Normalerweise ist Patrick Baz in Bosnien, Somalia und Afghanistan unterwegs, um Konflikte fotografisch festzuhalten. In Beirut hat der Journalist in den vergangenen Tagen auch mal friedliche Motive eingefangen: Baz zeigt Postkarten aus den 1920ern vor der aktuellen Stadtszenerie, um zu verdeutlichen, wie stark sich die Hauptstadt des Libanon in den vergangenen Jahrzehnten verändert hat.

Anfang des 20. Jahrhunderts wohnten etwa 120.000 Menschen in Beirut, nach dem libanesischen Bürgerkrieg Anfang der 1990er Jahre waren es circa 1,5 Millionen. Danach erlebte die Stadt ihre größte Veränderung: Für circa 1,5 Milliarden US-Dollar ließ die Regierung das Stadtzentrum wieder aufbauen. War der Blick aufs Mittelmeer in den damals noch weitestgehend frei, versperren jetzt zahlreiche Hochhäuser die Sicht. Inzwischen lebt ein Drittel des sechs Millionen Menschen großen Landes in Beirut.

Alle Fotos: © Patrick Baz/AFP/Getty Images

Früher galt Beirut als "Paris des nahen Ostens". Trotz des Wiederaufbaus schaffte es die Stadt nicht zu diesem friedvollen Image zurück. Beirut ist als Party-Hochburg des Nahen Ostens beliebt, doch der Frieden wirkt zerbrechlich: Der Libanon erlebt als Nachbarland zu Syrien einen gewaltigen Flüchtlingsstrom. 1,3 Millionen Menschen wurden für Anfang 2015 erwartet – zur Erinnerung: Der Libanon hat etwa die Größe von Hessen.

In Beirut tummeln sich nun die Kulturen. Einerseits bekommen Flüchtlinge Zuspruch von der Bevölkerung, immer wieder kommt es aber auch zu Auseinandersetzungen. Kriegstreiber und Schmuggler treiben ihr Unwesen. Jobs sind vor allem für Flüchtlinge rar, ihre Kinder verdingen sich auf der Straße, statt in die Schule zu gehen. Beirut ist eine Stadt im Ausnahmezustand.