Am Mittwoch traf sich eine Delegation der US-Demokrat*innen, geführt von Nancy Pelosi, mit dem US-Präsidenten Donald Trump. Es ging um den Konflikt im Norden Syriens. Was genau in dem Gespräch passiert ist, ist unklar, Journalist*innen waren nicht anwesend. Fest steht: Das Gespräch eskalierte. Es wurde von den Demokrat*innen vorzeitig abgebrochen. Hinterher warfen sich beide Seiten gegenseitig vor, ausgerastet zu sein.

"Er war beleidigend, vor allem zur Vorsitzenden. Sie ist komplett ruhig geblieben, aber er bezeichnete sie als drittklassige Politikerin", begründete Chuck Schumer, Mehrheitsführer der Demokrat*innen im Senat, den Abbruch des Gesprächs. Es hätte sich nicht um einen Dialog zwischen beiden Parteien gehandelt, sondern um "eine verstörte Schmährede, die nicht faktenbasiert war", so Schumer.

Die Kritik von Donald Trump an dem Gespräch klingt hingegen ganz anders. Zunächst postete er ein Foto auf Twitter, das die Verhandlungen zeigt. Pelosi steht und deutet mit ausgestrecktem Zeigefinger auf Trump. Dazu titelte er: "Der verwirrte Zusammenbruch der nervösen Nancy."

Nancy Pelosi, Sprecherin des Repräsentantenhauses, brauche schnell Hilfe, twitterte Trump. "Entweder funktioniert etwas in ihrem Oberstübchen nicht richtig oder sie mag einfach unser tolles Land nicht." Dem Präsidenten zufolge hätte Pelosi einen "totalen Zusammenbruch" gehabt. Man solle für sie beten, "sie ist eine sehr kranke Person".

Am Donnerstag reagierten Nancy Pelosi und ihr Team prompt auf die entwürdigenden Aussagen: "Danke für das neue Titelbild", twitterte Drew Hammill, Stabschef von Pelosi. Das neue Twitter-Titelbild der Demokratin zeigt seither eben jenes Foto, dass Donald Trump mit dem vernichtenden Spruch der "nervösen Nancy" versehen hatte.

Wer hat die Deutungshoheit?

Das Foto ist ein Beispiel dafür, wie unterschiedlich die Interpretationsweisen von Geschehnissen ausfallen können. Für Trump und seine Unterstützer*innen ist es der Beweis dafür, wie unverhältnismäßig die Demokrat*innen agierten. "Die Demokraten haben Donald Trump attackiert, seitdem er angekündigt hat, für die Präsidentschaft zu kandidieren", twittert eine Nutzerin. "Die Demokraten sind verstört", schreibt sie und nimmt dabei Bezug auf die Aussagen Schumers zum Abbruch der Gespräche.

Für die Pelosi-Community hingegen zeigt es, wie unerschrocken die Demokratin gegen Trump aufsteht. "Kann eine Frau Donald Trump besiegen? Ja", schreibt die US-Demokratin Amy Klobuchar auf Twitter über das umstrittene Foto – Nancy Pelosi tue das jeden Tag.

Ein Journalist der Times twittert, dass das Foto auch als Kampagnenfoto von Pelosi herhalten könnte: "Die einzige Frau im Raum, die wortwörtlich gegen den Präsidenten aufsteht."