Die Band The Clash hat es in den 1980ern ganz gut auf den Punkt gebracht: Die Frage "Should I stay or should I go?" kann einen in der Beziehung wahrlich zerreißen. Menschen in einer Partnerschaft kennen das Gefühl, plötzlich alles infrage zu stellen. Doch welche Gründe sprechen dafür, zusammenzubleiben und welche dagegen?

Samantha Joel von der University of Utah, USA, Geoff MacDonald und Elizabeth Page-Gould von der University of Toronto, Kanada, haben sich das in einer Studie genauer angeschaut. Im Magazin Social Psychological and Personality Science veröffentlichten sie ihre Ergebnisse. Wanting to Stay and Wanting to Go beleuchtet, wie die Entscheidung zustande kommt, in einer Beziehung zu bleiben – oder sie zu beenden.

Viele wollen gleichzeitig Schluss machen und in der Beziehung bleiben

Im ersten Schritt ließ das Forschungsteam dafür 447 Teilnehmende einen Fragebogen zu deren aktuellen und vorherigen Beziehungen ausfüllen. Sie mussten eine Reihe von offen gestalteten Fragen wie "Was sind Gründe, warum jemand seine romantische Beziehung beenden oder nicht beenden will?" beantworten.

Anhand der Antworten filterten die Forschenden 27 Gründe heraus, die für eine Beziehung sprechen, zum Beispiel emotionale Nähe – und 23 Gründe, weshalb eine Partnerschaft beendet wird, beispielsweise Konflikte oder Vertrauensbruch.

Im zweiten Schritt befragten die Forschenden eine neue Gruppe Menschen, die gerade darüber nachdachten, ihre Beziehung zu beenden oder sich scheiden zu lassen. Die Teilnehmenden bekamen einen Fragebogen mit allen 50 Gründen der vorherigen Gruppe – also mit Gründen, zu gehen, als auch mit solchen, zu bleiben – ausgehändigt. Sie sollten alle Thesen und gedankliche Gründe ankreuzen, die ihnen selbst bei ihrem Schlussmach-Prozess durch den Kopf gegangen sind.[Außerdem auf ze.tt: Warum wir beim Schlussmachen nicht zu viele Fragen stellen sollten]

Das Ergebnis: Die meisten Leute wählten mehrere Gründe aus beiden Kategorien aus. "Viele Teilnehmer wollten gleichzeitig Schluss machen und in der Beziehung bleiben. Das lässt annehmen, dass viele Menschen ambivalente Gefühlen haben, wenn sie darüber nachdenken, ihre Beziehung zu beenden", urteilten die Autor*innen.

Das Beziehungsende ist womöglich nicht nur für die schwer, mit denen Schluss gemacht wird

Die meisten Studienteilnehmenden kreuzten als Gründe, warum sie Schluss machen wollten, vor allem emotionale Distanz, Ungleichheit und Vertrauensbrüche oder ein Problem mit dem Charakter des*der Partner*in an. Ob die Person verheiratet war oder nicht, spielte dabei keine Rolle.

Was das Aufrechterhalten der Beziehung angeht, unterschieden sich die Antworten derer, die verheiratet sind von den unverheirateten Teilnehmenden. Während letztere vor allem Aspekte wie Spaß mit dem*der Partner*in, deren Charakter oder emotionale Nähe noch in der Beziehung hielten, gaben die verheirateten Proband*innen eher praktische Gründe an: Verpflichtung, bereits investierte Zeit, Verantwortung für die Familie, Angst vor der Ungewissheit oder ein gemeinsames Zuhause.

Mich interessiert, welche Argumente für eine Beziehung das Potenzial haben, selbst gegen schwerwiegende Gegenargumente anzukommen." – Professorin Samantha Joel

Wie eine der Autor*innen, Samantha Joel, gegenüber dem Magazin The Cut erklärt, gibt die Studie Erkenntnisse über ein Feld, das sonst überraschenderweise außen vor bliebe: Der tatsächliche Entscheidungsprozess beim Schluss machen wurde sich noch nie angeschaut.[Außerdem auf ze.tt: Ihr habt uns in einem Satz gesagt, warum eure letzte Beziehung zu Ende ging]

"Mich interessiert, welche Argumente für eine Beziehung das Potenzial haben, selbst gegen schwerwiegende Gegenargumente anzukommen", sagt Joel. Eigentlich ginge es bei einem Großteil ihrer Arbeit in Wahrheit darum, herauszufinden, warum Menschen in schlechten Beziehungen bleiben.

Im nächsten Schritt, so schreiben es die Forschenden im Fazit der Studie, müsse sich angeschaut werden, wie es den ambivalent gestimmten Personen im Nachhinein ergehe: "Die Leute, die dem Beziehungsende gespalten gegenüberstehen und sich letztlich dafür entscheiden, könnten im Nachhinein mit starken Zweifeln kämpfen."

Das könne möglicherweise auch Aufschluss über eine Sache geben, die intuitiv erst mal falsch klingt: dass ein Beziehungsende nicht nur für die schwer ist, mit denen Schluss gemacht wird – sondern auch für die, die Schluss machen.