Es ist wohl eins der bekanntesten Internet-Memes: Ausgerechnet mit dem Distracted Boyfriend wirbt Viktor Orbáns Regierung in einer Plakatkampagne dafür, dass ungarische Frauen mehr Kinder bekommen sollen.

Ihr habt es bestimmt schon einmal irgendwo gesehen: Ein junger Mann läuft mit seiner Freundin an der Hand eine Straße entlang und dreht sich nicht gerade unauffällig nach einer anderen Frau um. Der Fotograf des Bildes Antonio Guillem ahnte im Jahr 2015 noch nicht, dass sein unscheinbares Stockfoto es zu Weltruhm schaffen sollte. Unzählige Male wurde das seitdem als Distracted Boyfriend bekannte Bild geteilt, und wurde so nicht nur zu einem Sinnbild für Eifersucht, sondern auch zu dem wohl bekanntesten Internet-Meme aller Zeiten. Dass sich aber selbst die höchsten Regierungschefs an seinen Bildern bedienen, dürfte selbst den Fotografen überrascht haben.

Eine neue Plakatkampagne, die von der Fidesz-Regierung unter Präsident Viktor Orbán in Auftrag gegeben wurde, zeigt den gleichen Mann und die gleiche Frau aus dem Meme. Die Regierung will damit dafür werben, dass ungarische Frauen mehr Kinder bekommen. Das abgebildete Paar ist dabei jedoch, wie viele wissen, nicht das perfekte Beispiel für ein liebevolles, glückliches Paar. Aufgefallen ist dieser Fauxpas Financial Times-Journalistin Valerie Hopkins, die ein Bild einer solchen Werbetafel twitterte, die in Zugló, einem Stadtteil der ungarischen Hauptstadt Budapest, stehen soll.

Hohn, Spott und Kritik

Mit dem sogenannten Aktionsplan zum Schutz der Familie möchte Ungarn so die niedrige Geburtenrate des Landes steigern und gleichzeitig die vermeintliche ungarische Identität fördern, indem sie finanzielle Anreize für Familien schafft. Das hatte Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán im Februar in seiner Rede zur Lage der Nation angekündigt. Dass die ungarische Regierung nun ausgerechnet dieses Motiv dafür verwendet, um für ihre konservative Familienpolitik zu werben, sorgt, wie sollte es anders sein, vor allem in den sozialen Medien für Hohn und Spott.

Die kuriose Plakatkampagne ist nicht die erste aus Ungarn, die in den letzten Tagen für Aufsehen gesorgt hat. Bereits vergangene Woche wurde die Regierung Orbáns scharf für eine Anti-EU Kampagne kritisiert, die auf Plakaten neben George Soros, einem US-amerikanischen Philanthrop und Investor ungarischer Herkunft, auch Jean-Claude Juncker zeigt. Darin warf die Fidesz-Regierung dem EU-Kommissionspräsidenten vor, Einwanderung zu fördern, und so Ungarns Sicherheit zu gefährden. Wegen der Plakataktion droht Ungarns Regierungspartei der Rauswurf aus dem Kreis der europäischen Konservativen.