen Wut und Trauer, aber auch die Angst, als Schwarzer Mensch in den USA zu leben. Alltägliche Dinge wie Joggen gehen oder einen Kapuzenpulli tragen können ein Todesurteil sein – wenn die Person, die sie tut, Schwarz ist. (mb)