Es gibt viele Gründe, die Anlass geben, sich um seine mentale Gesundheit zu sorgen: Stress, Panikattacken, ständige Traurigkeit, ein traumatisches Erlebnis, um nur wenige zu nennen. Darüber zu reden, fällt vielen nicht leicht. Der Gang zum*zur Psychotherapeut*in mag sich nicht unbedingt notwendig anfühlen. Die langen Wartezeiten auf die wenigen Therapieplätze schrecken zusätzlich ab.

Es gibt aber auch andere Organisationen und Anlaufstellen. An sie kann man sich wenden, wenn man Redebedarf oder Fragen hat oder wenn man sich mit den eigenen Problemen weniger alleine fühlen möchte. Meist geht das sogar anonym, unkompliziert und kostenfrei. Hier ist eine Liste solcher Organisationen ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

Der Sozialpsychiatrische Dienst (SPDi)

Wer eine kostenlose und erste Beratung zum Thema seelische Gesundheit und psychische Erkrankungen sucht, ist beim Sozialpsychiatrischen Dienst gut aufgehoben. In eigentlich jedem Landkreis und allen größeren Städten gibt es mindestens eine Beratungsstelle. Sie wird entweder von der jeweiligen Kommune oder von gemeinnützigen Vereinen wie der Caritas oder der Diakonie geleitet. Egal, ob psychisch erkrankter Mensch mit oder ohne Diagnose, Angehörige oder Fachkräfte – das Beratungsangebot der Sozialpsychiatrischen Dienste richtet sich erst einmal an jede*n – auch und gerade in Krisensituationen.

Das Team der Anlaufstellen besteht im Normalfall aus Sozialpädagog*innen, Psycholog*innen und Fachärzt*innen für Psychiatrie und Psychotherapie. Auf Wunsch kann man sich anonym beraten lassen. Wie anderswo im Gesundheitssystem herrscht auch hier Schweigepflicht. Der Sozialpsychiatrische Dienst hilft bei der Vermittlung von Therapieplätzen, macht Hausbesuche und organisiert Gruppenangebote.

Beratungsstellen (vor Ort)

Diakonie,

Caritas,

AWO,

Blaues Kreuz,

Wildwasser,

Psychische Kontakt- und Beratungsstellen – die Liste ist lang. All diese Organisationen bieten Anlaufstellen in deiner näheren Umgebung. Wo genau, erfährst du auf ihren Internetseiten. Ein paar von ihnen, wie das Blaue Kreuz, haben sich auf bestimmte (psychische) Probleme spezialisiert. Das Gute: Sie sind kostenlos, haben oft schnelle Termine und du kannst auch dann hingehen, wenn du noch keine Diagnose von medizinischen Fachangestellten oder Therapeut*innen hast. Die meisten Organisationen helfen dabei, einen geeigneten Therapieplatz zu finden oder unterstützen dich beim weiteren Vorgehen. Wer es noch anonymer will, kann bei ein paar von ihnen, wie der Caritas oder der Diakonie, Online-Beratungen in Anspruch nehmen.

Die Telefonseelsorge

Besonders unter Artikeln zu Suizid und Depression steht oft der Satz: "Wenn Sie sich in einer verzweifelten Lage befinden, kontaktieren Sie bitte die Telefonseelsorge". Die Telefonseelsorge richtet sich aber nicht nur an Suizidgefährdete. Und sie bietet auch nicht nur, wie der Name vermuten lässt, Seelsorge per Telefon. Die Beratung per Mail, Chat oder vor Ort ist bei der Organisation mittlerweile ebenso möglich – und kostenfrei. Wer sich einfach mal Sorgen, Ängste oder Gedanken von der Seele sprechen will, kann sich an die Telefonseelsorge wenden. 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr. Übrigens auch aus dem Ausland.

Für den Chat macht die Organisation Termine aus, um unmittelbare Antworten und die volle Aufmerksamkeit zu garantieren. Per Mail ist innerhalb von drei Tagen mit einer persönlichen Antwort zu rechnen, verspricht die Telefonseelsorge auf ihrer Webseite. Für beide Online-Möglichkeiten des Austauschs muss man nur einen Account anlegen, ohne persönliche Daten anzugeben. Eine funktionierende E-Mailadresse reicht aus. Zu bestimmten Uhrzeiten kann man sich auch vor Ort beraten lassen. Wo das geht, seht ihr hier. Und das ist die Nummer der Telefonseelsorge: 0800/111 0 111

Unabhängige Patientenberatung Deutschland (UPD)

Wer Fragen zum Gesundheitswesen oder dem Gesundheitsrecht hat, kann sich an die Unabhängige Patientenberatung Deutschland wenden. Die Organisation steht Patient*innen vor allem dann beratend zur Seite, wenn es um die eigenen Rechte geht oder darum, eine möglichst informierte Entscheidung treffen zu können. Dabei kann es um Streitigkeiten mit der Krankenkasse gehen, um Einnahme und Nebenwirkungen von Medikamenten oder Schadensersatzforderungen bei einer falschen Behandlung. Die Unabhängige Patientenberatung verfügt aber auch über ein psychologisches Beratungsteam, das Menschen beim Umgang mit Belastung hilft und an geeignete Anlaufstellen vermittelt. Sie nehmen sich allen möglichen Fragen zum Thema Psychotherapie an.

Nummer gegen Kummer

Die Nummer gegen Kummer ist vor allem für Kinder, Jugendliche und deren Eltern da. Sie war eines der ersten Kinder- und Jugendtelefone in ganz Europa. Ähnlich wie die Telefonseelsorge ist sie vor allem offenes Ohr für alle, die ein Gespräch suchen – telefonisch oder, für die Jungen, online. Kinder und Jugendliche können mit ihren Problemen anrufen, Eltern mit den Sorgen um ihr Kind. Es kann um Mobbing gehen, um Erziehungsprobleme, Schwierigkeiten in der Schule, Familienkrisen, Sucht oder Internetgefahren.

Sollte das geschilderte Problem mehr Unterstützung notwendig machen als das reine Zuhören, stehen sie für das weitere Vorgehen beratend zur Seite. Wie auch bei der Telefonseelsorge bleiben Kind, Jugendliche*r und Elternteil gleichermaßen anonym, auch hier ist der Anruf kostenlos. Das Elterntelefon ist Montag bis Freitag von 9 bis 11 Uhr vormittags, dienstags und donnerstags zusätzlich von 17 bis 19 Uhr zu erreichen. Die Nummer dazu lautet: 0800/111 0 550. Das Kinder- und Jugendtelefon ist montags bis samstags von 14 bis 20 Uhr unter der 116 111 erreichbar. An die Online-Beratung auf der Website können sich Kinder und Jugendliche nach einer kurzen Anmeldung rund um die Uhr wenden.

Selbsthilfegruppen

Manchen Leuten hilft es besonders, mit Menschen zu reden, die Ähnliches durchmachen. Für die kann eine Selbsthilfegruppe sehr bereichernd sein. Sie ersetzen zwar keine Therapie und sind auch nicht mit einer Gruppentherapie gleichzusetzen. Sie können aber jemandem in Notlage das Gefühl geben, weniger alleine zu sein. Oft haben andere Betroffene in einer Selbsthilfegruppe auch Tipps für das weitere Vorgehen: Wo finde ich den*die richtige*n Therapeut*in, einen Therapieplatz, wie spreche ich mit meinen Angehörigen darüber? Der Austausch kann sehr bereichernd sein. Die Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS) bietet eine umfassende Datenbank, wo sich Adressen unterschiedlicher Selbsthilfegruppen überall in Deutschland finden.