Die Grenzstadt Görlitz in Ostsachsen steht kurz vor der Bürgermeisterwahl. Aktuell sieht es so aus, als würde sich der AfD-Politiker Sebastian Wippel durchsetzen. Beim ersten Wahlgang am 26. Mai erhielt Wippel 36,4 Prozent der Stimmen. Damit wurde die AfD stärkste Kraft, verfehlte aber eine absolute Mehrheit. In einer Stichwahl am 16. Juni soll sich nun entscheiden, wer Bürgermeister*in von Görlitz wird: Wippel oder Octavian Ursu von der CDU. Sollte Wippel sich durchsetzen, wäre er das erste Mitglied der AfD, das einen Bürgermeister*innenposten in Deutschland übernimmt.

Diese Aussicht besorgt eine Reihe internationaler Filmstars. Sie kennen die Stadt aus ihrer Arbeit an den Filmsets von Inglourious Basterds und Grand Budapest Hotel. Görliwood, wie die Stadt von einigen liebevoll genannt wird, wird aufgrund ihrer historischen Architektur häufig für Dreharbeiten genutzt. "Als Gäste fanden wir Freunde und Freundschaft, großzügige Gastgeber und Gastfreundschaft wohin das Auge reicht", schreiben die Promis in einem offenen Brief an die Bewohner*innen der Stadt, der der Leipziger Volkszeitung vorliegt und am Montag offiziell veröffentlicht werden soll.

Offener Brief an Görlitzer*innen

Weiter heißt es: "Der Stoff, aus dem Frieden ist, heißt Toleranz." Die Zukunft könne einem manchmal verdammt viel Angst einjagen, doch gerade deswegen appellieren die Filmstars: "Bitte wählt weise, wenn die Wahl an euch ist, liebe Bürger und Freunde in Görlitz! Verratet nicht eure Überzeugungen, sobald jemand behauptet, er könne die Probleme für euch lösen!"

Verratet nicht eure Überzeugungen, sobald jemand behauptet, er könne die Probleme für euch lösen!
Offener Brief, in dem Filmstars an die Stadt Görlitz appellieren

Zu den Erstunterzeichner*innen gehören unter anderem Oscar-Preisträger Stephen Daldry, Regisseur von Billiy Elliot – I will dance, Schauspieler Daniel Brühl, Jana Pallaske, bekannt aus Inglourious Basterds und Fack ju Göhte. Auch Autoren wie Bernhard Schlink, u.a. Der Vorleser, und Daniel Kehlmann, u.a. Die Vermessung der Welt, unterschrieben den Brief. Durch die Arbeit in Görlitz haben sie ein emotionales Verhältnis zur Stadt entwickelt. Diese profitierte in der Vergangenheit wirtschaftlich von der Anwesenheit der Filmteams aus der ganzen Welt.

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