Der Sklav*innenhändler Edward Colston war der erste, der baden ging. Bei einem Black-Lives-Matter-Protest Anfang Juni in Bristol zogen Aktivist*innen die Bronzestatue zunächst mit Seilen von ihrem Sockel und rollten sie anschließend in Richtung Hafen – wo sie das Denkmal unter Jubel im Wasser versenkten.

Edward Colston arbeitete im 17. Jahrhundert für die Königlich-Afrikanische Gesellschaft, die jährlich rund 5.000 Menschen versklavte. Seine Statue ist nicht das einzige Monument mit kolonialer Vergangenheit, das in den letzten Wochen von Aktivist*innen abgerissen wurde. In Boston im US-Bundesstaat Massachusetts enthaupteten sie die Statue von Christoph Columbus. Andere Denkmäler wurden Opfer von Vandalismus. Aktivist*innen besprühten beispielsweise die Statue des belgischen Königs Leopold II. mit Farbe. Sie wurde nun von der Stadt vorsorglich in ein Museumsdepot verfrachtet.

Es gibt nicht nur Statuen, die an die von Kolonialismus und Rassismus geprägte Geschichte westlicher Gesellschaften erinnern – sondern auch an Menschen, die sich dagegen engagierten. Auf Twitter wollte der Historiker James Barr wissen, welche Statuen deren Umgebung verbessern. Mehr als 26.000 Nutzer*innen haben ihm inzwischen geantwortet.

Frauen, die Neonazis mit Handtaschen schlagen, verdienen Denkmäler

Eine Statue, auf die man stolz sein kann, ist zum Beispiel die von François-Dominique Toussaint Louverture, die unter anderem in Alada, Benin zu finden ist. Er war Ende des 18. Jahrhunderts ein Anführer der Haitianischen Revolution und maßgeblich im Kampf um die Unabhängigkeit des Landes involviert. In Haiti gilt er als Nationalheld.

Eine legendäres Denkmal erhielt auch Danuta Danielsson im Jahr 2015. Sie schlug bei einem Neonazi-Aufmarsch 1985 in der südschwedischen Stadt Växjö mit ihrer Handtasche auf einen Neonazi ein. Laut schwedischen Medien war Danielssons Mutter während des Zweiten Weltkriegs in dem Konzentrationslager Majdanek inhaftiert. Ein Fotograf hatte damals ein Foto von ihrer spontanen Aktion geschossen, das später als Bild des Jahres ausgezeichnet wurde.

Nicht nur bedeutende Persönlichkeiten der Geschichte haben eine Statue verdient. So erinnerte im März 2014 eine Ansammlung von mehreren, im Regenwasser versinkenden Statuenköpfen an die Bedrohungen durch die Klimakrise. Die Kunstinstallation am Berliner Gendarmenmarkt von Issac Cordal ist mittlerweile wieder abgebaut.

Mit einem Augenzwingen erinnert eine Statue in San Francisco an die Weisheiten des Jedi-Meisters Yoda, eine Figur aus dem Star-Wars-Universum. Und eine Bronze-Gans in Wien erinnert an Lilli. Das Flügeltier hatte sich in den 1970er-Jahren am liebsten auf die Gleise einer Straßenbahnlinie gesetzt, von der sie Fahrer*innen jedes Mal behutsam wegtragen mussten, wenn sie mit ihrer Tram passieren wollten. Ihr Denkmal gilt heute als "Symbol der Gemütlichkeit und der dörflichen Ruhe".

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