Am vergangenen Samstag ging ein Youtube-Video online, in dem eine maskierte Person der Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS) den Krieg erklärte – im Namen von Anonymous, einem internationalen Kollektiv von unbekannten Hackern. Sie würden massive Cyber-Attacken auf die Terroristen durchführen, kündigte die ins obligatorische Guy-Fawkes-Gewand gehüllte Person auf Französisch an. Das Ziel: die digitale Infrastruktur des Terrornetzwerks zerstören.

Jetzt ist der Cyber-Kampf der Hacker gegen die Terrororganisation unter dem Titel #opParis offenbar in vollem Gange: Anonymous will 5500 Accounts von IS-Anhängern ausfindig gemacht haben. Nachdem das Kollektiv eine Liste veröffentlichte, sollen sie gesperrt worden sein. Unabhängig bestätigt sind diese Zahlen bisher jedoch nicht.

Ist das der erste Kampf von Anonymous gegen den IS?

Nein, Anonymous übt bereits seit einer Weile digitale Angriffe auf den IS aus. Bereits auf die Ermordung des US-Journalisten James Foley hatte die Gruppe 2014 mit Cyber-Attacken reagiert. Intensiviert hatten die Hacker ihre Aktionen nach den Angriffen auf das Satiremagazin Charlie Hebdo (#OpCharlieHebdo). Inzwischen soll Anonymous nach Angabe der Website Foreign Policy mehr als 100.000 Twitter-Accounts, über 149 Websites sowie 5.000 IS-Videos aus dem Netz entfernt haben.

Wie ist der IS auf Twitter aufgestellt?

Die jüngste Analyse der Twitter-Aktivitäten von Anhängern des IS stammt von dem Terror-Experten J.M. Berger und dem Datenanalysten Jonathon Morgan. Für ihre Studie "The ISIS Twitter Census" haben sie von Anfang 2014 bis Anfang 2015 Daten von circa 200.000 Twitter-Accounts erhoben. Unter anderem sind sie zu solchen Ergebnissen gekommen:

Der Studie zufolge gab es im Beobachtungszeitraum etwa 46.000 Accounts, die den IS unterstützten. Trotz dieser großen Zahl seien nach Angabe von Berger und Morgan lediglich zwischen 500 und 2000 Accounts aktiv und relevant gewesen. Nach den Angriffen von Anonymous auf den IS dürfte eine neue Erhebung der IS-Aktivitäten auf Twitter zu anderen Ergebnissen finden.

Hilft der Kampf von Anonymous wirklich weiter?

In ihrer Studie versuchen Berger und Morgan – unabhängig von Anonymous – die Frage zu beantworten, ob es sinnvoll ist, IS-Accounts auf Twitter zu sperren. Dafür spräche, die Kommunikation der Terroristen und ihrer Sympathisanten zu erschweren und die Rekrutierung zu unterbinden. Dagegen spräche allerdings, dass die IS-Anhänger auf Kanäle ausweichen könnten, die nicht mehr so gut zu überwachen sind. Außerdem bestehe die Gefahr, dass sie sich in der Isolation weiter radikalisieren könnten. Die Verfasser kommen zu dem Schluss, dass es am sinnvollsten sei, die Zusammenarbeit der US-Regierung mit Twitter und anderen Unternehmen zu intensivieren.