Wer im Iran zu viel Make-up trägt, sich zu westlich kleidet oder sich als Paar unverheiratet in der Öffentlichkeit zeigt, kann schnell Probleme mit der "Ershad" bekommen – der Sittenpolizei. Sie überwacht, dass die rund 80 Millionen Iraner sich an die strengen islamischen Regeln des Landes halten.

Wer die Regeln missachtet und von der Moralpolizei gestoppt wird, muss mit Schikanen oder sogar mit Gerichtsverfahren rechnen. Eine von anonymen Entwicklern programmierte App mit dem Namen Gershad soll Iranern jetzt helfen, die Kontrollen zu umgehen.

Das Prinzip gleicht ausgerechnet der in Israel entwickelten App Waze, in der Nutzer sich in Echtzeit ständig vor Unfällen, Staus und Verkehrskontrollen warnen. Es ist eine Art Google Map, in der die Nutzer ständig Standorte von Kontrollpunkten der Moralpolizei aktualisieren.

Sehen Nutzer Polizisten geben sie den Standort in die App ein. Wenn mehrere Nutzer denselben Standort eingeben, erscheint auf der Karte ein Polizeimännchen. Folgen keine Updates zu einem Standort, verblasst das Symbol zunächst und verschwindet dann vollständig.

Dass der Service einen Sinn hat, zeigen Zahlen, welche die Entwickler auf der Google-Play-Seite der App präsentieren: Im Jahr 2014 wurden mehr als drei Millionen Menschen von der Moralpolizei angehalten und verwarnt. 207.000 von ihnen mussten sich schriftlich zu ihren Vergehen äußern und um Buße bitten, 18.000 kamen vor Gericht.

Lange war die App nicht online. Innerhalb von 24 Stunden blockierte sie die Regierung. Die Entwickler arbeiten anscheinend an einem Relaunch.

Warum werden wir für unser ureigenstes Recht uns zu kleiden, wie wir wollen, gedemütigt?

- Entwickler der App