Begonnen hat es im Frühling vergangenen Jahres, als die Musikstreamingplattform Spotify ihre neue Hate Content and Harmful Conduct-Politik einführte. Um die Präsenz sogenannter problematischer Künster*innen zu minimieren, sollte laut der neuen Politik unter anderem R. Kelly aus dem Streamingdienst verschwinden.

Gegen den US-Sänger richten sich mehrere Vorwürfe des sexuellen Kindesmissbrauchs, die er bestreitet. Sie wurden mittlerweile gegen außergerichtliche Geldzahlungen beigelegt. Spotify initiierte daraufhin den Hashtag #MuteRKelly und rief zu einem branchenweiten Boykott des Musikers auf. 

Doch dazu kam es nicht. Vielmehr zog der Vorstoß von Spotify eine Debatte nach sich, in der es darum ging, ob das Unternehmen das Recht habe, sich als moralisches Richtmedium zu platzieren oder nicht. Darf es seinen User*innen vorschreiben, welche Musik sie hören dürfen?

Während die einen Spotify für diesen Schritt lobten und es guthießen, dass das Unternehmen einen richtigen moralischen Standpunkt übernehmen würde, verurteilten die anderen dieses Vorgehen als Zensur. Das Unternehmen beugte sich schlussendlich den Kritiker*innen und zog die Block-Politik wieder zurück. Geschäftsführer Daniel Ek ließ verkünden, einen Fehler gemacht zu haben. Es habe zu viele Unklarheiten gegeben.

Spotify wählt einen anderen Weg

Im Januar diesen Jahres nimmt die Debatte nun wieder Fahrt auf. Der US-Fernsehsender Lifetime strahlte eine sechsteilige Doku-Serie Surviving R. Kelly über die Missbrauchsvorwürfe gegen R. Kelly aus. Dieses Mal reagierte der Streamingdienst anders. Spotify startete nun in aller Stille eine neue Funktion. Bislang gab es keine offizielle Ankündigung, das Online-Magazin Thurrott berichtete als erstes darüber. Nach Angaben der deutschen Pressestelle von Spotify handelt es dabei bislang um ein Testfeature.

Wieder geht es darum, Musiker*innen auszuschließen, die Entscheidung liegt dieses Mal jedoch in den Händen der Nutzer*innen. Sie dürfen von nun an selbst entscheiden, Künstler*innen ihrer Wahl zu blockieren.

Wer R. Kelly nicht hören will, klickt naturgemäß nicht auf sein Künstlerprofil. Trotzdem kann es vorkommen, dass eines seiner Lieder in kuratierten Playlists oder automatisierten Radiokanälen auftaucht. Ist die neue Funktion "Diesen Künstler nicht spielen" aktiviert, wird der*die entsprechende Künstler*in zukünftig überall übersprungen. Sie findet sich auf deren Profilseite unter den Optionen.

Die Funktion ist bisher nur in der Spotify-App für das Smartphone verfügbar, wird aber wohl bald auch in die Desktop-App und den Webplayer einziehen.

Update: In einer vorherigen Version dieses Artikels war die Information, dass es sich bei der neuen Funktion um einen Test handelt, nicht enthalten. Wir haben dies ergänzt.

Außerdem auf ze.tt: So könnten Instagram, Netflix und Co als Retro-Gegenstände aussehen